Jörg Schönbohm: Feierlicher Abschied von einem Offizier alter Schule 

Veröffentlicht am

von Stefan Friedrich

Am Freitag wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung mit militärischen Ehren der frühere CDU-Politiker Jörg Schönbohm im Berliner Dom mit einem Trauergottesdienst verabschiedet. In ihren Trauerreden würdigten Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und der frühere Ratsvorsitzende der EKD, Wolfgang Huber, den markanten konservativen Politiker, dessen größte Lebensleistung in der Zusammenführung der beiden deutschen Armeen nach der Wiedervereinigung 1990 als Befehlshaber des Bundeswehrkommandos Ost bestand.

Für mich war General Jörg Schönbohm ein Vorbild in Haltung, Charakter und Gesinnung. Wo andere ihr Fähnchen nach dem Wind drehten, blieb der General, wie ihn respektvoll viele Weggefährten nannten, stehen. Für seine Freunde, wie etwa der 2017 verstorbene hochbetagte Professor Klaus Hornung, war er immer da. Politische Korrektheit und Zeitgeisthörigkeit kannte er nicht. Auf ihn war Verlass. Auf den General konnte man immer zählen.

Im Herbst 2007 lud mich Jörg Schönbohm zu einer persönlichen Unterredung in sein Potsdamer Büro als damaliger Brandenburger Innenminister, das mir in Erinnerung bleiben wird. 

Für die Zeit nach seiner aktiven politischen Laufbahn plante er, für die deutsch-amerikanische Freundschaft werben zu wollen. Außerdem sei ihm die Mission seiner brandenburgischen Heimat ein Herzensanliegen, erzählte er mir damals.

Beide Anliegen begründete er sehr persönlich. Einer seiner Söhne lebte in den USA und die Störungen des deutsch-amerikanischen Verhältnisses belasteten ihn schwer. Mindestens genauso traurig stimmte ihn der um sich greifende Atheismus in Mitteldeutschland. Für ihn, den gläubigen Protestanten, war das Leben auf Erden nur eine Zwischenstation, ein Leben ohne Gott unvorstellbar. Daher musste ihm die Begegnung mit atheistischen Beerdigungen in seiner Brandenburger Heimat ein Graus, etwas zutiefst Trauriges, sein. Wäre denn auch etwas Hoffnungsloseres vorstellbar, als ein Heimgang ohne Wiedersehen und Versöhnung?

Ein erfülltes Leben ist zu Ende gegangen.

Herr General, ich bin stolz, Sie kennengelernt zu haben und verneige mich!


Stefan Friedrich ist Leiter des Forums Mittelstand, Pressesprecher der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU im Landkreis Leipzig  und langjähriger CDU-Bürgerdeputierter der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Pankow.

 

 



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