“Auschwitz mal so und mal so” oder “Der Jude soll sich hüten”

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von Gastautor Dr. Wolfgang Hintze

Eine fiktive Geschichte

Szene auf dem aktuellen internationalen diplomatischen Parkett. Es stehen beieinander: der deutsche Außenminister, Heiko Maas, ein Vertreter der Islamischen Republik Iran und eine hübsche junge NGO-Frau von der Initiative BDS.

Maas ergreift das Wort und sagt zu den anderen: “Ich bin wegen Auschwitz in die Politik gegangen.” “Ich auch”, wirft der Moslem freudig ein, “ich will das Werk des Stümpers Adolf Hitler zu Ende bringen.” Mit leicht missbilligendem Seitenblick auf ihren Vorredner meldet sich die junge Dame zu Wort: “Na ja, aber wir sagen das anders.”

Daraufhin Heiko Maas abschließend: “Ist es nicht schön, dass wir uns im friedlichen Dialog auf Augenhöhe multilateral ausgetauscht haben? Darf ich Sie beide im Namen der Kanzlerin auf ein Glas Sekt einladen?”

Dichtung und Wahrheit

Die Geschichte hat sich so nicht abgespielt, aber die Zutaten sind echt: Das Auschwitz-Statement von Heiko Maaß [1] ist bekannt. Alan Posner erklärt in der “Welt” unmissverständlich [2]:

“In dieser Woche, kurz vor dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, hat das Mullahregime erneut bewiesen, dass es die Arbeit der Nazis zu Ende führen will.”

Und die weltweite Kampagne BDS (Boykott, Desinvestition, Sanktionen: Unsere Antwort auf israelische Kolonisation, Apartheid und Besatzung) [3] ist bekanntlich kaum etwas anderes als die zeitgenössische Form der berüchtigten Parole:

“Deutsche wehrt Euch, kauft nicht beim Juden”
Sie wurde kürzlich durch das Reiseunternehmen Airbnb [4] noch ergänzt durch die de-facto-Forderung
“Touristen wehrt Euch, schlaft nicht beim Juden.”
Vergessen wir schließlich auch nicht, dass die Kanzlerin [5] und die EU [6] das zwecks Verhinderung des gegen Israel gerichteten Atombombenbaus von Trump verhängte Embargo gegen den Iran scharf ablehnen.

Aber nicht nur Aktuelles, auch Grundsätzliches ist zu hören. So betätigte sich kürzlich der unvermeidliche Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas als Geschichtslehrer und klärt sein Volk und die Welt darüber auf, wer Schuld am Holocaust hat [7]:

das jüdische Volk sei Schuld, der Holocaust sei nicht durch Antisemitismus ausgelöst worden, sondern durch das “soziale Verhalten” der Juden

Lebensbedrohliche Situation für Israel

Posner hat die für Israel lebensbedrohliche aktuelle Situation mit dem Iran prägnant beschrieben. Wir lesen [2]:

“Wenige Tage vor dem Auschwitz-Gedenktag zeigt der Iran sein hässliches, antisemitisches Gesicht […] Umso mehr ist es zu begrüßen, dass US-Außenminister Mike Pompeo zusammen mit der polnischen Regierung über 70 Staaten für den 13./14. Februar zu einer Konferenz nach Warschau eingeladen hat, die sich mit Fragen ‘des Friedens und der Stabilität, der Freiheit und der Sicherheit’ in der Region befassen wird. Die Konferenz soll vor allem Strategien gegen den Iran entwickeln. 
Teheran reagiert wütend. Außenminister Jawad Sharif twitterte: ‘Erinnerung an Gastgeber / Teilnehmer der Anti-Iran-Konferenz: Die Teilnehmer der letzten Anti-Iran-Show der USA sind entweder tot, in Ungnade gefallen oder marginalisiert.’ 
Der iranische Sponsor Russland boykottiert die Konferenz. Das war zu erwarten. 
Dass aber die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini das EU-Mitglied Polen desavouierte und erklärte, ihre Teilnahme sei ‘äußerst unwahrscheinlich’, ist unverständlich.”

Nein, die Botschaft ist sogar sehr gut verständlich: Die EU hält zum Iran und nicht zu Israel.

Das “Krebsgeschwür” Israel von der Erdoberfläche tilgen

Weiter in der “Welt”:
Nachdem iranische Truppen in Syrien eine Rakete auf Israel abgefeuert hatten, erklärte der Luftwaffenchef des Iran, Asis Nasirzadeh: ‘Wir sind voller Ungeduld, das zionistische Regime von der Erdoberfläche zu tilgen. Unsere künftigen Generationen erwerben die Kenntnisse, die gebraucht werden für den Tag, an dem Israel wie versprochen zerstört wird.’ 
Schon vor Wochen hatte der angeblich ‘gemäßigte’ iranische Präsident Hassan Ruhani Israel als ‘Krebsgeschwür’ bezeichnet.”

Deutsche Staatsräson? Da zittert der Mullah!

Posner meint abschließend völlig zu Recht:

“Ein Land, das Israels Sicherheit als Teil seiner Staatsräson bezeichnet, muss die Konferenz in Warschau unterstützen. Außenminister Heiko Maas sollte teilnehmen. Und Frau Mogherini mitnehmen.”

Posner sollte nun berichten, wie sein Vorschlag aufgenommen und umgesetzt wird. Wir warten gespannt.

Zu der von ihm ins Spiel gebrachten heiklen Frage der Staatsräson berichtet die “Zeit” von der Bundestagsdebatte zum 70. Gründungstag Israels [8]:

“Der Fraktionsvorsitzende der AfD, Alexander Gauland, sagte ‘es war und ist richtig, die Existenz Israels zu einem Teil unserer Staatsräson zu erklären.’ Das enthalte jedoch die Verpflichtung, im Ernstfall an Israels Seite ‘zu kämpfen und zu sterben’. Er sei nicht sicher, ob das Ausmaß dieser Verpflichtung überall in Deutschland verstanden werde. Die Existenzsicherung Israels beginne am Brandenburger Tor, sagte Gauland. Wer den Davidstern verbrenne und Kippaträger angreife, habe das Gastrecht in diesem Land verwirkt.”

Wäre ein realistisches und verantwortungsvolles Statement wie dieses nicht eigentlich Sache der Regierung gewesen?


Hinweise:

[1] 16.03.18 https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_83401430/neuer-aussenminister-heiko-maas-wegen-auschwitz-in-die-politik-gegangen-.html

[2] 22.01.2019 https://www.welt.de/debatte/kommentare/article187501094/Irans-Anti-Israel-Kurs-Das-Mullah-Regime-will-die-Arbeit-der-Nazis-zu-Ende-fuehren.html, Alan Posner

[3] http://bdsberlin.org  Boykott, Desinvestition, Sanktionen: Unsere Antwort auf israelische Kolonisation, Apartheid und Besatzung

[4] 22.11.18 http://www.spiegel.de/reise/aktuell/airbnb-streicht-angebot-in-siedlungen-israel-ruft-zum-boykott-auf-a-1239615.html

[5] 11.05.2018 http://www.spiegel.de/politik/ausland/angela-merkel-abschied-aus-iran-abkommen-verletzt-vertrauen-a-1207249.html

[6] 16.05.2018 https://www.handelsblatt.com/politik/international/europaeische-unternehmen-in-der-iranfalle-bruessel-kontert-us-sanktionen-doch-die-wirtschaft-lehnt-die-plaene-ab/22571102.html

[7] 01.05.2018 http://www.spiegel.de/politik/ausland/mahmoud-abbas-gibt-juden-schuld-am-holocaust-a-1205676.html

[8] 26.04.2018 https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-04/unabhaengigkeitstag-israel-70-jahre-staatsgruendung-bundestag-debatte



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