Frontberichterstattung an die Zeitung: Zusammenrottung und Unterwanderung bei Busfahrern

Veröffentlicht am

Von Gastautor Steffen Meltzer

Vorsicht liebe Touristen, wenn Sie in Potsdam Verkehrsmittel benutzen und womöglich vollkommen arglos in einen der vielen umherfahrenden Busse einsteigen. Dann ist höchste Gefahr im Verzug. Ich selbst nutze ja immer wieder den Nahverkehr und steige nur gut gesichert und nach mehreren Konfliktlösungsseminaren mental bewaffnet in so ein Vehikel, um mich vor den diskriminierenden Fahrzeuglenkern zu schützen. Es ist gar nicht so einfach, sich als Besitzer einer Monatskarte in der Dissonanz der Verdrießlichkeit ordnungsgemäß zu bewegen, ohne als braver Bürger gegenüber irgendeiner Kontrollinstanz unbeabsichtigt Missmut zu erzeugen.

Auch ich wurde schon von einem Busfahrer angeraunzt, als ich zu spät das „Stopp“ für die Haltestelle drückte. Das Leben ist gnadenlos und ich habe dieses traumatische Erlebnis verkraftet, mir meiner eigenen Nachlässigkeit selbstverständlich demütig bewusst.

Außerdem weiß ich zu gut, dass Busfahrer einer Menge dysfunktionalem Stress ausgesetzt sind. Sie werden mitunter beleidigt, bespuckt, geschlagen oder ständig mit irgendeinem Anliegen genervt. Tendenz steigend. Die meisten bleiben gelassen, einige wenige sind unfreundlich, andere dagegen hilfsbereit. Sogar ein „Deeskalationstraining” steht auf dem Schulungsplan, ich selbst hatte einmal drei Tage lang mit den Herren als Trainer ein diesbezügliches Seminar absolviert, zur Belohnung durfte ich dafür einmal eine Straßenbahn lenken.

Im Potsdamer Umfeld lauern zusätzlich noch zwei andere Gefahren: korrekte Politiker, die die Oberaufsicht über die Medien führen wollen und bürgerwehrähnliche Ordnungshüterinnen, die an wohlwollende Zeitungen Beschwerdebriefe schreiben.
Eine eifrige Beobachterin der Unfriede stiftenden Busfahrerszenerie schrieb dieser Tage einen Brief an eine bedeutende Potsdamer Zeitung, in der sie Ungeheuerlichkeiten mitzuteilen hatte. So habe es „drei Vorkommnisse auf der Linie X1 zwischen Potsdamer Hauptbahnhof und dem Teltower Bahnhof“ gegeben. „Mehrere Busfahrer sollen gegenüber ausländisch aussehenden Fahrgästen und Touristen durch rassistisches Verhalten aufgefallen sein“.

„Ausländisch aussehend“? Woran macht die Dame dieses fest? Wie wir nachfolgend sehen werden: einmal an der Hautfarbe und zweimal an der Sprache. Schauen wir uns die aufgeführten Fallbeispiele nun etwas genauer an:

„Am 26. September soll ein Busfahrer eine dunkelhäutige Frau mit Kinderwagen nicht mitgenommen haben“. Die Beschwerdeführerin weiß es selbstredend besser als der Fahrer: „Der Bus sei nicht zu voll für den Kinderwagen gewesen.“ Ob es an der dunkeln Hautfarbe lag, kann aber in diesem Zusammenhang nur erraten werden, kommt jenes doch geschätzte mehrere hundert Mal pro Woche in Deutschland vor und das ganz unabhängig von der Hautfarbe. Woher weiß sie denn, dass die Mutter keine Deutsche war? Wegen ihrer Hautfarbe? Treten da bei der Aufpasserin ein paar Vorurteile gegenüber Menschen mit anderem Erscheinungsbild zutage?

„Bereits am 13. September habe die Leserin erlebt, wie auf der Fahrt im X1 von Teltow nach Potsdam ein Mann, der sich nicht klar auf Deutsch ausdrücken konnte und ein Ticket „zum Bahnhof“ kaufen wollte, von dem Busfahrer angeschrien wurde, dass er erst einmal Deutsch lernen solle und dann Bus fahren darf.“ Ob der gleiche Busfahrer auch zu deutschen oder deutschsprechenden Fahrgästen bei Anfragen unhöflich ist, zumal manche Dialekte von Potsdamern schwer zu verstehen sind, ist nach meiner Erfahrung zu vermuten, aber Genaues weiß man nicht.

Wenden wir uns der nächsten dramatischem Begebenheit zu: „Ein dritter Vorfall habe sich erst am 11. Oktober, erneut am Potsdamer Hauptbahnhof im Bus X1 Richtung Teltow, um 16:36 Uhr ereignet. Der Busfahrer sei gerade einen Meter vom Bussteig losgefahren, als eine Englisch sprechende Touristin ihn bat, zu stoppen, da sie aussteigen wollte. „Ja, ja, Pech gehabt“, habe der Busfahrer nur geantwortet und sei weitergefahren.“

Gegenüber einer „englisch sprechenden Touristin“ auf „Rassismus“ zu schließen, erscheint mir jedoch etwas abenteuerlich, was machen wir, wenn der Busfahrer stattdessen keine Frauen leiden kann, weil er gerade in Scheidung liegt? Auf meiner Buslinie zum Beispiel fahren mehrere Osteuropäer, die zwar Deutsch sprechen aber kein Englisch. Dann wäre da noch so eine komische Vorschrift, die es ihm verbietet, außerhalb von Bushaltestellen anzuhalten. Aber das wissen wir ja, sich an rechtliche Vorgaben zu halten, kann unter Umständen gegenüber den „Toleranten“ schwere Intoleranzen erzeugen, ordentlich in die Hose gehen und stark verdachtserregend sein.

Die Briefschreiberin, die selbstverständlich anonym bleiben möchte (es könnte ja sonst von den betroffenen Fahrern Strafanzeigen gegen die „Verteidigerin der Gerechtigkeit“ geben und dann müssten Fakten ran), knallt die Hacken zusammen und gibt gegenüber der Tageszeitung zu Protokoll: Jawohl, es habe sich um drei verschiedene Busfahrer gehandelt! Da wird sich doch nicht etwa bei diesem Verkehrsunternehmen rassistisches Sodom und Gomorra angesammelt haben oder eine Bandenbildung ungeheuren Ausmaßes? Eine rechtsradikale Unterwanderung des Verkehrsunternehmens „Regiobus“ als beginnender Marsch durch die Institutionen? Adlerauge sei wachsam! Völker hört die Signale, wehret den Anfängen, auf zum letzten Gefecht!

Damit sich die Verkehrsbetriebe frei von jeglichem gewaltverherrlichenden Anfangsverdacht machen, haben sie schon einmal präventiv vor der anonymen Anschwärzerin gekuscht und folgendes veröffentlicht:

„… dass Regiobus ein rassistisches Verhalten von Mitarbeitern nicht toleriere. Sollte sich herausstellen, dass sich ein Mitarbeiter tatsächlich rassistisch geäußert oder verhalten habe, gebe es dienstrechtliche Konsequenzen wie Abmahnungen oder Kündigung.“

Es könnte ja sein, dass es sein könnte, dass da vielleicht doch etwas ein klein wenig, möglicherweise, unter Umständen dran sei. Aber Genaues weiß man bedauerlicherweise nicht, es handelt sich lediglich um die etwas spezielle selektive Wahrnehmung einer „Genossin Meldung erstatten!“ Die Partei hat immer recht!

Um ganz ehrlich zu sein, mal unter uns: Potsdam ist ja alles andere als ein unbeschriebenes Blatt, hier musste einst sogar die Polizei anrücken, als es eine Bundeswehreinheit wagte, mit Fahne (gemeint ist die aus Stoff) und Liedgut in Uniform durch Potsdam zu marschieren. Feind mit Fahne gesichtet, unglaublich so etwas!

Aber auch an der Kinderwagenfront spielten sich bereits Katastrophen ungeahnten Ausmaßes ab. So weigerte sich ein weiterer der üblich Verdächtigen hinter dem Lenkrad der Linie 698 mehrere geflüchtete Familien mit insgesamt fünf Kinderwagen einsteigen zu lassen. „Als der Busfahrer sie darauf hinwies, dass er nur einen, in Ausnahmefällen maximal zwei Kinderwagen mitnehmen dürfe, wurde er als Rassist beschimpft.“ Anschließend soll es zu einer Rauferei mit Beleidigungen, Spucken und Tritten zwischen mehreren Beteiligten gekommen sein. Die Polizei musste eingreifen und wird über das Durcheinander, wenn Aussage gegen Aussage steht, sicherlich „sehr erfreut“ gewesen sein.

Das war aber noch lange nicht alles. Der unerhörte Vorfall über die Einhaltung von Vorschriften im Personennahverkehr brachte wiederum 20 „schutzsuchende Mütter“auf die Palme, „die daraufhin an der Haltestelle Schneiderremise für eine Taktverdichtung der Linie 698 aufmarschierten. Außerdem wünschten sich die Demonstranten einen durchgängigen Bus bis zum Campus Jungfernsee, einen Fuß- und Radweg am Lerchensteig und eine Tempo-30-Zone.“ Die Stadt wird ganz bestimmt unverzüglich jeden der bescheidenen Wünsche erfüllen. Nicht ganz so viel Verständnis wurde einer Siebtklässlerin aus dem Brandenburgischen Luckenwalde entgegengebracht. Ihr werden von den Entscheidungsträgern im Landkreis zugemutet, bei Wind und Wetter täglich 3,9 Kilometer, auch im Halbdunkeln, durch ein Gewerbegebiet und einen Wald zu laufen. Die Bürokraten führten sich auf und danach an, dass ganze 100 Meter fehlen, damit die Schülerin in den Genuss einer Schülerkarte kommt. In Deutschland herrscht Ordnung!

Weiter mit Potsdam: Ruhe wollte jedoch an der Kinderwagenfront einfach nicht einkehren. „Gut gedacht ist nicht gut gemacht“, sinnierte ein sehr wichtiger lokaler Linken-Politiker. Er verbat sich in seiner Redezeit als Abgeordneter der Stadt Potsdam, dass die „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ über die Demonstration der Mütter mit Foto und Angabe zur Herkunft berichtet hatte. Er kritisierte: „die Berichterstattung der Lokalmedien, die einen ursächlichen Zusammenhang zu den Flüchtlingen, die am Lerchensteig wohnen und die Buslinie nutzen, herstellten“. Die Zeitung wäre an den Hasskommentaren „schuld“. Ob er damit auch sachliche Kritik meinte, blieb im Dunkel der Zeitgeschichte.

Nun, die PNN steht als Ableger des Tagesspiegels nicht im Verdacht, zulasten von Zugereisten zu berichten. Aber links ist manchen eben noch nicht links genug. Was waren das für glorreiche Zeiten, als eine Handvoll Politiker darüber bestimmen konnten, was „ihr Volk“ in der Zeitung zu lesen hat!

„Genehmigt E.H.“

Steffen Meltzer, Autor von „Schlussakkord Deutschland: Wie die Politik unsere Sicherheit gefährdet und die Polizei im Stich lässt

Der Artikel erschien zuerst auf TICHYS EINBLICK



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