Chemnitzer Schweigemarsch – Ein Augenzeugenbericht

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Sehr geehrte Frau Lengsfeld,

bin nun seit einigen Stunden von der Demo der AfD wieder zu Hause. Hier nun ein kurzer Rückblick:

Beginnen sollte die Demo um 17:00 Uhr. Man ließ uns eine Stunde warten. Während dieser Zeit unterhielten sich die Teilnehmer und zeigten Geduld. Dann, nach dem Verlesen der Auflagen, setzte sich die Demo in Bewegung. Zum Bild der Teilnehmer – heute lief die „bürgerliche Mitte“. Das konnte ich festmachen an der Kleidung und an den Gesprächen, die geführt wurden. Die Menschen kamen aus ganz Deutschland. In meiner Nähe standen Menschen aus Eilenburg, Düsseldorf, Berlin, dem Spreewald, Waldheim. Auffallend viele Frauen. Aber auch viele Familien mit Kindern. „Sprecht ihr in der Schule über die politischen Verhältnisse?“ , fragte ein Mann einen Jungen. Seine Antwort: „Nein.“ Am Rande der Demo standen Wasserwerfer und Räumpanzer und wirklich jede Menge Polizei aus allen Bundesländern. Am Karl-Marx-Kopf wurde die Demo gestoppt. Der Grund war eine Blockade durch die Gegendemonstration der Linken.

Eine Plakataufschrift lautete „Antifa statt Deutschland“. Wir warteten. Dann vermeldete die AfD-Leitung, dass die Demo aus Sicherheitsgründen aufgelöst sei. Keiner von uns konnte das verstehen, denn bis jetzt gab es wirklich keinerlei Anlass dazu. Nach Rücksprache mit den Organisatoren wurde uns wörtlich gesagt: “Sie und wir wollen heute Abend gesund zu Hause sein. Hier sind Familien mit Kindern, die sollen heil nach Hause kommen. Das ist das Wichtigste.“ Aber eigentlich standen wir alle fassungslos da. Dann sah man an der Spitze der Demo plötzlich Polizei, die zum Verlassen der Demo aufforderte. Direkt an der Nahtstelle zwischen den Demonstranten stand übrigens keine sächsische Polizei.

Sie können sich nicht vorstellen, welche Enttäuschung und welcher Zorn in uns aufflammte! Man sprach noch einige Worte und wir gingen vorbei an den Polizisten. Eine Frau trat an ca. 30 von ihnen heran und sagte: „Schämt euch.“ Unser Nachhauseweg führte uns an den feiernden Antifa-Leuten vorbei, die auf der bereits aufgebauten Bühne für Montag ihren Sieg über die „Rechten“ feierten indem laute Musik erklang.

Wir stehen einem mächtigen Machtapparat gegenüber. In Gesprächen ging es darum, dass wir wenigstens in Sachsen diesem System Widerstand entgegen bringen werden. Und da sind wir hoffnungsvoll. Wir kommen wieder!

Betrachten Sie diese Infos als meine persönlichen Eindrücke. Ich möchte nicht, das Sie meinen Namen erwähnen.

Mit freundlichen Grüßen,

K. B.

P.S. 1989 standen viele von uns an gleicher Stelle. Aber damals hatten wir nicht so einen mächtigen Gegner.



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