Lieber Andreas Scheuer,
es gab mal eine Sendung bei Anne Will, wo Sie von zwei Damen in unfairer Weise lächerlich gemacht wurden, weil Sie gesagt haben, dass die deutsche Sprache zu lernen unverzichtbar für die Integration sei (Sie hatten das etwas ungeschickter ausgedrückt). Ich habe Sie damals in Schutz genommen, weil ich diese Art des Umgangs, den die beiden Damen an den Tag legten, unerträglich fand.
Um so verwunderter bin ich, wie Sie sich Frau Dr. Weidel gegenüber in der ZDF-Sendung mit Marietta Slomka verhalten haben. In einer Konstellation, in der Frau Weidel allein gegen alle anderen Diskussionsteilnehmer, die Moderatorin und ein offensichtlich speziell handverlesenes Publikum stand, wäre Fairness das Gebot der Stunde gewesen.
Dass man die nicht von Heiko Maas, Jürgen Trittin, Katja Kipping und auch nicht von Frau von der Leyen erwarten kann, die sich in ihrem Umgang mit der Bundeswehr als rücksichtslose Karrieristin geoutet hat, war klar.
Sie hätten die Chance gehabt, ihren Wählern zu demonstrieren, dass nicht alle Politiker gleich sind. Sie haben sie nicht nur nicht genutzt, Sie haben sich in unwürdigster Weise am Weidel-Bashing beteiligt und mit Ihrer Schlussbemerkung an Schäbigkeit noch unseren Zensur-Minister Maas übertroffen.
Den Abgang von Frau Weidel mit dem Hinweis, auf die „Häppchen“, die es hinter der Bühne gäbe, zu diskreditieren, ist einfach nur zum Speien.
In meiner Schulzeit galt die Regel: Zwei auf Einen ist feige. Heute wird es von Leuten, die sich den „Minderheitenschutz“ auf die Fahnen geschrieben haben, nicht nur für normal gehalten, dass es eine Konstellation „Alle gegen Eine“ gibt, sondern dass in der Diskussion auch jeder Respekt vor Andersdenkenden fehlt. Im Gegenteil. Alle suchen sich noch in der Schäbigkeit der Anwürfe zu übertreffen. Sie haben dabei den Sieg errungen und sogar Maas auf den zweiten Platz verwiesen.
Wie feige oder wie ängstlich muss man sein, wenn man in einem solchen Spiel mitwirkt?
Ihr Verhalten ist eines Generalsekretärs einer Partei, in der bürgerlicher Anstand noch etwas gelten sollte, absolut unwürdig! Entschuldigen Sie sich öffentlich bei Frau Weidel!
Helmut Kohl hat mir einmal erzählt, dass seine Mutter ihm beigebracht hätte, sich immer so zu benehmen, dass man dem Gegenüber bei der nächsten Begegnung unbefangen in die Augen sehen kann.
Frau Weidel werden Sie wieder begegnen, vermutlich als Chefin einer Bundestagsfraktion, die durch Pöbeleien, wie sie in der ZdF-Sendung vorkamen, nicht schwächer, sondern stärker ausfallen wird!
Vera Lengsfeld