Ich kenne Moskau, seit ich 1967 das erste Mal mit meinen Eltern da war. Es war Februar, die Temperaturen bewegten sich um die -10 Grad Celsius. Die Stadt erschreckte mich. Ein braun-graues Steinmeer, bestückt mit Losungen, die auf alle nur denkbaren Weisen vom Sieg des Sozialismus und die Unschlagbarkeit des Marxismus-Leninismus kündeten.
Meine Schwester und ich wurden in unseren neuen Nylonkutten sofort als Westler identifiziert (so sah man in der SU die DDR) und permanent angesprochen. So kamen wir schnell mit Jugendlichen in Kontakt, was im Plan des Reisebüros nicht vorgesehen war. Während meine Eltern im GUM, dem berühmten Kaufhaus am Roten Platz nach Gold und Kaffee, der unglaublich billig und zehn Jahre später bereits aus den Geschäften verschwunden war, anstanden, lernten wir die Schrecken der Moskauer Kommunalwohnungen kennen, in die uns die Jugendlichen einluden. Ich sprach damals fließend Russisch und hatte keine Verständigungsprobleme. Heute weiß ich, dass in diesen Kommunalkas im Zentrum eher die Privilegierten wohnten, auch wenn eine Familie sich ein Zimmer und Bad und Küche mit andern Familien teilen musste. Die anderen wohnten in den endlosen Vorstädten, durch die wir vom Flugplatz kommend gefahren waren. „Moskau am Tag des Sieges“ weiterlesen