Seit es die Kamenzer Rede gibt, ist es üblich, dass der Mitteldeutsche Rundfunk sie überträgt, um sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Das war kein Problem, solange die Redner Friedrich Schorlemmer oder Feridun Zaimoglu hießen. Bei dem Radebeuler Schriftsteller Jörg Bernig kam es allerdings anders. Die Sendung wurde angekündigt, dann aber kurzfristig abgesetzt. Als „Ersatz“ wurde die Ausstrahlung ohne Hinweis auf den Programminhalt in „MDR Kultur“ auf einen Sendeplatz um 22:30 verlegt. Als Bernig nachfragte, was diese Änderung bedeute, erhielt er keine Antwort. Der Sender versah die Ausstrahlung mit dem seltsamen Hinweis, es handele sich bei der Rede um die sehr persönliche Sicht von Jörg Bernig, nicht um die Meinung der Redaktion. Seltsam deshalb, weil es selbstverständlich sein sollte, dass ein Schriftsteller nicht der Verkünder einer MDR-Meinung ist und weil es in einer Redaktion verschiedene Meinungen geben sollte.
Das Problem des MDR war offensichtlich, dass sich Jörg Bernig in der Sächsischen Zeitung skeptisch zu Grenzöffnung und Willkommenskultur unserer Kanzlerin geäußert hatte. Das scheint der Redaktion nicht gepasst zu haben. „Zensur und Zersetzung à la MDR“ weiterlesen