Tod in Venedig bei Arte

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Seit ich Luchino Viscontis geniale Verfilmung der Novelle von Thomas Mann zum ersten Mal gesehen habe, ist sie mein absoluter Lieblingsfilm. Er kam Mitte der 70er Jahre auch in die Kinos der DDR und ich habe ihn wohl ein Dutzend Mal gesehen. Einmal wurden in der Thüringischen Provinz die Filmrollen verwechselt, der Schluss des Filmes wurde in der Mitte gezeigt und die Mitte am Schluss. Wenn die Zuschauer das bemerkt haben sollten, habe ich nichts davon mitbekommen. Sie waren zu tief beeindruckt, um Fragen zu stellen. Ein andern Mal nahm ich einen hohen FDJ-Funktionär meiner Sektion Philosophie mit in die Vorstellung. Er maulte etwas, warum er sich dieses bürgerliche Zeugs ansehen sollte, nach Venedig käme er ohnehin nie. Ich sagte ihm, er solle sich einfach am Anfang mit Dirk Bogade ins Boot setzen und mit ihm zum Lido rüberfahren. Er tat das anscheinend, denn er löste über die ganze Länge des Films nicht mehr den Blick von der Leinwand. Danach kaufte er sich alle verfügbaren Schallplatten mit Musik von Mahler, dessen Stücke den Film kongenial untermalen. „Tod in Venedig bei Arte“ weiterlesen

Florenz in Zeiten von Corona

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Wenn mir zu DDR-Zeiten jemand gesagt hätte, dass mehr als dreißig Jahre vergehen würden, ehe ich mich nach Florenz aufmache, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Aber so war es. Wenn die Welt offensteht, eilt es nicht mehr. Man kann sie heute, morgen, oder auch erst übermorgen ansehen. In Zeiten von Corona kehrte das DDR-Gefühl, eingesperrt zu sein, unerwartet zurück. Mit ihm der Druck, nun endlich anzusehen, was man schon lange wollte, aber nicht getan hat.

Für diese Reise habe ich mich extra impfen lassen. In Italien sind die Corona-Regeln noch strikter als in Deutschland. Es herrscht Impfpass-Zwang für alle. Zwar kommt man unkontrolliert ins Land, wird auch beim Einchecken im Hotel nicht nach Impfungen oder Tests gefragt, kommt aber in kein Museum, keine Kirche und kein Restaurant ohne Impfpass. An vielen Stellen kommt noch eine Fiebermessung hinzu. „Florenz in Zeiten von Corona“ weiterlesen

Herbstlicher Cannabis-Nebel im Staatsministerium

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Zu den heimlich in Baden-Württemberg aufgehängten Schildern schreibt mein Gastkommentator Volker Voegele:

Neuerdings heisst THE LÄND Besucher in Baden-Württemberg an Ortseingängen und Bahnhöfen „Herzlich Willkommen“. Die Verantwortlichen vor Ort sind überrascht. Wer steckt hinter dieser Aktion? Erheiterndes aus dem südwestdeutschen Ländle: „Herbstlicher Cannabis-Nebel im Staatsministerium“ weiterlesen

Das Humboldtforum und die Kulturverleugnung

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Die Debatte um den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses trug von Anfang an die Züge eines Kulturkampfes. Das durch Bomben teilweise zerstörte Gebäude wurde auf Beschluss des SED-Politbüros gesprengt, um die DDR-Geschichte vom Preußentum abzukoppeln. Damals formierte sich eine Bürgerinitiative gegen diese Kulturbarbarei. Ein weltbekannter Gegner der Sprengung war Bertold Brecht. Der Wunsch, einen Aufmarschplatz für staatlich organisierte Großdemonstrationen und Kundgebungen zu sichern, war so groß, dass er für rationale, heute würden wir sagen kultursensible, Überlegungen kein Platz ließ. Jahrzehnte später wurde auf einem Teil der hässlichen, zugigen Brache mitten in der Stadt der „Palast der Republik“ gebaut, ein Protzbau, mit dem sich die SED-Elite ein Denkmal setzen wollte. Die Idee, das Schloss, wenigstens seine Fassade, wieder aufzubauen, kam aus der Bürgerschaft unseres Landes. Es gab ein jahrelanges Ringen darum, denn die SED, die in den neunziger Jahren PDS hieß, entfaltete eine ungeheure Propaganda, um den Abriss des Palastes der Republik und den Wiederaufbau des Schlosses zu verhindern. Dass die Schlossfassade heute wieder steht, ist ein Sieg der Bürger über die Ideologen. Aber letztere haben noch lange nicht aufgegeben. „Das Humboldtforum und die Kulturverleugnung“ weiterlesen

Der Abbau unserer Lebensgrundlagen

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Von Gastautorin Annette Heinisch

Mir kommt die deutsche Politik vor wie ein Doughnut: Alle umkreisen die Mitte, aber da ist nichts. Nur ein großes, gähnendes Loch. Von einer Berliner Politik wird aber etwas ganz anderes erwartet, nämlich dass das Beste in der Mitte ist, die leckere Marmelade!

Für diese Mitte, den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mittelstand, war einst die Union da. In das Loch, dass sie hinterließ, purzeln nun ihre Zustimmungswerte.

Ob in der Union wirklich angekommen ist, dass eine behutsame Kursänderung mit neuen Leuten, die keiner kennt, bei weitem nicht reicht, sondern eine rasante Kehrtwende erforderlich ist, ist fraglich. Es mag mittlerweile unstreitig sein, dass einer der wichtigsten Wahlkampfhelfer der SPD Markus Söder mit seiner CSU war. Dass klare eigene Positionen erforderlich sind, womit man sich von Rot – Grün abhebt, dämmert dank der Jungen Union auch einigen. Die Erkenntnis aber, dass Kompromisse zwar sinnvoll sein können, sie aber nie am Anfang, sondern erst am Ende einer Verhandlung stehen und es Positionen gibt, die grundsätzlich nicht verhandelbar sind, ist noch nicht wirklich durchgedrungen. „Der Abbau unserer Lebensgrundlagen“ weiterlesen

Deutsche Denunziationen und Vorurteile – der „Volksverpetzer“-Blog und Matthias Quent arbeiten sich an EIKE ab

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Der unsägliche Blog „Volksverpetzer“ hat in einem Gastbeitrag des freien Journalisten Erik Klügling versucht einen Schlag gegen EIKE zu landen, den Pionieren der kritischen Begleitung der aktuell immer verrückter werdenden Klima- und Energiepolitik in Deutschland. Zentraler Baustein ist ein ausführliches Interview von Erik Klügling mit Prof. Dr. Matthias Quent – Matthias Quent ist den Leserinnen und Lesern dieses Blogs waghrscheinlich ein Begriff, da ich mit ihm ständig Auseinandersetzungen habe, seit ich sein Buch „Deutschland rechts außen“ rezensiert und auf zahllose Fehler hingewiesen habe. „Deutsche Denunziationen und Vorurteile – der „Volksverpetzer“-Blog und Matthias Quent arbeiten sich an EIKE ab“ weiterlesen

Berlin spart an der Bildung

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Was sich in Berlin abspielt, möchte man für Satire halten, ist aber gar nicht lustig. Im Pannenflughafen BER muss man bangen, ob der Flieger erreicht werden kann, denn es fehlt an Abfertigungsschaltern und Personal. Was erstere betrifft, geht der Mangel auf eine Entscheidung der Berliner Politiker zurück, die den Raum für die eigentliche Aufgabe, Passagiere abzufertigen, einschränkten, weil sie eine größere Shopping-Mall wünschten. In Berlin ankommen ist ein Abenteuer. Wird es für das gelandete Flugzeug eine Treppe geben, damit die Passagiere es verlassen können? Gibt es genügend Gepäckabfertiger, damit ich nicht länger als eine Stunde auf meine Koffer warten muss? Fährt der Flughafenexpress, oder nicht?

Die Begeisterung der Berliner für ihre Politiker scheint aber grenzenlos zu sein. Werden Wahlen abgehalten, kommt man in manchen Wahlbezirken auf 150% Wähler. Diese wundersame Wählervermehrung hat es nicht einmal in der DDR gegeben.

Nun hat sich Berlin aber selbst übertroffen. Über seine Schulen hat die Politik eine Haushaltssperre verhängt. Die Schultoiletten stinken nicht nur zum Himmel, jetzt müssen die Schüler ihr eigenes Klopapier mitbringen, wenn sie die Aborte benutzen wollen. Man könnte über solche Kleinigkeiten hinwegsehen, wenn die Bildung, die angeboten wird, von hoher Qualität wäre. Das ist nicht der Fall. Es gibt zwar keine Sitzenbleiber in Berlin, aber dafür kann man die Schulen verlassen, ohne lesen, schreiben und rechnen zu können.

Josef Kraus hat bei Tichys Einblick drastische Beispiele genannt, wie es um die Fähigkeiten Berliner Schüler bestellt ist: „Berlin spart an der Bildung“ weiterlesen

Dokumentation einer (vergeblichen) Diktatursozialisierung

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Von Gastautor  Lothar W. Pawliczak

Das Buch von Peter Ruben, Camilla Warnke (Hg.) Aktenzeichen I/176/58, Strafsache gegen Langer u.a.: Ein dunkles Kapitel aus der Geschichte der DDR-Philosophie”, Leipzig 2021 sei insbesondere allen zur Lektüre empfohlen, die meinen, die Bürger Ostdeutschlands als diktatursozialisiert bezeichnen zu müssen (Die Buchpräsentation am 23. September 2021 ist hier dokumentiert.). Und dann mögen sie erklären, was diese Feststellung für die aktuelle Politik bedeutet. Wer einst in der DDR gelebt hat, dort aufgewachsen ist, war mehr oder weniger von solchen Vorgängen betroffen, hatte zumindest irgendwie davon gehört, blieb niemals völlig unbetroffen. Sind diese Bürger deswegen heute nicht demokratiebefähigt? Würde man das von Menschen behaupten, die aus Afrika kommen, hieße es, das sei rassistisch, stellte Monika Maron fest. Wenn Herr Wanderwitz von Diktatursozialsierung schwätzt, reproduziert er Vorstellungen, die der Stalinist Lyssenko zu eine schlimmen Theorie ausgearbeitet hatte: Die Individuen erwerben in ihrer Umwelt angeblich Verhaltensweisen, die sie auch unter veränderten Bedingungen beibehalten und vererben. Wenn Menschen nicht so denken und handeln, wie sie sollten, könne man mit ihnen keinen sachlichen Diskurs führen, sondern müsse sie als Feinde bekämpfen. „Dokumentation einer (vergeblichen) Diktatursozialisierung“ weiterlesen

Das Exempel Reichelt: Kampf gegen Andersdenkende

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Heute morgen um 8.10 wurde mir bei MDR-Kultur in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, worum es im Fall Julian Reichelt, dem geschaßten Bild-Chef, eigentlich geht: Das Problem sind nicht die angeblichen Sex-, Drogen und Kasernenhofton-Geschichten, für die es wenig Beweise, aber um so mehr Geraune gibt, es geht um die Unterdrückung jeglichen Widerspruchs gegen die Regierung, politische Entscheidungen und der Kritik am verordneten Zeitgeist. Julian Reichelt als mächtiger Chefredakteur der Bild war den politisch-korrekten Meinungswächtern schon lange ein Dorn im Auge. Ein erster Angriff auf ihn, übrigens mit den ähnlichen Vorwürfen, wie sie jetzt recycelt werden, ist vor etwa einem halben Jahr fehlgeschlagen. Nach überstandenem Compliance-Verfahren kam Reichelt zurück in die Redaktion und machte unerschrocken weiter. Es war nur eine Frage der Zeit, wann der nächste Angriff erfolgen würde. Nachdem sich ein „Rechercheteam“ an ihm abgearbeitet hat, scheinen die Ergebnisse so wenig substantiell zu sein, dass sich Verleger Dirk Ippen weigerte, sie zu veröffentlichen. Den Part übernahm dann die New York Times. Diesmal war die Attacke von Erfolg gekrönt. Reichelt wurde mit sofortiger Wirkung seines Postens enthoben. Ob damit die Bild-Redaktion auf politisch-korrekte Linie gebracht wird, bleibt abzuwarten. 
„Das Exempel Reichelt: Kampf gegen Andersdenkende“ weiterlesen