Über viele Wochen hatte ich La Gomera nur ab und zu als Silhouette am Strand von Pal Mar gesehen, wenn überhaupt, denn an vielen Tagen lag die legendäre Insel unter einer dicken Wolkenschicht verborgen. In die Europäische Geschichte ging der Vulkanbuckel im Atlantik ein, als Kolumbus ihn zur letzten Station vor seinem endgültigen Aufbruch zur Entdeckung der Westroute nach Indien erkor, die ihn nicht ans ersehnte Ziel, aber nach Amerika brachte. In San Sebastian, der „Hauptstadt“ von La Gomera, die an der einzigen Stelle liegt, wo Schiffe landen können, gibt es Kolumbus-Routen, die an wirkliche und vermutete Plätze führen, an denen der Abenteurer verweilt hat.
Wir schifften uns in Los Christianos auf die Fähre ein. Tags zuvor hatte es in Palm Mar ein Jahrzehnt-, wenn nicht gar Jahrhundert-Unwetter gegeben. Statt des üblichen tröpfelnden Schauers, regnete es anderthalb Stunden lang buchstäblich Strippen. Von den umliegenden Bergen wurde Lava und Gestein, mitgerissen von heftigen Bächen, auf die Straßen gespült. Autos gerieten unter Wasser, eine Tiefgarage lief so voll, dass die in ihr abgestellten Fahrzeuge absoffen. Der Schlamm machte manche Straßenabschnitte unpassierbar. Am Nachmittag kam die Sonne wieder und trocknete höher gelegene Stellen schnell. Aber große Wasserlachen waren auch noch am nächsten Tag zu sehen.
Laut Wetter-App sollte es am nächsten Tag eitel Sonnenschein geben, aber die Sonne war hinter einer diesigen Dunstschicht versteckt. Der Taxifahrer, der uns nach Los Christianos zum Hafen brachte, erzählte, dass nur Pal Mar so schwer getroffen worden sei. Der Rest von Teneriffa sei kaum betroffen gewesen. „Sandsturm auf La Gomera“ weiterlesen