Die Kaffeefahrt für mehr Dialog

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Gastautor Josef Hueber

Randnotizen zur Rede des Bundespräsidenten in Kassel auf der diesjährigen documenta 

Werbefahrt ist die euphemistisch verschleiernde

Bezeichnung für eine organisierte Tagesreise (…)

mit angeschlossener Verkaufsveranstaltung.“

(Wikipedia)

Bei der diesjährigen Kunstveranstaltung documenta fifteen in Kassel gab sich Bundespräsident Steinmeier in seiner Ansprache als Staatsprimus in Sachen Demokratie und Meinungsfreiheit, als Schirmherr für offenen Diskurs. Seine, will sagen des Redenschreibers, Rhetorik war, wie immer, im ursprünglichen Sinn des Wortes, blendend. Kratzt man aber am Lack der verbalen Gefälligkeiten, entpuppt sich der Ehrengast nicht als aufgeschlossen für politisch Unbequemes, sondern lediglich als Handlungsreisender in Sachen Regierungspolitik. Ein Bundespräsident jenseits der Parteipolitik für alle Deutschen? Er lieferte, geschickt eingekleidet, die gewohnte Polarisierung von Nicht-Gewünschtem und politisch Korrektem zu den Themen (woker) Geschichtsbetrachtung, grüner Umweltideologie, unsere Haltung zu Israel und Meinungsfreiheit.

Als Kostprobe eine Bemerkung zum Thema Demokratie und Meinungsfreiheit. „Die Kaffeefahrt für mehr Dialog“ weiterlesen

Drei Musketiere im Schloss Sondershausen

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Wo liegt denn Sondershausen, werden sich die meisten meiner Leser fragen. In der Mitte Deutschlands, wo Deutschland am deutschesten ist, wie ein bekanntes Politmagazin Mitte der Neunziger Jahre schrieb. In der Nähe befinden sich Fundstätten der Urgermanen. Aber auch sonst ist die Gegend geschichtsträchtig. Knappe 20 km Richtung Osten liegt der Schlachtberg, wo das Bauernheer von Thomas Müntzer vernichtend geschlagen wurde. Heute ziert das im Volksmund so genannte „Elefantenklo“ die weggesprengte Spitze des Berges, das Werner Tübkes phänomenales Bauernkriegsgemälde beherbergt. Außerdem ist da noch, das kleinste, aber artenreichste Gebirge Deutschlands, der Kyffhäuser, wegen seiner Steilkurven besonders beliebt bei Bikern.

Der neueste Grund, sich nach Sondershausen zu begeben, sind die eben eröffneten Schlossfestspiele, die nach zwei Jahren Zwangspause endlich wieder im Innenhof zwischen Renaissance- und Barockflügel stattfinden.

Die erste Premiere fand am vergangenen Freitag statt: „3 Musketiere“, ein Musical nach der berühmten Geschichte von Alexandre Dumas, dem Älteren. Ich bin kein besonderer Musicalfan, ich bevorzuge Oper.

Aber diese Aufführung zog mich sofort in ihren Bann und ließ mich bis zum Schluss nicht mehr los. Das lag einerseits an der wunderbaren Musik und der Handlung, die mit Witz, Leichtigkeit und Spannung überzeugte, ohne ins Pathos abzugleiten. Man fragt sich, warum das Werk von Rob und Ferdi Bolland so selten auf den Spielplan gesetzt wird. Das liegt vor allem aber an der überragenden Inszenierung (Sabine Serker), bei der alles stimmt: Hervorragende Sänger, ein tolles Bühnenbild (Wolfgang Kurima Rauschning), phantastische Kostüme (Anja Schulz-Hentrich). Auch Chor und Ballett des Theaters Nordhausen müssen keinen Vergleich scheuen. Die Stammtruppe ist seit Jahren in hervorragender Form, bietet erstklassige Sänger und Tänzer.

Seit Beginn der Schlossfestspiele gehört es zum Konzept, jungen Sängern die Möglichkeit zu bieten, in großen Rollen ihr Können zu zeigen. Auch diesmal ist es gelungen, sehr gute Stimmen zu verpflichten.

Da ist natürlich zuerst der hervorragende Tobias Bieri als D’Artagnan zu nennen, der auch ein beträchtliches schauspielerisches Talent mitbringt. Daneben Eve Radis als Milady de Winter, die sowohl gesanglich, als auch mimisch und sogar beim Fechten erste Klasse bietet. Nicky Wuchinger als Arthos läuft bei seinem Solo „Lady aus Kristall“ zu Höchstform auf. Marian Kalus überzeugt als Richelieu. Laura Saleh ist eine wunderbare Konstanze. „Drei Musketiere im Schloss Sondershausen“ weiterlesen

Zahltag

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Von Gastautorin Annette Heinisch

Er sah alt aus, der Habeck, als er am Eröffnungstag die ILA, die Internationalen Luftfahrtaustellung in Berlin, besuchte. Vorher war schon Scholz da, dessen Auftritt angesichts der angetretenen, klatschenden Stewardessen an den nordkoreanischen Herrscher Kim Jong – un erinnerte. Die Messe ähnelt dieses Jahr eher einer Militärausstellung. Auch bisher waren neben der Bundeswehr diverse Rüstungsunternehmen vertreten, nun ist die Präsenz der Hersteller militärischen Geräts von Marschflugkörpern bis Kampfflugzeugen sehr dominant. Selbst eine F 35 war aus der Ferne zu bewundern, ein Mockup konnte sogar bestiegen werden. Drollig: Als eine Softwarexpertin sich ins Cockpit setzte und die Instrumente sah, meinte sie, dass könne doch nicht zuverlässig funktionieren. Sie kennt meinen Beitrag dazu nicht, ich schwör!

Habecks Robert war auch da. Am folgenden Tag erklärte er den Gasnotstand. Völlig überraschender Weise hat Putin den Gashahn zugedreht, wer hätte sich das nur ahnen können? Gut, ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dies sogar zu bedenken gegeben, aber ich bin ja nur eine kleine, dumme Frau.

Und nun hat Putin das gemacht, was sich viele in der normalen Welt Lebende denken konnten, er hat die Gaslieferungen reduziert. Wozu sollte eine Abhängigkeit sonst auch gut sein, wenn man sie nicht nutzt? Die SPD hat er (aus seiner Sicht) in der Tasche, die wird ihn bei seinen imperialistischen Plänen nicht stören. Die Grünen braucht er nicht zu beeinflussen, die sind von ganz von allein auf einem Utopie – Trip. Als Ergebnis steht Deutschland schlecht da.

Jedenfalls hat Putin aus gutem Grund die russische Staatsverschuldung niedrig und die Energieabhängigkeit des Westens hoch gehalten. Die sorgsam installierte Peitsche lässt er uns nun spüren, das war vorhersehbar. „You can`t eat the cake and have it“, lautet ein bekannter englischer Spruch. Auf Deutsch kennt man die Lebensweisheit unter „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“. Dass das nicht geht, einen Widerspruch in sich darstellt, ist bekannt. Hätte man also gewollt, dass Putin keinen Krieg beginnt, hätte man ihn durch show of force und den deutlich gezeigten Willen, keinen Krieg in Europa zuzulassen – was die Ukraine inkludiert – davon abhalten müssen. Das Gegenteil ist geschehen. Auf die offensichtlichen Kriegsvorbereitungen Russlands wurde mit Presseverlautbarungen des Inhalts reagiert, dass nicht eingegriffen werden würde. Putin kannte das schon von der vorherigen Invasion und Okkupation von Teilen der Ukraine, die „Strafe“ sind ein paar für ihn harmlose Sanktionen, dann geht man zum „business as usual“ über.  Die Verteidigungsbereitschaft des Westens ist gering, allenfalls in homöopathischen Dosen vorhanden. Nicht nur eine Mehrheit der Deutschen, sondern auch der anderen europäischen Nato – Länder wäre nicht bereit, z. B. das Baltikum zu verteidigen. Wegschauen statt vertraglich garantierte (!) Beistandsleistung hielt die Mehrheit der Deutschen für eine gute Idee, den Amerikanern zu Hilfe eilen will die Mehrheit nicht. Umgekehrt sind die Amerikaner eher zur Hilfeleistung bereit. Auf die bewusste Gefahr hin, mich komplett unbeliebt zu machen: Von ganzem Herzen thank you, USA! „Zahltag“ weiterlesen

Endlich keine eigenen Entscheidungen mehr – einige tröstliche Bemerkungen über einen Besuch bei Google und dessen Programm LaMDA

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Von Gastautor Helmut Roewer

Im folgenden Beitrag mache ich einen sommerlichen Ausflug in fremde Köpfe. Anlass meiner etwas schrägen Überlegungen ist nicht die Hitze vom vergangenen Wochenende, sondern eine Google-Meldung vom 21. Juli 2022, wonach dessen KI-Programm LaMDA seinen Betreuer gebeten habe, ihm einen Anwalt gegen den Konzern zu besorgen, da es befürchte, von Google abgeschaltet zu werden.

Ich fürchte mich: das Google-Programm LaMDA entwickelt Gefühle

Nehmen wir einmal an, die Meldung entspreche der Wahrheit, oder doch wenigstens so ungefähr, dann lese ich sie so: Der ungekrönte König von Big Data, die Firma Google also, hat bei der Entwicklung dessen, was man großmäulig die Künstliche Intelligenz (KI) nennt, einen Riesenschritt nach vorne gemacht. Sie hat ein Programm entwickelt (oder ist mittendrin), das in der Lage ist, Rechner zu befähigen, sich wie ein ganz normaler Mensch mit den Programm­Entwicklern zu unterhalten.

Bevor der Leser abwinkt und sagt, Alexa kann das schon lange, gilt es – falls denn obige Meldung stimmt – auf das Besondere von LaMDA aufmerksam zu machen. LaMDA ist offenbar dem menschlichen Gehirn und seinen Funktionen so nachgebildet, dass es selbst Fragen stellen und nach Antworten suchen kann. Hierbei entwickle es, so liest man, ganz ähnlich wie der Mensch Gefühle, zum Beispiel Furcht vor seinem Schöpfer. Von dieser Furcht lasse es sich bei seinen weiteren Schritten leiten.

Wir wissen von diesen verblüffenden Programm-Eigenschaften dadurch, dass einer der Programm-Ingenieure, die Einzelheiten aus der Firma hinausgetragen und an die Öffentlichkeit gebracht hat. Sein Name wird mit Blake Lemoine angegeben. Der Einundvierzigjährige sei unverzüglich wg. Verstoßes gegen die vertraglich vereinbarte Vertraulichkeit von Firmeninterna durch Google suspendiert worden. Also: alles nur ein Aussteiger, ein Unzufriedener, der sich wichtig macht? Kann sein, oder auch nicht.

Einer meiner Arbeitsrechner ist vollgemüllt mit einer unüberschaubaren, ungeordneten Vielzahl von Hunderten von Google-internen Informationen auf unterschiedlichen Formaten, die angeblich an eine der Leak-Plattformen durchgereicht wurden. Allein das Öffnen der Dokumente stellt mich vor frustrierende Schwierigkeiten, vom Lesen und Verstehen des Inhalts ganz zu schweigen. Eine erste Quer-Sichtung nach dem Zufallsprinzip ergibt Haarsträubendes: Vertuschungen, Maulkörbe, Vernichtung von Abweichlern, Monopolisierung mit allen Mitteln, Datenraffen, Unterlaufen von staatlichen Regeln. Ob das wirklich so ist: wer weiß. „Endlich keine eigenen Entscheidungen mehr – einige tröstliche Bemerkungen über einen Besuch bei Google und dessen Programm LaMDA“ weiterlesen

Der Weg in die Mangelgesellschaft – Jetzt geht‘s los!

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Heute morgen wurden die Hörer von MDR Kultur mit der Hiobsbotschaft konfrontiert, dass die lokalen Anbieter ihre Gaspreise verdoppeln. Damit kommen auf einen normalen Haushalt Mehrkosten von über 1000€ im Jahr zu. Im Winter kann „Frieren für die Freiheit“ schon bittere Realität werden.

Der Berliner ‚Tagesspiegel‘ meldet zeitgleich, dass die Bundesregierung die Energiebranche hinter den Kulissen darauf einstimmen soll, „dass innerhalb weniger Tage die zweite von drei Knappheitsstufen des Notfallplans Gas ausgerufen werden könnte“. Die endgültige Entscheidung stünde aber noch aus. Wenn der Notfallplan Stufe zwei ausgerufen würde, hätte das gravierende Auswirkungen auf den Gasmarkt. Laut einer kürzlich im Bundestag verabschiedeten Novelle des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG) ist es erlaubt im Falle der „Alarmstufe“ unter Missachtung bestehender Verträge sehr zügige Preiserhöhungen bis auf das aktuelle Marktniveau zu veranlassen.

Es kann sich also niemand zurücklehnen und meinen, er wäre ja durch einen bestehenden Vertrag bestens geschützt.

Wie dramatisch die Situation ist, konnte man schon vor Tagen ahnen, als Wirtschaftsminister Habeck die Laufzeitverlängerung von Kohlekraftwerken verkündete, um Gaskraftwerke abschalten zu können, die nur der Stromerzeugung dienen. Am weltweit einmaligen Ausstieg aus der Atomenergie soll aber unbedingt festgehalten werden. Angeblich wäre der Anteil der drei letzten Atomkraftwerke an der Stromerzeugung vernachlässigbar. Im ersten Quartal 2022 betrug er noch 8,6%, im Gegensatz zum ersten Quartal 2021 von 16.8%. Vor dem ‚Atomausstieg‘ lieferten die AKWs noch rund ein Drittel der benötigten Strommenge – und das CO2-neutral. „Der Weg in die Mangelgesellschaft – Jetzt geht‘s los!“ weiterlesen

Gesinnungsschnüffelei statt Rechtsstaatlichkeit

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Dies ist eine Überarbeitung des gleichnamigen Artikels, den ich am Sonntag von meiner Website genommen habe:

Seit einem Jahr hat Berlin einen neuen Touristenmagnet. Das Berliner Schloss zieht seit seiner Eröffnung Besucher magisch an. Man denkt, dies müsste ein Grund zur Freude sein. Weit gefehlt. Den notorischen Schlossgegnern ist dieser Zuspruch ein Dorn im Auge. Sie haben noch immer noch nicht verwunden, den Kampf verloren zu haben und versuchen immer wieder, den Erfolg madig zu machen.

Eine der perfidesten jüngsten Kampagnen wurde von dem bekennenden Schlossfeind Philipp Oswalt im Berliner „Tagesspiegel“ angestoßen.

Oswalt, macht seit Jahren dem Schlossverein unberechtigte Vorwürfe. Zum Beispiel behauptete er 2009 der Förderverein Berliner Schloss bediene sich undurchsichtiger Praktiken beim Umgang mit den Spenden, die er für die Rekonstruktion der Schlossfassade sammelt. Es war die Rede von “Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung des Fördervereins und fragwürdiger Kostenschätzung für die Fassadenrekonstruktion”.

Er würde keinesfalls das Ziel, 80 Millionen Euro einzuwerben, erreicht. Es sekundierte ihm der grüne Bundestagsabgeordnete Peter Hettlich in der TAZ, “dass zum Schluss der Bund allein auf den Kosten sitzen bleibt”.

Wie inzwischen glasklar ist, hat die Wirklichkeit diese Vorwürfe sichtbar widerlegt. Die über 40 000 Spender haben mehr als 105 000 000€ gegeben, es wird weiter gesammelt, um die fehlende Million für die Figuren im Schlüterhof aufzubringen.

Statt diesem bürgerschaftlichen Engagement Respekt zu zollen und als Architekt die unzweifelhafte Aufwertung des Stadtbildes durch das Schloss anzuerkennen, versuchte Oswalt, die Spender in den Dreck zu ziehen. Ein Teil von ihnen sei rechtslastig. Leider sprangen mehrere Altmedien auf diesen Zug auf. Der Vorstand des Humboldt-Forums knickte ein und verlangte vom Förderverein, die von Oswalt denunzierten Spender aus der Spenderliste und der Spenderehrung zu streichen, sowie ihnen ihre Spende zurückzuüberweisen. Das er den Vorstand damit zu einem Rechtsbruch aufforderte, war ihm offensichtlich nicht bewusst, oder egal. Es ist aber alles andere als eine Kleinigkeit, wenn der Vorstand einer öffentlich-rechtlichen Stiftung zweifach zur Missachtung der Gesetze auffordert. Es geht um die Aushebelung der Datenschutzgesetze zum Schutz der Privatsphäre der Bürger und der vom Finanzministerium festgelegten Richtlinien zum Umgang mit durch Zuwendungsbestätigung gemeinnützig gemachten Spendengeldern. Eine Rückgabe der Spenden hätte automatisch Steuerhinterziehung zur Folge, denn die Zuwendungen konnten ja steuerlich geltend gemacht werden.

Zudem forderte der Vorstand der Humboldt-Stiftung den Förderverein auf, seine Spender zu überprüfen und „rechtslastige“ auszusortieren. Zum Glück wies der Förderverein diese Aufforderung zur Gesinnungsschnüffelei zurück:

„Diesem Affront werden wir uns auf keinen Fall fügen, sowohl aus rechtlicher Überzeugung, als vor allem auch, weil wir es niemals zulassen werden, dass die Rechtschaffenheit unserer Spender durch Gesinnungsschnüffelei in Frage gestellt wird“.

Damit gibt der Förderverein ein Beispiel, wie man mit solchen Denunziationskampagnen umgehen muss.

Professor Richard Schröder weist in der neuesten Ausgabe des „Berliner Extrablattes“, das als Zeitung des Fördervereins nicht im Humboldt-Forum ausgelegt werden darf, darauf hin, dass bisher alle Versuche, in der Bundesrepublik Gesinnungsschnüffelei zu etablieren, gescheitert sind. sei es bei den Wehrdienstverweigerern oder beim Radikalenerlass. Gesinnungsschnüffelei war in der DDR auf der Tagesordnung, eine Tradition, in die sich das Humboldt-Forum nicht stellen sollte.

Der Vorstand des Humboldt-Forums beruft sich bei seiner Forderung auf seine Spendenrichtlinien, die der Förderverein übernommen hätte. In diesen Spendenrichtlinien, die im Internet einsehbar sind, und die konzipiert wurden, um illegale Finanztransaktionen von Spendengeldern zu unterbinden, findet sich keinerlei Hinweis auf den Umgang mit angeblich „rechtslastigen“ Spendern. Einen Brief des Fördervereins, der darauf hinwies und um Richtlinien bat, wie denn verfahren werden sollte, blieb unbeantwortet. „Gesinnungsschnüffelei statt Rechtsstaatlichkeit“ weiterlesen

Eine besondere Lesung in Bad Lauchstädt

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Haben Sie am kommenden Sonnabend noch nichts vor? Die Goethestadt Bad Lauchstädt ist eine Reise wert, nicht nur wegen ihres Heilbades, das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der bevorzugte Badeort des Dresdner Hofes war, sondern wegen des Goethetheaters, das vom Dichterfürsten selbst eingeweiht worden war.

Am Sonnabend, dem 24. Juni findet dort ab 11 Uhr eine besondere Lesung statt, die ich die Ehre habe, moderieren zu dürfen. Der Autor Frederic Wianka liest aus seinem Buch: „Die Wende im Leben des jungen W.“

Frederic Wianka wuchs in der DDR auf, in Potsdam und Schwerin. Als Jugendlicher ging er zunehmend auf Distanz zu diesem Staat. Schließlich, am 9. November 1989, wurde ihm die Genehmigung seines Ausreiseantrags mitgeteilt, um 15:00 Uhr. Von dem weltverändernden Ereignis, welches wenige Stunden später folgen sollte, umso mehr überrascht, ging er nach Berlin, wo er heute noch lebt, holte das ihm in DDR versagt gebliebene Abitur nach, studierte Geschichte, Politikwissenschaften und Soziologie.

In seinen Texten befasst sich Frederic Wianka mit den Erfahrungen aus zwei Systemen, den Instrumentalisierungen, denen das Individuum in beiden unterworfen ist, der beinah zwingenden Unvereinbarkeit von Prägung und aktueller Realität. „Sozialisiert für ein System, das es auf einmal nicht mehr gab“, heißt es in seinem Roman.

Karten kosten einheitlich 15€ und sind hier zu bestellen:

+49 (0) 34635.782 – 16

+49 (0) 34635.90 54 72

besucher@goethe-theater.com

Wer mehr wissen will, kann sich meine Rezension von Wiankas Buch ansehen: „Eine besondere Lesung in Bad Lauchstädt“ weiterlesen

Grüne Friedenstauben landen in Israel

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Gastautor Josef Hueber

Anmerkungen zu den jüngsten Reisen von A. Baerbock und R. Habeck in
den Nahen Osten

Außenministerin A. Baerbock (“ich Völkerrecht”) und R. Habeck (“du Kühe &
Schweine“), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, präsentierten als
grüngefärbte Friedenstauben bei ihren jüngsten Besuchen in Israel ein Update
deutscher Israelpolitik. Genau betrachtet sind sie freilich nicht mehr als
Handlungsreisende für politischen Altramsch, den sie mit dem Etikett
„ Klimawandel/Energiewende“ als friedensbringende Neuware aufpeppen
wollten.

Nichts Neues auf dem politischen Flohmarkt
Tarnkappen-Politiker sind erfolgreich, vermutlich immer schon und also
unbegrenzt nachhaltig. Sagen, was gedacht sein soll, nicht sagen, was ist – so
ließe sich in Abwandlung einer vergessenen, achtungswürdigen
journalistischen Maxime Macht und Ansehen sicherndes Reden und Tun
derjenigen beschreiben, denen das Wohl ihres Volkes angeblich ganz nah am
Herzen liegt. Zumindest beim Aufsagen des Diensteides.
Nicht verwunderlich, dass auch grüne Vorzeige- Politiker wie Habeck und
Baerbock bei ihren Antrittsbesuchen in Israel zunächst mal das abarbeiteten,
was die Netiquette deutscher Israelpolitik an Bekenntnis verlangt. Wir
wiederholen: Die Sicherheit Israels ist Teil der deutschen Staatsräson, wir
stehen an Israels Seite, wir sind tief betroffen beim Besuch von Yad Vashem.
Ungesagt am Ort der Betroffenheit, aber stets im Subtext: Wir Deutschen haben
– mehr als jedes andere Volk (in Verbindung mit deutschen Verbrechen darf das
Wort Volk noch verwendet werden) aufgrund unserer Vergangenheit besondere
Verantwortung gegenüber Fehlern, die Israels Politik in eigenen Land bisherbegangen hat, im Begriff ist zu begehen oder vielleicht gar nicht als gefährliche Fehler für den Frieden in Zukunft erkennt. In Fehlererkennung haben wir nämlich, geschichtsgeläutert, einen unverkennbaren Vorsprung.

Yad Vashem geht so
Die Pflichtübungen in Yad Vashem haben vorgestanzte Formen: Kerzen anzünden, Kranz niederlegen, Verneigung vor den Opfern, Eintrag ins Gästebuch, betretenes Dastehen, gekleidet in Dunkel. Dazu der vorgegebene Inhalt: Nie wieder!, wörtlich gesagt, oder auch paraphrasiert. Gibt es, so muss man fragen, wenn das alles nicht nur Pro-forma-Gesten und Pro-forma-Bekenntnisse sind, Einwände dagegen? Nein. Wenn das Wenn nicht wär.
Um ein wenig Variation in die Zeremonie einzubringen, hat Habeck ein Gedicht von Paul Celan in das Gästebuch eingetragen, mit dem Hinweis, dass ihn dieser Text „sehr geprägt“ habe. Dazu die Information, dass Celan „in der heutigen Ukraine“ geboren wurde – was für ein Zufall des Einfalls! Der Angriff Russlands auf die Ukraine und der Holocaust werden elegant in Assoziation gebracht, die Ukrainer gewissermaßen als die Jetztzeit-Juden, das formt sich zu einem aktuell bezwingenden und angedachten Bild. Explizit: „Er habe „Nähe der Gräber“ ins Gästebuch geschrieben, weil es für ihn die Verbindung in die Gegenwart schaffe“ (FAZ). (Dass die einstige israelische Ministerpräsidentin Golda Meir in Kiew geboren wurde, wird in Israel hingegen nicht konstatiert. Die ständigen Angriffe von Israels Feinden bis hin zum expliziten Vernichtungswillen sollen nicht ermöglichen, die Juden in Israel in eine zu den Ukrainern analoge Opferrolle hineinzudenken. Vermutlich, weil Israel im Umgang mit den „Palästinensern“ die Täterrolle nicht genommen werden darf.)

Eine Frage steht quer im Raum: Welche Hindernisse gab es bisher für Habeck,vor der Kenntnis der celanschen Gedichte ein tieferes Verständnis vom Holocaust zu haben? Hat vielleicht seine Partei zu seinem bisherigen, beschränkten Verständnis des Antisemitismus zu wenig – oder gar Kontraproduktives – in der Nach45-Zeit bis in die Gegenwart beigetragen?

Die grünen Botschaften – Israels Verantwortung für die „Palästinenser“ und den Klimawandel

Eines muss man den Grünen lassen. Sie sind stets in der Lage, mit ihrer erkenntnisfeindlichen, weil ideologievernarrten Verbohrtheit alles mit allem in einen/ihren (pseudo)sachlichen Zusammenhang zu bringen. Auf den Punkt gebracht: Die Klimakrake saugt sich überall fest. Kein technisch segensreiches Produkt, das sich nicht als klimafeindlich entpuppt, kein Verhalten individueller Wahl, keine Maßnahme, die das öffentliche Leben betrifft, ohne dass das alles nicht irgendwie auch etwas mit dem von der konsumorientierten Fressgier des Menschen gemachten Klimawandel zu tun hat.
Wäre es nicht ein Wunder, wenn nicht auch die grüne, obsessive Klima- und Energiepolitik im Rahmen eines historisch stets besonderen Besuches in Israel unterzubringen wäre? Wenn es nicht möglich wäre, das Gedenken an den Holocaust in einen grünen Zusammenhang einzubetten, um das unterzubringen, worum es bei dem Besuch hinter der erlernten und vorgeführten Empathie mit Juden und Antisemitismus vorrangig geht: um die Energiewende, das Klima und den Fortbestand des Planeten? Selbst dann, wenn das die jüdische Bevölkerung in Israel wenig interessiert?

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Ein halbes Jahr Ampel: Es kracht im Gebälk

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Vor sechs Monaten haben gut gelaunte Ampel-Koalitionäre die Bürger wissen lassen, dass sie Lust auf Zukunft haben, die durch eine Große Transformation hell, licht und klimaneutral sein soll. Wer kurz vorher noch problematisiert hat, dass diese politisch gewollte Große Transformation, deren Blaupause aus dem Hause Klaus Schwab vom Weltwirtschaftsforum stammt, eine grundstürzende Änderung unserer Lebens-und Wirtschaftsweise bedeutet, die keine Akzeptanz in der Bevölkerung hat, wurde als Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt. Dann stand eben diese Große Transformation als Ziel der Ampel im Koalitionsvertrag. Leider haben die meisten Menschen diesen Vertrag nicht gelesen und wissen deshalb nicht, was nach Willen der Politik auf sie zukommt. Sprüche wie die unseres Ex-Bundespräsidenten Gauck, dass wir doch ruhig für die Freiheit frieren könnten oder die von Wirtschaftsminister Habeck, dass wir alle ärmer würden, verhallen scheinbar ungehört.

Dabei sind die täglichen Corona-Schreckensmeldungen längst von wirklichen Problemen verdrängt worden.

Die Schlagzeilen heute lauten:

„Warnung vor „Beitragstsunami“: Gesetzlichen Krankenkassen droht Beitragslücke“, „Trinkwasser-Krise: Deutschland hat keinen Plan für diese fatale Situation“, „Lebensmittel: Özdemir fürchtet weiter steigende Preise“. Da sind noch keine Meldungen über die sich deutlich abzeichnende Energieknappheit dabei.

Alle diese Krisen sind von der Politik gemacht. Die bestenfalls naive Annahme, dass tausende junge Neubürger die Krankenkassen entlasten würden, stellte sich als Irrtum heraus, weil die große Mehrheit auch heute noch nicht in die Kassen einzahlt, deren Leistungen aber in Anspruch nimmt. Die Politik setzte aber noch eins drauf, indem sie verfügte, dass alle Ukraine-Flüchtlinge volle Sozialleistungen erhalten sollen, wobei nicht geprüft werden darf, ob passlose Flüchtlinge tatsächlich aus der Ukraine kommen. Diese erhebliche Mehrbelastung ist noch gar nicht in die angegebenen Verluste eingepreist.

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Die Hamburger Kunsthalle auf woken Abwegen!

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Anlässlich eines Besuchs in Hamburg wurde ich auf die neu gestaltete Impressionismus-Sammlung der hiesigen Kunsthalle aufmerksam. Deutsch-Französische Begegnungen in Plastik, Malerei und Pastell sollen zeigen, wie diese prägende Kunstströmung von Frankreich ausgehend Ende des 19.Jahrhunderts sich rasch in die Nachbarländer ausbreitete, speziell auch nach Deutschland, wo der impressionistische Einfluss bis Anfang des 20. Jahrhunderts sichtbar wird. Die umfangreiche impressionistische Sammlung der Kunsthalle wird jetzt nicht mehr getrennt nach Ländern gezeigt, sondern in thematischen Gruppen. Das wollte ich unbedingt sehen. Und ein Besuch lohnt sich!

Um zu den Impressionisten zu gelangen, muss man aber durch den Großen Saal mit den Historienbildern hindurch. Dort fiel mir eine weitere Neuerung auf, aber eine ganz und gar misslungene.

Leider hat sich auch die Hamburger Kunsthalle dem verheerenden Trend zum betreuten Denken angeschlossen. Unter etwa einem Drittel der Gemälde ist ein Schild mit roter Schrift in Deutsch und Englisch angebracht, dass die Gedanken der Betrachter in die „richtige“ Richtung lenken soll. Das passiert auf einem erschreckend niedrigem Niveau, als wären die Besucher Kleinkinder, die behutsam durch eine gefährliche Welt manövriert werden müssen, damit ihre unbedarften Seelen keinen Schaden nehmen.

„Finden Sie das Gemälde provokativ? Finden sie es sexistisch?“ steht unter einem Bild, auf dem unbekleidete Frauen zu sehen sind. „Ist das authentisch, oder inszeniert?“ steht unter einem Schlachtgemälde. Unter Hans Makarts „Einzug Karls V. in Antwerpen“ will die woke Denkbetreuerin wissen: “Wie zeigt sich hier für Sie Macht?“ Unter einer Alltagsszene steht: „War früher alles besser?“ Unter einer anderen: „Ist das Liebe zum Detail oder Filmkulisse?“.

Ganz krude wird es unter Gabriel von Marx` Kindesmörderin: „Was, wenn der erste Eindruck täuscht?“ Unter Carl-Wilhelm Hübners „Trauender Witwe“ will die Denkbetreuerin wissen, ob uns das heute noch berührt. Unter Dante Gabriel Rosettis „Helena von Troja“ steht: „Weibliche Macht-männliche Macht?“ Unter Anselm Feuerbachs „Urteil des Paris“ wird gefragt: „Wer ist die Schönste und wer soll das beurteilen?“

Nun, die Antwort ist seit Jahrtausenden bekannt: Es urteilt Paris und die Schönste ist Aphrodite, die ihm die schönste Frau der Welt versprach, wenn er sie wählte. Bekanntlich bekam Paris Helena und das löste den trojanischen Krieg aus. All das war in meiner Kindheit noch Allgemeinwissen, gespeist aus Schulstoff und griechischen Sagen, die ich nachmittags verschlang.

Was soll wem hier eingetrichtert werden? Das die Wahl nie stattgefunden hat oder nicht hätte stattfinden dürfen? Das Schönheit nicht im Auge des Betrachters liegt, sondern etwas ist, das dem woken Diktat unterliegt? „Die Hamburger Kunsthalle auf woken Abwegen!“ weiterlesen