Von Gastautorin Annette Heinisch
„Als Totzeit wird in der Regelungstechnik die Zeitspanne zwischen der Signaländerung am Systemeingang und der Signalantwort am Systemausgang einer Regelstrecke bezeichnet. Jede Änderung des Eingangssignals ruft eine um die Totzeit verzögerte Änderung des Ausgangssignals hervor.“, so definiert Wikipedia den Zeitraum sozusagen zwischen – verkürzt gesagt – Ursache und Wirkung in einem System.
Totzeiten sind besonders in der Politik ein schwerwiegendes Problem, denn zwischen den Handlungen und ihren Wirkungen liegen oft viele Jahre. Dieses macht das Lernen so schwer: Der Politiker, der die Wirkung ausbaden muss, ist oft nicht der, der sie eingebrockt hat. Dennoch wird er dafür verantwortlich gemacht. Generell ist es dadurch erschwert, die Wirkung auf die Ursache zurückzuführen, weil manchmal schlicht zu viel Zeit dazwischen liegt. Hinzu kommt, dass in der Zwischenzeit im Vertrauen auf das Gelingen der vermeintlich funktionierenden Weichenstellung Investitionen getätigt wurden. Wenn dann die Wirkung nach der Totzeit deutlich wird, ist es angesichts möglicher Verluste nicht nur schwierig, sich den Irrtum einzugestehen, sondern ein Umsteuern ist dann auch rein tatsächlich sehr problematisch. Auch eine gewisse Trägheit oder das Gefühl falscher Sicherheit, ausgedrückt in dem Satz: „Et hätt noch emmer joot jejange.“, spielen eine Rolle.
Ist es in Deutschland und für Deutschland wirklich immer gut gegangen?
Der Tag der Abrechnung kommt immer. Die Wirklichkeit lässt nicht dauerhaft mit sich spaßen. Dann ist es entscheidend, wie schnell ein Irrtum erkannt und entsprechend agiert wird. Nur derjenige, der sich schnell und konsequent auf eine neue Lage einstellt, überlebt. Nachhaltig ist nämlich nichts, auch Sonne und Erde werden vergehen. Hat das eigentlich schon einmal jemand den Nachhaltigkeitsaposteln gesagt? Wer die Zukunft der Menschheit sichern möchte, sollte sich außerhalb unseres Sonnensystems umschauen. „Totzeiten“ weiterlesen