Die Größten

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Von Hans Hofmann-Reinecke

Hohn und Verachtung haben Muhammed Ali nur stärker gemacht, denn er wusste, was seine Feinde nicht wahrhaben wollten: Er war der Größte. Und so wie Ali seine Kritiker durch Erfolge mundtot machte, so tut es jetzt Donald Trump – nicht im Ring, sondern am Verhandlungstisch.

Falsche Bescheidenheit

Es gibt Männer, die es mit ihrer Selbstdarstellung übertreiben – so sehr, dass sie zur Zielscheibe allgemeinen Spottes werden. Die Medien verhöhnen sie, die Gesellschaft nicht weniger, und alle warten nur darauf, dass diese arroganten Figuren endlich stolpern und mit dem Gesicht im Schlamm landen. Oft ist dieser Wunsch mehr als berechtigt, aber es gibt Ausnahmen.

Ganz selten kommen da solche Kerle, die konsequent bei ihrer unbescheidenen Selbsteinschätzung bleiben, je länger sie im grellen Licht der Öffentlichkeit stehen, und je mehr Presse und Publikum sich ihre Demontage wünschen. Aber irgendwann kommt dann ein überraschender Kipp Punkt: Das Gelächter verebbt, die Minen werden ungläubig, und plötzlich steht, wie ein Elefant aus dem Nichts, die Erkenntnis im Raum: Der ist ja wirklich der Größte – genau so, wie er es immer behauptet hat.

Es geht hier um zwei Männer, die nach Einschätzung des oberflächlichen Betrachters unterschiedlicher nicht sein könnten, aber doch aus dem gleichen Holz geschnitzt sind, wenn auch aus unterschiedlicher Farbe: Muhammad Ali und Donald Trump.

When we were Kings

Cassius Clay, so wie er damals hieß, wurde in Interviews beleidigt und auch vom N-Wort nicht verschont. Seine Verweigerung des Wehdienstes und der Übergang zum Islam machten ihn schließlich zum Paria par Excellence der Sportwelt. Aber in keinem der Interviews, unter keiner Beleidigung hat er jemals auch nur einen Millimeter seiner Selbstachtung eingebüßt. Unverschämtheiten konnten ihn nicht erschüttern, denn er wusste etwas, was die anderen noch nicht wussten: Er war der Größte. Seine Siege machten das Zwar Schritt für Schritt immer deutlicher, aber der Augenblick der Wahrheit kam erst im Oktober 1974, in der drückenden Hitze von Kinshasa, im „Rumble in the Jungle“. Ali, damals 32, trat gegen den 25-jährigen George Foreman im Kampf um die Weltmeisterschaft im Schergewicht an. Foreman hatte bis zu diesem Zeitpunkt von all seinen 40 Kämpfen 37 durch KO gewonnen und keinen einzigen verloren. Die Wetten standen klar gegen Ali, doch der schlug, allen Prognosen zum Trotz, Foreman in der achten Runde KO. Durch eine schnelle Kombination aus einer linken Finte und einem rechten Cross legte er ihn auf den Boden.

Ali hatte also gesiegt und die Welt stand für einen Moment still.  Doch dann jubelte man auf allen Kontinenten: „ALI, YOU ARE THE GREATEST“. (Der Kampf in Kinshasa wurde durch den Oscar gekrönten Film „When We Were Kings“ unvergesslich gemacht).

Die Arena der Politik

Beim Boxen wird mit harten Bandagen gekämpft und, wie Ali erfahren musste, auch mit Handschuhen, die mit Säure getränkt waren. Das beeinträchtigt nach einem Schlag ins Gesicht dann die Sehfähigkeit ganz erheblich.  In der Arena von Real-Estate und Politik sind solch fiese Tricks an der Tagesordnung. In diesem Ambiente also arbeitete sich Trump von Projekten in Brooklyn über Queens zum unangefochtenen Baulöwen von Manhattan empor. Mit 37 Jahren setzte er sich dort an der 5th Avenue mit dem 200m hohen „Trump Tower“ sein erstes Denkmal. In Talkshows wurde er bereits damals öfters gefragt, ob er nicht US-Präsident werden möchte.

Trumps Leistungen wurden in Europa, besonders in Deutschland, verächtlich gemacht. Wenn er behauptete: „Niemand baut so wie ich“ oder „Nur ich kann so ein Problem lösen“, wurde er mit Beleidigungen und Hohn bedacht. Er habe all das von seinem Vater geerbt und würde sich jetzt dafür brüsten. Der „Spiegel“ übertraf sich selbst mit Trump-Kariraturen, wie sie sonst nur an Toilettentüren zu finden sind. Gegenfrage: Was hatten Merz oder Scholz eigentlich hingestellt, als sie 37 waren?

Doch das Gelächter hat auch Trump nur stärker gemacht. Er wusste, was seine Feinde nicht wahrhaben wollten: Er war und ist der Größte. Und so wie Ali seine Kritiker durch Erfolge mundtot machte, so tut es jetzt Donald – nicht im Ring, sondern am Verhandlungstisch.

Die Weltpolitik war sich sicher, dass Frieden zwischen Israel und der arabischen Welt unmöglich sei, solange der Konflikt in Palästina schwelte. Alle US-Präsidenten vor ihm waren dieser Überzeugung, und waren mit ihren Friedensbemühungen gescheitert. Trump ignorierte das Dogma. Mit der ihm typischen Souveränität überging er Konventionen und zelebrierte „The Art oft he Deal“, das Spiel, bei dem alle gewinnen. Das mündete 2020 in die „Abraham Accords“, die Normalisierungen zwischen Israel und diversen arabischen Staaten.

Die Freilassung israelischer Geiseln, so unvollständig sie auch sein mag, ist Resultat von Trumps eigenwilligen Diplomatie. Es ist vielleicht noch nicht Donalds „Rumble in the Jungle“, aber er hat ja noch ein paar Jahre vor sich. Sie sagen er sei doch schon so alt? Das hatte man auch dem 32-jährigen Ali gesagt, und Trump, immerhin vier Jahre jünger als der.

Die heutige westliche Gesellschaft hält es für politisch korrekt, sie zu hassen. Sie merkt nicht, dass sie ohne große Männer untergeht.

Dieser Artikel erscheint auch im Blog des Autors Think-Again. Der Bestseller Grün und Dumm, und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich.



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