Von Hans Hofmann-Reinecke
Nietzsche hatte unrecht. Wir haben Gott zwar getötet, ihn aber nicht durch den Mut zur Nutzung des eigenen Verstandes ersetzt! So leben wir heute in einer Epoche gottloser Dummheit, beherrscht von ideologischer Politik. Unsere kirchlichen, akademischen und industriellen Eliten sehen diesem Verfall tatenlos zu. Doch endlich bäumt sich der Teil der Gesellschaft auf, in dem das gesagte Wort noch gilt, wo Männer und Frauen noch tüchtig sein müssen, wo man den Freunden vertraut und den Feind bekämpft; wo man Tag und Nacht die raue Wirklichkeit vor Augen hat, und nicht nur Twitter und Facebook.
Ist Ehre noch zeitgemäß?
Welches Gefühl befällt Sie beim Lesen der folgenden Worte? Glaube – Schönheit – Ehre – Weisheit – Pflicht – Vaterland. Falls jemand zugehört haben sollte, wird man Sie jetzt mit Verwunderung fragen, was das soll. Diese Dinge sind doch so was von gestern.
Schauen wir uns aber das Abendland der letzten 3000 Jahre an, dann gab es nirgends und niemals eine Epoche, in der eine dieser Tugenden verachtet wurde. Natürlich hat mancher nur so getan als ob; natürlich waren viele Menschen weder schön noch weise, natürlich haben viele ihre Pflicht vernachlässigt oder ihr Vaterland verlassen. Die Färbung dieser Begriffe aber war stets positiv, und jeder hat Anstrengungen unternommen, einen Beitrag zu leisten, oder zumindest den Anschein zu erwecken; alles andere wäre als „ehrlos“ oder „schamlos“ empfunden worden.
Das Abendland hat in diesen 3000 Jahren viel geschaffen, das vom Rest der Welt gerne und ohne Zwang übernommen wurde. Und es könnte sein, dass die eingangs aufgezählten Tugenden mit dieser Überlegenheit im Zusammenhang stehen. Die politisch-mediale Elite der Gegenwart sieht das jedoch anders: 3000 Jahre lang war das Abendland auf dem Holzweg. 3000 Jahre lang, von Pythagoras bis Picasso, von Homer bis Hemingway hat man alles falsch gemacht. Die klassischen Tugenden sind heute bestenfalls peinlich, wenn nicht gleich Nazi.
Ich bin alt genug, um die Zeit vor und nach dieser Wende als Erwachsener miterlebt zu haben; und nicht nur das. Wie jemand sich verändert wird besonders deutlich, wenn man ihn längere Zeit nicht sieht. So konnte ich durch Jahre im Ausland bei meinen Besuchen der alten Heimat deren Wandel wie im Zeitraffer erkennen. Und ich sah , wie diese „Wertewende“ eine galoppierende gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Dekadenz ausgelöst hatte .
Gott ist tot
Ich bin im katholischen Bayern aufgewachsen. Meine Erinnerung ist, dass da kaum jemand wirklich fromm war, dass das Leben dennoch durch den stillen Konsens geprägt war, dass es etwas gibt, das wir gemeinsam haben und das wir ehren müssen. Da gab es natürlich Ausreißer, aber der alltägliche Umgang war durch christliche Werte geprägt. Die alte Kirche der Stadt, mit ihren goldenen Kelchen und silbernen Leuchtern, war Tag und Nacht geöffnet, ohne „Security“ am Portal; das ewige Licht über dem Altar bot damals genügend Schutz.
Heute müsste das Christentum geschützt werden, aber niemand tut es. Man entfernt im vorauseilenden Gehorsam Kreuze aus öffentlichen Räumen, und unsere Minister verzichten beim Amtseid auf Gottes Hilfe. Die Pastoren und Bischöfe verbindet mit dem Christentum nur noch die gr0ßzügige Alimentierung durch die Kirchensteuer, ansonsten lecken sie dem Zeitgeist die Füße. Und Weihnachtsmärkte, die uns früher unter der schützenden Hand Gottes ein Gefühl der freudigen Besinnung schenkten, müssen heute durch Panzersperren gegen Lkw-Angriffe auf Leib und Leben gesichert werden.
Gott ist tot. Aber es kommt noch schlimmer. Für seinen Tod hatte Nietzsche damals die Aufklärung verantwortlich gemacht. Er sagte, der Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, würde Religion überflüssig machen. Ist das heutige Deutschland also von Aufklärung geprägt, vom Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen? Das Gegenteil ist der Fall. Es fehlt sowohl an Mut als auch an Verstand.
Über die Dummheit
Es gibt drei Sorten von Dummheit: Mangel an Wissen, Mangel an Intelligenz und Mangel an beidem. Die Fähigkeit zur Aneignung von Wissen nimmt mit dem Alter kaum ab – im Gegensatz zu anderen Dingen. Das ist zwar keine Garantie dafür, dass alle Greise weise sind, aber es hat zur Folge, dass der junge Mensch, wie intelligent er auch sein mag, zwangsläufig auch dumm ist. Er hatte ja noch keine Zeit, um Wissen anzusammeln. Er wird all das für selbstverständlich halten, zu dem er noch nie eine Alternative gesehen hat – und was hat er schon von der Welt gesehen?
Politik ist ein Gebiet, auf dem Mangel an Wissen katastrophale Folgen hat. Die Römer wussten das und bestückten ihren Senat mit alten Männern, die gemeinsam mit dem Volk das Reich repräsentierten. Die vier Buchstaben „SPQR: Senatus Populusque Romanus“ wurden 753 v. Chr. erstmals in Stein gemeißelt und schmücken noch heute, 3000 Jahre später, die Jerseys der römischen Fußballer. Es war ein Modell, das sich bewährt hat.
Eine Ansammlung alter, kluger Männer ist das präzise Feindbild der Clique, die heute den Ton angibt. Man plädiert dafür, dass auch Analphabeten zu Abgeordneten werden können, und man hat kein Problem damit, wenn jemand zum Wirtschaftsminister wird, der nicht weiß, was Wirtschaft ist, und eine Außenministerin, die nicht weiß, wie groß die Welt ist.
Nietzsche hatte unrecht. Wir haben Gott zwar getötet, wir haben ihn aber nicht durch den Mut zur Nutzung des eigenen Verstandes ersetzt! Wir leben in einem Land, in dem weder Religion, noch Verstand eine Rolle spielen. Unsere Epoche ist von gottloser Dummheit geprägt, von Ideologie.
Solange ALDI offen ist
Glaube, Weisheit und der Sinn für das Schöne sind also auf dem Müll gelandet. Na und? Solange alles funktioniert, wir unser Geld verdienen, Aldi offen ist und wir Urlaub machen können, so lange ist doch alles in Ordnung.
Doch da kommt nun die bittere Wahrheit: Die Dinge funktionieren eben nicht mehr. Ohne den Sinn für Ehre und Verantwortung verroht auch das Alltägliche. Die reifen Früchte vergangener Zivilisation, die uns in den Schoß gefallen sind, waren auf der Basis von Weisheit, Ehre und Pflichtgefühl gediehen. Sie werden ausbleiben, wenn dieser Dünger fehlt, und das ist heute der Fall.
Unsere Minister legen routinemäßig Eide ab, wenn auch nicht vor Gott, so doch vor dem Gesetz:
„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“
Dieser Eid ist die Formalisierung der Übernahme von großer Verantwortung. Wer unter Eid wissentlich eine Falschaussage macht begeht einen Meineid. Meineid ist ein Verbrechen. Wie kann also jemand schwören, seine Pflicht gewissenhaft zu erfüllen, wenn er weiß, dass dazu die Kompetenz fehlt? Wie kann jemand etwa die Verantwortung für die militärische Verteidigung des deutschen Volkes im Kriegsfall zu übernehmen, der (oder die) einen Helikopter nicht von einem Mähdrescher unterscheiden kann?
Die feigen Eliten
Auf höchster Ebene also werden die Werte, der wir unsere Zivilisation verdanken, entehrt und verhöhnt; und diese „vorbildliche“ Verantwortungslosigkeit und Ehrlosigkeit ergießt sich wie eine übelriechende Kaskade über alle öffentlichen Institutionen.
Statt sich gegen den von der Politik unterstützten Verfall von Wissenschaft und akademischer Ausbildung zu wehren, haben die Direktoren der Universitäten nichts Besseres zu tun, als Lehrstühle für Genderforschung zu schaffen, und hinter jede Ecke eine Frauenbeauftragte zu stellen. Aber auch die Großindustrie hat nie harte Kante gegen die wirtschaftsfeindlichen Maßnahmen der Regierung gezeigt, und die Energieversorger haben sich nicht gegen die Zerstörung ihrer Kraftwerke gewehrt. Die Eliten sind bei der Verteidigung unserer Zivilisation gar nicht erst zum Kampf angetreten.
Und so kommt der Widerstand jetzt aus dem Teil der Gesellschaft, in dem das gesagte Wort noch mehr Wert hat, wo die Männer und Frauen noch tüchtig sein müssen, wo man den Freunden vertraut und Feinde bekämpft. Er kommt aus dem Teil der Gesellschaft, die ohne die klassischen Tugenden nicht überleben könnte, weil sie Tag und Nacht mit der rauen Wirklichkeit konfrontiert ist, und nicht nur Twitter, Facebook und Co vor Augen hat.
Wollen wir hoffen, dass viele Städter sich den Bauern anschließen, sodass die grün-gelb-roten Kommandeure, die derzeit auf der Kommandobrücke stehen, entfernt werden und nicht noch mehr Schaden anrichten, als schon geschehen ist.
Dieser Artikel erscheint auch im Blog des Autors Think-Again. Der Bestseller Grün und Dumm, und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich.