Jüngst erreichten mich zwei sehr erhellende Briefe meines Lesers Reinhard Hoffmann zu den Auswirkungen der katastrophalen Sparpolitik der Deutschen Bahn.
- Brief:
Sehr geehrte Frau Lengsfeld
Ein vergleichbares Bahndesaster erlebte ich am 23.11.2022 auf der Eifel Querbahn, die Gerolstein mit Andernach am Rhein verbindet, zwischen Gerolstein und Kaisersesch leider stillgelegt wurde. Ich hatte an diesem Tag einen Werkstatttermin für mein Auto, an dem das Heizungsgebläse defekt war, in der nächsten Markenvertretung im ca. 50Km entfernten Mayen. Trotz ständig beschlagender Windschutzscheibe schaffte ich die Hinfahrt in einer Stunde. Für die Rückfahrt wählte ich die Bahnstrecke Mayen-Andernach-Koblenz-Cochem (an der Mosel) und den Linienbus (L700). Die Fahrt begann bereits mit 30 Minuten Verspätung, weil das Eintreffen eines Zuges aus der Gegenrichtung abgewartet werden musste, da an allen Bahnhöfen die Ausweichgleise abgebaut wurden. Die Fahrt bis Koblenz verlief dann problemlos. Der Zug nach Cochem sollte jedoch ausfallen und damit auch der gewählte Bus. Die Fahrzeit auf der kürzesten Strecke (50Km) hätte „nur“ 3 ½ Stunden gedauert. Ich Benötigte für die von mir ausgesuchte Verbindung (ca. 140Km) 6 Stunden.
Mit freundlichen Grüßen aus der Vulkaneifel
Reinhard Hoffmann
Zusatz von mir (Vera Lengsfeld):
Auf meiner jüngsten Bahnfahrt nahm ich an einer Fahrgastbefragung teil. Dabei berichtete ich, wieso ich im falschen Zug saß. Ich war in Berlin-Südkreuz eingestiegen. Der Zug schien fast pünktlich um 17.43 einzufahren, aber es war nicht meiner, sondern einer, der schon 17.33 abgefahren sein sollte. Auf der Anzeige des Bahnsteigs stand aber, es wäre mein Zug, also stieg ich ein. Es hatte zwar eine Lautsprecherdurchsage gegeben, aber die war schwer zu hören, wenn ein Güterzug vorbeirast. Erst im Zug merkte ich, dass es der falsche war, aber ich konnte nicht mehr aussteigen.
In diesem Fall hielt sich der Schaden in Grenzen, denn ich erreichte meinen Umsteigebahnhof Halle auf dem Umweg über Leipzig und kam lediglich eine knappe Stunde später am Zielbahnhof an. Mit dem richtigen ICE wäre es mir genauso gegangen, denn der hatte über 15 Minuten Verspätung und die Umsteigezeit in Halle betrug 12 Minuten.
Bei der Befragung stellte ich die Frage, warum die Ausweichgleise an Bahnhöfen abgebaut worden wären. Der Unterhalt dieser Gleise sollte eingespart werden. Ob die Verspätungen, die durch fehlende Ausweichgleise entstehen, die Bahn nicht teurer kommen würden, als die Einsparungen, konnte der Kollege nicht beantworten. Immerhin können wir uns freuen: der Deutschlandtakt soll 2070 perfekt sein. Leider werde ich das aller Voraussicht nach nicht erleben.
2. Brief
Sehr geehrte Frau Lengsfeld
Ich kann ihren Frust sehr gut nach vollziehen. Mir ist z.B. unverständlich, dass leistungsstarke Dieselloks wie die Baureihe 232, die in Russland für die DDR-Reichsbahn gebaut wurde, gedankenlos verschrottet werden, anstatt sie an strategisch günstigen Bahnhöfen zu parken um liegengebliebene ICE abschleppen zu können. Auf YouTube gibt es ein Video mit einer CC72000, meines Wissen die stärkste Französische Diesellok, die mit einer TGV kompatiblen Automatik Kupplung ausgerüstet wurde, um defekte TGVs abschleppen zu können. Während man im besten Deutschland aller Zeiten die ICE Fahrgäste bei Oberleitungsschaden etc. einfach im Zug “verglühen” lässt.
Ich wohne in der Vulkaneifel in der Nähe von Gerolstein an der Bahnstrecke Köln-Trier. Auch fast 2,5 Jahre nach der Hochwasserkatastrophe auch im Urfttal, ist die Strecke immer noch nicht durchgehend befahrbar (ich meine das Schnarchen in der DB Chefetage zu hören). Am 6.10.2023 war ein Treffen mit ex Kollegen im 100KM entfernten Köln angesagt. Inklusive SEV-Bummelbus Verbindung betrug die Fahrzeit, oder sagt man besser Krieschzeit 3,30 Std. Die Rückfahrt geriet dann endgültig zur Katastrophe, für die Heimfahrt über 100KM benötigte die Schrottbahn sage und schreibe 5 Stunden. Zum nächsten Treffen werde ich Jedenfalls mit meinem sparsamen Diesel-PKW anreisen.
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