Das war ein Spruch, der zu DDR-Zeiten in vielen Dissidentenhaushalten hing. Ob der auch aus dem Westen kam, wie etliche Antiatomkraft-Sticker, die nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl heiß begehrt waren? Einer davon klebte an unserer Etagenheizung, die mit nasser Braunkohle gefüttert wurde und zum gelben Nebel über Ost-Berlin beitrug. Mein kluger Großvater hat mir schon damals gesagt, dass ich mit meiner Gegnerschaft zur Atomkraft auf dem falschen Dampfer war. Er hatte recht.
Heute leben wir in Zeiten, in denen sich die Absurditäten häufen und man kaum noch hinterherkommt, sie wahrzunehmen. Immer wieder wird gesagt, es gäbe ja keine Gegenwehr. Das ist falsch.
Das politisch-journalistische Kartell hat nur entschieden, den Widerstand einfach nicht mehr wahrzunehmen oder abzulenken. Wenn eine Million Menschen 2020 in unmittelbarer Nähe des Reichstags gegen die Corona-Zwangsmaßnahmen der Regierung protestieren, werden in den Medien daraus zehntausend gemacht und skandalisiert, dass etwa 100 davon den Osteingang des Reichstages „gestürmt“ haben, um Selfies von sich und dem Bundestagsgebäude zu machen. Zwei Polizisten genügten, um das angeblich geplante gewaltsame Eindringen der „Rechten“ (die zum Teil Regenbogenfahnen schwenkten) ins Parlament zu verhindern, aber der „Sturm“ war das perfekte Ablenkungsmanöver. Man musste sich nicht mehr mit den Demonstranten und ihren Forderungen beschäftigen, sondern sorgte sich um die Sicherheit der demokratischen Institutionen.
Einer, der den täglichen Irrsinn in seiner Heimatstadt Jena aufs Korn nimmt, ist Bernd Zeller, Karikaturist und Maler. Er publiziert seit 2019 die Online-Zeitung Senioren-Akrützel“, die „führende Seniorenzeitung“ für Alte und „solche, die es werden wollen“. Zeller nimmt hier mit viel Humor Politik und Medien auf die Schippe. Ich werde künftig Artikel aus dieser Publikation übernehmen, denn erstens ist Lachen gesund (und befreiend!) und zweitens ist Jena überall.
Hier ein kleiner Vorgeschmack:
„Leicht angekratzte willige Anstifter in verantwortlicher Position
Da gab es in den Nachrichten etwas von unseren stammesgeschichtlich nächsten Verwandten, der Grünen Jugend. Den Prozess und das Urteil gegen Lina E. bezeichnete die Grüne Jugend als Farce. Das macht uns nun ratlos, ist das eine Delegitimierung des Staates? Ein Angriff auf unsere Demokratie und die Institutionen? Die Grüne Jugend können wir ja nicht fragen, so baten wir bei der Pressestelle des Thüringer Justizministeriums um die Auskunft, ob die Ministerin darin eine Delegitimierung des Staates erkenne. Die Pressetante der Justizministerin war so originell zu antworten: „Gerichtliche Urteile werden vom Justizministerium grundsätzlich nicht kommentiert. Vgl. GG Art 97 (1): Die Richter sind unabhängig und nur dem Gesetze unterworfen. Zur Einordnung von Äußerungen einer parteinahen Jugendorganisation wenden Sie sich bitte an die entsprechende Partei.“ Nur die Partei darf das also. Der Presse zu entnehmen war eine Äußerung des Thüringer Innenministers, er befinde, die linksextreme Szene radikalisiere sich, die größere Gefahr gehe aber von rechten Strukturen aus. Das könnten nun welche in den falschen Hals kriegen, das könnte als Ermutigung missverstanden werden: Macht nur, die andere Seite ist ja schlimmer und gefährlicher für uns! Aus Worten werden Taten, so ein bekanntes Wort. Darum baten wir die Pressesprecherei des Ministers um die Auskunft, was der Herr Minister erwartet, welche Taten aus diesen seinen Worten werden. Nachdem keine Antwort kam, bemerkten wir den Fangfragegehalt. Einen Politiker nach Verantwortung für Konsequenzen zu fragen, das ist fast schon Delegitimierung des Staates. Genausogut könnten wir bei den Presseleuten des Bundespräsidenten, der immer von denen, „die unsere Demokratie angreifen“, redet und von einem „Angriff auf uns alle“, anfragen, ob der Herr Bundespräsident die Linken mit den Ausschreitungen in Leipzig-Connewitz zu denen, die unsere Demokratie angreifen, rechnet und ob die Angriffe der Linken auf Polizisten Angriffe auf uns alle sind. Was wir getan haben. Schwere Frage für die. Irgendwann hat es keinen Sinn mehr
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