Die Katze im Käfig oder ein Mord macht keinen Schriftsteller

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Thüringen ist das Land mit der größten Theaterdichte. Das freut den Kulturliebhaber, verursacht heutzutage aber auch Probleme, vor allem bei der Finanzierung. Der Freistaat versuchte, das zu lösen, indem er Kooperationen verfügte. An einem Theater sollten nicht mehr alle Sparten bespielt werden, sondern zwei Häuser sollten sich das untereinander aufteilen. Das Theater Nordhausen liefert seine Musikproduktionen nach Rudolstadt, dass dortige Theater bespielt die Nordhäuser Bühnen mit seinen Sprechstücken.

Nun brachte Rudolstadt das Stück „Die Katze im Käfig“ in Sondershausen zur Aufführung.

Das Stück der Australierin Joanna Murray-Smith, eine bekennende Verehrerin der Queen of Crime Patricia Highsmith, handelt von den fiktiven letzten Stunden der erfolgreichen Autorin. Sie wird von ihrer Figur Tom Ripley, eine der komplexesten Möderfiguren, die je erfunden wurden, heimgesucht. Ihr Besucher führt sich als Edward ein, der angeblich von einem New Yorker Verlag in die Schweiz zum letzten Domizil von Highsmith geschickt wurde, um von ihr eine Unterschrift unter einen neuen Vertrag zu bekommen.

Was sich zwischen den beiden abspielt ist ein psychologischer Thriller. Murray-Smith geht der Frage nach, wie Highsmith zu der wurde, die sie war: Eine überaus erfolgreiche, exzentrische Einzelgängerin, deren Haus, das sie nach eigenen Vorstellungen bauen ließ, von der Straße her einem Bunker glich. Eine Frau, die von sich sagte, dass ihr Leben so langweilig gewesen sei, dass sie in ihre fantastischen literarischen Konstruktionen flüchten musste.

Tatsächlich war Highsmiths Leben eher anstrengend. Ihre Mutter wollte sie abtreiben, indem sie eine Flasche Terpentin trank. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als die Mutter im fünften Monat schwanger war- Patricia waren einige ruhige, wenn nicht gar glückliche Jahre bei der Großmutter vergönnt, ehe sie ins Haus ihrer Mutter, die zum zweiten Mal verheiratet war, transferiert wurde, Patricia hasste ihren Stiefvater von Anfang an glühend. Behielt aber seinen Namen. Sie kämpfte vergebens um die Anerkennung ihrer Mutter. Noch 1970 fragt sie sich, was ihre Mutter so furchtbar an ihr fände, Schließlich stünde sie inzwischen im Who´s Who. Das alles und noch viel mehr wird zwischen Patricia (Ute Schmidt) und Edward (Jochen Ganser) auf der Bühne diskutiert.

Im Haus der Kunst fiel im ersten Akt die Tonanlage aus. Ich musste mich so sehr anstrengen, die Dialoge zu verfolgen, dass mir das Stück darüber verloren zu gehen drohte. Da dachte ich an die Worte des legendären Schauspielers Alexander Granach, der befürchtet hatte, dass der Tonfilm die Schauspielkunst zerstören würde, weil die Mimen nicht mehr gezwungen wären, mit Gestik und Mimik zu arbeiten. Ich versuchte also nicht mehr krampfhaft, jedes Wort zu erhaschen, sondern konzentrierte mich auf die Bewegungen und die Mimik von Schmidt und Ganser. Mit Erfolg, Schmidt, die zu Beginn ihrer Karriere  im Theater im Palast, dem Renommierobjekt der DDR, als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet wurde, war mit jedem Zoll die überlegene talentierte Highsmith. Sie ähnelte in manchen Augenblicken sogar dem berühmten Foto der Autorin mit ihrer Katze. Bei Ganser bekam das Publikum vorgeführt, was Klaus Mann gemeint haben musste, als er Gustav Gründgens Mephisto als „asig“ beschrieb.

Den Geist, den Highsmith rief, bekam sie nicht mehr los. Sie wurde am Ende sein Opfer. Oder doch nicht, weil sie von ihm getötet werden wollte? Um ihm vorzuführen, dass ein Mord keinen Schriftsteller macht? Am Ende des Stücks waren viele Fragen offen.

Leider war der Saal nur halb gefüllt Intendant Daniel Klayner ,verfügt leider nicht über die Möglichkeiten des seligen Fürst Günther, der seine Untertanen mit Freibier und kostenlosem Essen ins Theater lockte. Angeblich sollen die Artener dafür 8 Stunden Fußmarsch in Kauf genommen werden.

Uns Heutigen beleibt nur der Appell: Geht ins Theater, Leute! Es lohnt sich, denn es ist besser als jede Netflix Serie, versprochen!



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