Würdelos altern – aus Solidarität und fürs Klima

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Gastautor Josef Hueber

Der Leiter eines Altenheims macht es vor, wie man den Schwächsten der Gesellschaft, den alten Menschen, deren Lebensleistung unseren Wohlstand entscheidend geprägt hat, mit Pseudomoral einen würdelosen Lebensabend beschert.

Omas und Opas Fleiß

Man kennt das: In alkoholisierter Stimmung im Bierzelt dauert es nicht lange, bis die Trinkfreudigen ins Schunkeln geraten und ihre gute Laune ungeniert in den Raum johlen. Der Refrain eines dafür bekanntes Liedes ging so: „Wir versaufen unsrer Oma ihr klein’s Häuschen, ihr klein’s Häuschen…“

Das kleine Häuschen der Oma, das in der schweren Nachkriegszeit gebaut wurde, bedeutete harte Arbeit und Verzicht. Es war Symbol einer Gesinnung in Gesellschaft und Politik, die auf Wohlstand für alle ausgerichtet war, und – ohne das Modewort zu benutzen – Nachhaltigkeit im Sinne von Altersversorgung für die arbeitende Bevölkerung und deren nachfolgende Generationen wollte. „Unsere Kinder sollen es einmal besser haben“ lautete der Cantus Firmus zu Fleiß und Sparsamkeit.

Die Rechnung ohne den Wirt

Man sollte meinen, dass sich diese Generationen dabei nicht verrechnet haben. Und wenigstens im Alter ein Leben führen können, das so etwas wie ein Mindestmaß an Dankbarkeit der Jungen für die Lebensleistung der Alten zum Ausdruck bringt.

Doch dies scheint eine fromme Täuschung gewesen zu sein. Dass in Altenheimen nicht gerade Suite de Luxe auf den Zimmerschildern steht, weiß man. Aber was sich die Heimleitung des Elmshorner Senioren- und Pflegeheims „Haus Thomsen“ ausgedacht hat, spottet nicht nur jeder Beschreibung. Es schlägt, wie man sagt, „dem Fass den Boden aus.“

Der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag SHZ berichtet von einem Schreiben des Heimleiters, wonach Kühlschränke, Eierkocher, Wasserkocher, Kaffeemaschinen und Ventilatore ab September nicht mehr genützt werden dürfen. Dies seien nämlich „Stromfresser“, weswegen man sie entweder in Verwahrung nehmen oder den Angehörigen zurückgeben werde.

Und damit die alten Leute diese Bevormundung auch einsehen, wird mit Strafgebühren gedroht, zu zahlen an das „Amt für Soziales“. Die Moral hinter der Geschicht: „Die Gebühren sollen abschrecken, weil die egoistische [!] Nutzung von Zusatzgeräten die Heimkostenerhöhung Dritter nach sich zieht, unsolidarisch ist und die Gesamtanstrengungen der Gesellschaft hinsichtlich Energieeinsparung ignoriert.“

Zynismus pur

Zynismus der Extraklasse wird freilich deutlich, wenn man sich die Präsentation des mildtätigen Hauses im Internet ansieht. Dort ist zu lesen : „Wir möchten unseren Bewohnerinnen und Bewohnern ein „Daheim-Gefühl” vermitteln, das die eigenen Lebensweisen und Gewohnheiten berücksichtigt und respektiert. Ein „Daheim-Gefühl” umfasst alles, was wir mit dem Begriff „ Wohnen” verbinden. Gerade dement betroffene Menschen brauchen einen sicheren Ort, wo sie sich aufgehoben fühlen“.

Aufs Maul geschaut

Das Bayerische kennt für derartig Verlogenes einen Ausdruck der besonderen Verachtung: Pfui Deife, will heißen Pfui Teufel!

Quellen: https://t1p.de/iiunn

https://t1p.de/5btlq



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