Glosse zur Sparwut: Mit Schnippchen ein Schnäppchen machen

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Von Gastautor Steffen Meltzer

Politiker, Medien und gute Mitbürger überschlagen sich zurzeit mit Sparvorschlägen. Unser Leben wird zunehmend eingeengt. Es besteht zum Beispiel nur noch die Chance, an Corona oder dem Klimawandel zu sterben. Der natürliche Tod wurde per Glaubenserlass von ganz oben abgeschafft, ebenso wie die zwei biologischen Geschlechter. Deshalb ein Vorschlag zur Einsparung von Wasser, Energie u. a. überlebenswichtigen Menschheitsressourcen:

Machen wir es kurz: Das gute alte Plumpsklo muss wieder eingeführt werden. Leben wie zu Omas Zeiten wird chic und modern! Um die Leute noch etwas mehr zu beschäftigen, soll das nach Bioexkrementen geruchsintensive Trockenklo (mit Holzdeckel, Handknauf und Jauchegrube) direkt eine Treppe tiefer eingebaut werden. Wer ein unsolidarisches Haus sein Eigen nennt, muss dabei über den unbeleuchteten (Strom sparen!) Hof gehen, selbstverständlich auch zur Nachtzeit. Der Lokus wird outgesourct, ähnlich der Politik, bei dem anrüchige Lobbyisten die Entscheidungen treffen.

Wichtig ist, dass auf diesem Abort kein elektrisches Licht eingeschaltet werden kann. Kerzen oder Öllampen sind ausreichend und voll im Biotrend. Abgegebene Winde (bestehen aus 65 Prozent Stickstoff, 20 Prozent Wasserstoff, zehn Prozent Kohlendioxid, drei Prozent Methan) sind über ein mechanisiertes System, das an einen externen Dieselgenerator angeschlossen ist (wichtig, falls wieder einmal der Strom ausfällt), aufzufangen und vorzugsweise mit dem SUV oder Porsche aus der Tiefgarage zur Sammelstelle zu bringen. Sie werden als Ersatz für das nicht gelieferte Erdgas in den Wirtschaftskreislauf eingespeist. Niemand muss wegen seines schicken Transportfahrzeuges dabei ein schlechtes Gewissen haben. Die Doppelmoral ist ohnehin schon längst zur vorherrschenden Lebensweise geworden.

Das neue Gemeinschaftsgefühl

Somit schafft es Deutschland Unmengen an Wasser zu sparen, das wertvolle Nass benötigt zum Beispiel Elon Musk für seine neue Teslafabrik in Brandenburg. Die hat allein den Verbrauch einer Stadt, ja die erneuerbaren Energien sind uns lieb und teuer. Auf die Natur kann dabei keine Rücksicht genommen werden.

Gleichzeitig treten wir durch das neue Dunkeldeutschland auf den hiesigen Latrinen dem Klimawandel entschieden entgegen. Dieses Gemeinschaftsgefühl schweißt zusammen, denn alle, die mitmachen gehören zu den Guten. Ein tolles Gefühl! Um sich als Gleichgesinnte untereinander zu erkennen und Mut zuzusprechen, wird in den unsozialen „Sozialen Netzwerken“ das eigene Porträtfoto mit den Initialen: „Ich benutze ein Plumpsklo“ als Vorlage angeboten. Begeisterung macht sich breit.

Geiz ist geil

Das war aber noch nicht alles an den Einsparungsmöglichkeiten: Dem tonnenweisen Import von Toilettenpapier schlagen wir ein lachendes Schnippchen. Die einheimische Produktion können wir getrost einstellen. Das ehemals dekadent-luxuriöse Abwischpapier, des Deutschen beliebtestes Statussymbol im Supermarkt, ist damit im Zeichen des gesamtgesellschaftlichen Fortschritts, ein antiquiertes Auslaufmodell. Als Toilettenpapier soll zukünftig wieder wie einst, die Tageszeitung genutzt werden. Hier kommt es nicht darauf an, ob die nachhaltige Nutzung vor oder nach dem Lesen erfolgt. Wichtig wäre ohnehin nur, was nicht gedruckt wurde und das ist eine ganze Menge. Wer das Abo seines Lokalblattes aus verständlichen Gründen schon längst gekündigt hat, besorgt sich ein 14-Tage Print-Abonnement der Lokalpresse oder nutzt die Werbeflyer aus dem Briefkasten. Die kosten nix!

Das notwendige Framing

Um dem Ganzen einen klimafreundlichen Anstrich zu geben, wird ein umfangreiches Positionspapier zur Steilvorlage für Politik und Medien ausgearbeitet und einheitlich strengstens umgesetzt. Nehmt dazu einen bezahlten Mao-Fan, der weiß, wie es geht. Die großen und kleinen Medienanbieter heben dabei forsch voranschreitende A bis C – Promis besonders heraus, die diesen Weg beispielhaft und öffentlichkeitswirksam mitgehen. (Bitte die bunten Hochglanzfotos nicht vergessen.) Besonders schon fast vergessene ehemalige Promis auf dem absteigenden Ast werden dafür besonders dankbar sein. Sie nehmen jede Anfrage gern an und machen alles mit, zwar nicht umsonst, dafür aber garantiert kostenlos.

Kinder, die sich weigern mitzuziehen, werden damit konfrontiert, dass ihre Großeltern in der Sommerhitze des menschengemachten Klimawandels schwer erkranken, sogar sterben könnten und sie daran die Schuld tragen würden. Schwarze Pädagogik feiert seine glorreiche Widerauferstehung. Die Studienabbrecherin Frau Xantippe Prügelpuppe muss aus dem Pool linksgrüner Politkader zur neuen Kinderumerziehungsbeauftragten ernannt werden.

Umgang mit Heiden und Hexen

Kritiker der neuen Normalität werden als “Gotteslästerer” – nach guter alter Sitte – für vogelfrei erklärt und mit Schimpf und Schande aus dem Gemeinwesen ausgestoßen. Der virtuelle Schandpfahl im ständigen “Kampf gegen Rechts“ ist dazu ausgezeichnet geeignet, vor allem, wenn die betroffen auf Recht und Gesetz bestehen. Meldestellen unterhalb der justiziabel relevanten Strafbarkeit sind – unverzüglich – einzurichten. Als Mitarbeiter warten bevorzugt Aktivisten der Antifa auf eine Anstellung, insofern eine leichte berufliche Belastbarkeit möglich ist. Somit kann man selbst gerechtfertigte Kritik an den diabolischen Maßnahmen erfolgreich verhindern.

Die Vorschlagenden selbst werden zukünftig gegenüber den Verzichtenden in einen unantastbaren gottgleichen Stand gehoben. Es ist darüber hinaus dem Vorschlagenden nicht zuzumuten, selbst auf ressourcenverbrauchende Annehmlichkeiten zum Beispiel eines Wasserklosetts zu verzichten. Es geht schließlich um Glaubensgrundsätze der Gegenaufklärung und nicht um Tatsachen oder Fakten. Letztere schreibt man einfach einem gemeinen Komplott zu. Vermeiden Sie inhaltliche Diskussionen mit Kritikern, benutzen Sie die Moralkeule als effektivste verbale Waffe.

Fazit

Verordnete Armut ist der „beste Schutz“ gegen die selbst verursachte Energiekrise. Ich zitiere für die Zukunft: „Gestern standen wir einen Schritt vor dem Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter“.

Ähnlichkeiten mit der Realität sind rein zufällig und beabsichtigt.

Steffen Meltzer ist Herausgeber und Mitautor des Buches „Die hysterische Republik“

 



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