Wer wirklich auf Ursula von der Leyen gekommen ist, warum er das gemacht hat, und wie eine Grüne zum Rassismus fand

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Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel

Du liebe Güte, wer war’s denn nun? Wer hat uns mit der erfrischenden Idee überrascht, Ursula von den Leyen an die Spitze der Europäischen Union zu setzen? Als der jüngste Wochenrückblick noch geschrieben wurde, rutschte die Nachricht durch, EU-Ratspräsident Donald Tusk habe das auf dem Kerbholz.

Stimmte wohl gar nicht, denn während die PAZ bereits in Druck ging, redeten alle nur noch vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron als Urheber. Oder ist es Angela Merkel als erste eingefallen, die dann nur jemand anderen vorgeschickt hat?

Alles Spekulation. Daran beteiligen wir uns nicht mehr. Müssen wir auch gar nicht, weil wir nunmehr mit absoluter Sicherheit wissen, wer es wirklich getan hat. Es war kein anderer als: Nigel Farrage, der Chef der britischen Brexit-Partei!

Jetzt wollen Sie natürlich erfahren, woher wir das haben. Sie werden staunen: Das haben wir ganz alleine herausgefunden. Es musste sich um jemanden handeln, der die EU mit allen Fasern abgrundtief hasst. Nur so einer konnte auf die glänzende Idee verfallen, Frau Ursula obendrauf zu setzen, auf dass sie die Europäische Union in den gleichen Zustand befördern möge, in den sie zuvor die deutschen Streitkräfte manövriert hat.
Nun wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, ob sie den Posten auch bekommt. Farrage muss um den Erfolg seiner genialen Operation noch ein bisschen bangen, denn das EU-Parlament muss die fatale Personalie noch abnicken.

Geht das aber glatt, ist der erste Schaden schon in dem Moment angerichtet, da die bisherige deutsche Verteidigungsministerin siegerlächelnd in die Kameras winkt. Denn das Parlament (das eigentlich keines ist) wird schwer beschädigt aus seiner Zustimmung hervorgehen. Hatte man den Wählern doch versprochen, dass der siegreiche „Spitzenkandidat“ bei den EU-Wahlen Chef der Kommission werden würde − als Zeichen von mehr „Bürgerbeteiligung“ und „Demokratisierung der EU“. Zumindest und zuvörderst das Parlament sollte hier fest im Wort stehen. Wer denn sonst? Tut es das nicht, kann sich der gute, böse Nigel schon mal die erste Zigarre anzünden. Am Ende der Amtszeit einer EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen wird die Zigarrenkiste leer sein.
Deutsche Medien sind gerade emsig mit dem beschäftigt, was sie seit einigen Jahren am besten können: So lange am Licht drehen, bis selbst die dunkelsten Stellen im Antlitz der politischen Führung zu strahlen scheinen.
Eine große Boulevardzeitung lobt die Nominierung von der Leyens für das höchste EU-Amt und untermalt das mit überschwänglichem Lobgesang. Sie sei „eine sehr gradlinige Frau“, wird Viviane Reding zitiert, eine frühere Vizepräsidentin der EU-Kommission. Die Luxemburgerin gehört laut dem Blatt „zu von der Leyens internationalem Frauennetzwerk“ (aha?). Von der Leyen, so die Zeitung, „neigt zum Perfektionismus“, verfüge über eine „eiserne Disziplin“ und „findet, dass Frauen jeden Job können“.
Früher wäre so ein Text für den derart Gelobten ein propagandistischer Hauptgewinn gewesen, denn alle Leser hätten ganz verzückt den Kopf auf die Seite gelegt. Heute hingegen muss man da vorsichtig sein. Die Deutschen haben eine Fähigkeit zurückgewonnen, die bis 1989 nur DDR-Bewohner draufhaben mussten: zwischen den Zeilen und gegen den Strich lesen.

Ja, von der Leyen hat die Bundeswehr tatsächlich mit erstaunlicher „Gradlinigkeit“ an die Wand gefahren und beim Kurs ins Verderben „eiserne Disziplin“ an den Tag gelegt. Das Desaster ist ohne Zweifel „perfekt“, der militärische Feind kann kommen. Frauenquote und Vätermonate werden ihn so sehr einschüchtern, dass er sich kaum an uns heranwagt.

Auch, dass Frauen jeden Job können, wagt heute kaum noch jemand zu bestreiten. Als Beispiel dafür aber ausgerechnet diese Ministerin anzuführen, dürften die meisten Leser als fiese Ironie eines verkappten Frauenverächters interpretieren.

Auf Ironie versteht sich von der Leyen indes ganz gut, wie sie jetzt bewiesen hat. Sie fände das System, dass der von den Bürgern bevorzugte Spitzenkandidat bei den EU-Wahlen Kommissionspräsident wird, eigentlich gut, und wolle es bei der nächsten Wahl in fünf Jahren auch wieder einführen. Wie bitte? Das kann sie nur ironisch meinen, denn meinte sie es ernst, hätte sie ihre Nominierung durch die Hinterzimmer-Runden der Staats- und Regierungschefs niemals akzeptieren dürfen.

Von der Leyen hört sich hier an wie einer dieser zahllosen afrikanischen Putschisten, die auch immer behaupten, nur nach der Macht gegriffen zu haben, um die Demokratie wieder einzuführen. Tatsächlich bleiben sie an der Macht, bis sie selbst gewaltsam vom Sockel gestoßen werden oder im Amt sterben. Dann folgt der nächste Demokratieretter aus dem gleichen Holz. So wissen wir wenigstens jetzt schon, was aus von der Leyens Versprechen in fünf Jahren werden wird.

Was wir nicht für möglich hielten: In der Fraktion der EU-Christdemokraten, der „Europäischen Volkspartei“ (EVP), hat die Kandidatin mit dieser Einlassung für gute Stimmung gesorgt. Wir hätten da eher hämisches Gelächter oder grimmiges Murren erwartet. Als erfahrene Küchenpsychologen könnten wir auf die Idee kommen, das die EU-Parlamentarier das Gesabbel von der „Bürgerbeteiligung“ und der „Demokratisierung der EU“ selbst nicht ganz so ernst genommen haben, wie sie immer taten.

Ja, die Psychologie ist ein rutschiges Feld. Da kommt manches ans Licht, was man lieber verborgen hätte. Madeleine Henfling ist da gerade etwas auf die Füße gefallen. Die Thüringer Grünenpolitikerin war auf einen vermeintlichen Skandal in der Fraktionszeitung der CDU im thüringischen Landtag gestoßen. Dort gibt es immer ein Kreuzworträtsel. Das Lösungswort im jüngsten Rätsel lautet „Messerangriff“, was Frau Henfling völlig aus der Fassung brachte. Die CDU habe sich hier „ganz klar einer typischen AfD-Rhetorik bedient“. Und die Grüne ist sich sicher: „Natürlich ist das Absicht! Damit versucht die CDU, Wähler von der AfD zurückzuholen.“

So, so, die CDU versucht Leute, die bislang etwas anderes gewählt haben, zu sich herüberzuziehen. Tun das aber nicht irgendwie alle Parteien? Ach was, darum geht es doch gar nicht. Sondern? Jetzt wird es peinlich, aber nicht für die CDU oder die AfD.

Wenn eine wie Frau Henfling „AfD-Rhetorik“ schnaubt, dann meint sie etwas, das rassistisch, fremdenfeindlich oder sonst irgendwie „nazimäßig“ sein soll. Was für Gedanken, ja „Vorurteile“ aber kreisen im Kopf von Frau Henfling herum, wenn sie beim Wort „Messerangriff“ automatisch an bestimmte „Rassen“ oder fremdländische Völker und deren mutmaßliche Diskriminierung denken muss? Na? Reingefallen!

Die Thüringer Grünen-Politikerin teilt sich ihre Misere mit einem ganzen Pulk von „Hilfsorganisationen“ und Afrika-Verstehern. Jedes Mal, wenn auf dem schwarzen Kontinent irgendetwas schiefgeht, suchen sie die Verantwortung bei den Europäern und fordern Geld und Schuldbekenntnisse.

Offenbar leben diese Leute in der festen Überzeugung, die Afrikaner seien dermaßen unbeholfen, dass sie ohne unser rabenväterliches Zutun nicht auch mal was alleine verbocken könnten. Überall müssen erst die Europäer oder „der Westen“ oder schlicht „die Weißen“ ihre Finger reinhalten, damit’s was wird. Dahinter haust ein Überlegenheitsfimmel, der dem 19. Jahrhundert Ehre gemacht hätte. So hüllt sich alte koloniale Arroganz in die neuen Kleider der Humanität.

War noch was? Ach ja, „Messerangriff“: Die CDU erklärt, das Lösungswort beziehe sich immer auf das zentrale Thema der jeweiligen Zeitungsnummer. Diesmal sei es ums Waffengesetz gegangen. Das war alles.



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