Die Wärmepumpe ist technisch ausgereift, wie ein Kühlschrank

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Selten hat ein Beitrag von mir solch positive Reaktionen hervorgerufen, wie der Gastbeitrag von Uwe Fischer über seine Erfahrungen mit der Wärmepumpe. Es kamen sogar Hilfsangebote, eins von einer Wärmepumpenfirma aus dem Erzgebirge, eins von der Kundezentrale von Vissmann. Gern veröffentliche ich einen Leserbrief eines Wärmepumpen-Spezialisten  aus dem Erzgebirge:

Sehr geehrte Frau Lengsfeld,

ich habe den Beitrag von Herrn Uwe Fischer gelesen. Da ich seit etwa 15 Jahren deutschlandweit Wärmepumpen begutachte, habe ich oft mit derartigen Fällen zu tun. Ich kann den Frust und Ärger von Herrn Fischer gut verstehen und nachvollziehen. Ich habe zwei Fachbücher über Wärmepumpen geschrieben und denke, dass ich die ganze Problematik recht gut beurteilen kann. Da ich selbst  mit einer größeren Heizungsfirma viele Jahre Wärmepumpen geplant und installiert habe, kann ich mir ein einigermaßen objektives Urteil zur Entwicklung des Wärmepumpenmarktes in Deutschland erlauben und möchte die ganze Sache etwas relativieren. Aus den Erfahrungen meiner Gutachtertätigkeit kann ich klar sagen, dass es sich bei der stetigen Zahl an Problemfällen, auffällig wenig an der Wärmepumpe selbst liegt. Diese Technik ist inzwischen ähnlich ausgereift wie ein Kühlschrank, welche bekanntlich sehr zuverlässig und störungsfrei arbeiten.

Die Probleme sind meistens (von Ausnahmen abgesehen) im Umfeld der Wärmepumpe zu finden. Der größte Schwachpunkt ist aus meiner Sicht der Planer und Installateur (meistens plant der Installateur selbst). Hinzu kommt, dass viele Installateure keine guten Servicetechniker haben und mit der Regelung der Wärmepumpe oft überfordert sind. Während man früher die wesentlich einfacheren Gas- und Ölgeräte selbst einstellen und reparieren konnte, wird heute der Werkskundendienst um ein Mehrfaches in Anspruch genommen. Dadurch werden die Hersteller einfach überfordert und die Wartezeiten für den technischen Dienst steigen signifikant bei allen Wärmepumpenherstellern. Ein weiteres wichtiges Merkmal für diese zunehmend prekäre Situation ist die Abwerbung von Service- Monteuren aus dem Handwerk durch die Industrie und die sogenannten Senkrechtstarter (Haie in der Heizungsbranche) welche mit überproportionalen Löhnen agieren.

Bei der Berufsausbildung dominieren seit Jahren immer noch Ausbildungspläne für Gas- und Ölkesselanlagen. Wir nähern uns mit schnellen Schritten tiefsten DDR- Verhältnissen im gesamten Handwerk. Das heißt, dass die Leute eines Tages froh sein werden, wenn überhaupt noch ein Handwerker zu ihnen kommt. Beim Artikel von Herrn Fischer bekommt man den Eindruck, dass die Schuld hauptsächlich bei Viessmann liegt. Aus meinen Ausführungen können sie erkennen, dass das Bild doch viel komplizierter ist, als es der verständlich verärgerte Herr Fischer darstellt. Nach meinen Erfahrungen gehört Viessmann zu den Unternehmen, welche Probleme weitestgehend unkompliziert und kulant regelt, obwohl sie ja das gleiche Problem wie alle anderen Firmen haben, nämlich gute Leute zu bekommen. Wenn Sie mir die Kontaktdaten von Herrn Fischer senden, dann kann ich ihm vielleicht noch ein paar Tipps geben und ihm behilflich sein. Ansonsten möchte ich Ihnen, Frau Lengsfeld, meine allergrößte Hochachtung aussprechen. Ich kenne nur wenige Menschen die sich so engagiert für Freiheit und Demokratie einsetzen und vor allem die Größe besitzen sich auch einmal zu korrigieren, wenn sie merken, dass sie getäuscht wurden oder ihre Partei sich total gedreht hat. Bleiben Sie gesund und weiter sachlich kritisch!

Herzliche Grüße aus dem Erzgebirge Hans-Jürgen Seifert

Auf meine Bitte, diesen Leserbrief veröffentlichen zu dürfen, hat mich Herr Seifert gebeten, dann auch auf sein Buch aufmerksam zu machen. Liebend gerne:

3. Erweiterte Auflage Effizienter Betrieb von Wärmepumpenanlagen (verschoben)



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