Elon und die Haie

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Von Hans Hofmann-Reinecke

Feudalismus im 21. Jahrhundert

Gesellschaften funktionieren dank eines Systems geschriebener und ungeschriebener Spielregeln, die das Leben der Individuen schützen und angenehm gestaltet sollen; sie sind Grundlage dessen, was als Zivilisation bezeichnet wird. Höhere Zivilisationen berücksichtigen dabei nicht nur die Spezies Mensch, sondern auch niedrigere Formen des Lebens: Tiere und Pflanzen.

Nun kann es vorkommen, dass Gehorsam bei der Befolgung von Gesetzen nicht von allen Individuen in gleichem Maße eingefordert wird. Es scheint ein Feudalsystem zu geben, welches den Favoriten der Mächtigen großzügige Privilegien einräumt, von Individuen aber, die weniger gut gelitten sind, minutiöse Gesetzestreue fordert. Diese Disziplinierung hat dann nicht die Absicht, Mitmenschen oder Natur zu schützen, sondern dem Feind möglichst großen Schaden zuzufügen. So wird der brave Bürger unbarmherzig bestraft, wenn er in seinem Garten den falschen Baum fällt, der Betreiber einer Windkraftanlage aber darf ganze Wälder vernichten, um seine Türme mit den Turbinen zu installieren.

Den Schutz der Natur hat das linke politische Milieu unerbittlich zu seinem Hoheitsgebiet erklärt. Die mehrheitlich grünen Damen verteilen Privilegien und Strafen gemäß ihrer Ansicht von gut und böse. Was sie besonders hassen sind Männer, die sich durch Intelligenz, Erfolg und Humor auszeichnen, und wer täte das mehr, als ein gewisser Elon Musk. Er wird dem Zorn der Erinnyen also nicht entgehen.

Super Heavy und die Chop Sticks

Elon plante den fünften Launch seines Starship. Das Raumschiff überragt mit 121 Metern die meisten Kirchtürme, und der Durchmesser von neun Metern ergibt eine Wohnfläche von über 60 Quadratmetern – pro Etage. Da kann man es sich dann auf der Reise zum Mars gemütlich machen. Die unteren 70 Meter und 1500 Tonnen, genannt „Super Heavy“, liefern den  Antrieb während der ersten Flugphase, im oberen Teil sind Triebwerke und Treibstoff für die weitere Reise untergebracht, sowie die Nutzlast.

Beim Testflug sollte Super heavy nach sieben Minuten und getaner Arbeit zur Erde zurückkommen und von den „Chop Sticks“ am Launch Tower aus der Luft gegriffen werden, so wie wir das mit den California Rolls in der Sushi Bar machen (heute wissen wir, dass das geklappt hat). Die zweite Stufe sollte noch um die halbe Welt in Richtung Indischer Ozean fliegen und dort sanft wassern (auch das hat geklappt). Für den Launch aber war die Genehmigung der Federal Aviation Administration (FAA) erforderlich, und die wiederum beinhaltet eine Unbedenklichkeitserklärung in Sachen Umwelt. Und das verzögerte den Launch erheblich.

Die Trommelfelle der Wale

Der U.S. Fish and Wildlife Service mit Direktorin Martha Wiliams und der National Marine Fisheries Service unter Frau Dr. Janet Coit hatten Bedenken: Die ins Meer plumpsende zweite Stufe könnte einen Haifisch treffen und tödlich verletzen. Um dieses Risiko zu quantifizieren fragte Musk nach Daten über die Verteilung von Haien im Indischen Ozean. Die gab es zwar, sie wurden aber nicht herausgerückt, damit sie nicht etwa Wilderern in die Hände fielen, die auf der Jagd nach Haifischflossen für die feine Küche von fünf Sterne Restaurants wären. Schließlich wurden die Daten dann doch herausgegeben und rechnerische Simulationen konnten beweisen, dass das Risiko für den Hai infinitesimal klein war. Sehr vernünftig. War jetzt also der Start frei? Keineswegs – was ist mit den Walen? Nochmals die selbe Prozedur, und Musk konnte auch das Wal-Risiko ausschalten. Er schränkte seine Aussage aber mit dem Hinweis ein, dass auch für jeden Wal irgendwann die Stunde schlüge. Dann kam noch die Hürde, wie man vermeiden kann, dass die Rakete unter Wasser explodiert und bei den submarinen Bewohnern Hörschäden verursachen.

So wie Musk die Schwerkraft überwunden hat, so konnte er auch die Fallstricke einer missgünstigen, woken Politikeria hinter sich lassen und mit dem erfolgreichen Start am 13. Oktober einen Meilenstein zur Eroberung des Weltraums setzen, der von aller Welt begeistert gefeiert wurde.

Dieser Artikel erscheint auch  im Blog des Autors Think-Again. Der Bestseller Grün und Dumm, und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich.



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