Quo vadis, westlicher Kulturkreis? (Eine Hommage an S. P. Huntington)

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Von Uwe Fischer

  1. P. Huntington (1927-2008) war Professor für Politikwissenschaft an der Harvard-Universität.

Die Frage nach dem „Wohin westlicher Kulturkreis“, wohin entwickelt sich der sogenannte Wertewesten ist aktueller denn je, die gesellschaftliche Spaltung in Europa und den USA schreitet unaufhörlich voran. Vor unseren Toren wütet ein Krieg. Die Dekadenz der Gesellschaft ist nicht mehr zu kaschieren. Wohin steuern wir? Vieles scheint verfahren, die Politik ist nicht gewillt, dem Volk aufs Maul zu schauen, es wird manipuliert, dass sich die Balken biegen. Der öffentlich rechtliche Rundfunk ist zu einem willigen Sprachrohr einer verkommenen Politikerkaste geworden.

Stimmen, die zur Vernunft aufrufen, werden nicht gehört oder denunziert. Eine Gesellschaft im Verfall?

Von einem guten Freund erhielt ich das Buch von Samuel P. Huntington (1996): Kampf der Kulturen – die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert, erschienen im Siedlerverlag.

Das Buch ist vor fast 30 Jahren erschienen und hat nichts, aber auch gar nichts an Aktualität eingebüßt, im Gegenteil, es ist aktueller denn je. Aus diesem Grunde wird es auch vom Deutschlandfunk als „umstritten“ angesehen. Genau dieser Umstand induziert den Willen, sich damit zu befassen.

Beleuchtet wird die Geschichte des sogenannten westlichen Kulturkreises, dessen Geburtszeit etwa im 8. Jahrhundert nach Christus verortet wird. Zu Beginn ein Konglomerat vieler Einflüsse und einer Entwicklung, die mit den ersten Weltumseglungen und der Entdeckung des amerikanischen Kontinents Fahrt aufnahm, bis hin zur industriellen Revolution und nicht zu vergessen, eine Vielzahl fürchterlicher Kriege, mit Nachwirkungen, die noch 80 Jahre nach Beendigung des 2. Weltkrieges zu spüren sind und das Leben und die Politik beeinflussen, nicht immer in positivem Sinne.

Der Kampf der Kulturen ist nach wie vor in vollem Gange.

Es soll hier allerdings nicht um eine Rezension des gesamten Buches gehen. Das würde zu weit führen. Die nachfolgenden Zitate sind aus dem Abschnitt „Zukunft der Kulturen“ entnommen und die Thesen von vor 30 Jahren mit der Situation der Gegenwart abgeglichen werden können.

Die Zitate (kursiv) sind entnommen aus diesem Buch. Es wird versucht, einen Brückenschlag zur aktuellen gesellschaftlichen Situation in Deutschland und der sogenannten westlichen Welt (Europa, USA, Kanada) herzustellen.

 „In früheren Kulturen endete die Phase eines seligen Goldenen Zeitalters mit Unsterblichkeitsvisionen entweder dramatisch und schnell mit dem Sieg einer fremden Gesellschaft oder langsam aber nicht minder schmerzhaft durch inneren Zerfall.“

Betrachtet man die aktuelle Situation, scheint Beides zuzutreffen. Die sogenannte westliche Demokratie überhöht sich in der Form, dass sie glaubt, es gibt nichts Besseres und alle anderen Kulturen müssen das übernehmen (Unsterblichkeitsvision). Dabei merkt man nicht, dass eine fremde Kultur, der Islam, unsere Kultur infiltriert und mittelfristig die Gefahr besteht, dass er sich unserer Kultur ermächtigt und damit den Sieg der fremden Kultur herbeiführt. Dies führt zur Spaltung unserer Gesellschaft. Ein Teil sieht die Gefahr nicht und befördert diesen Prozess. Die, die die Gefahr sehen, werden diffamiert. Dies ist so in Deutschland, in Europa und den nordamerikanischen Staaten USA und Kanada, also das „Reich“ der westlichen Kultur. Der innere Zerfall ist eingeläutet und wenn nicht gegengesteuert wird, schreitet dieser bis zum bitteren und schmerzhaften Ende fort. Das ist nicht mehr zu übersehen. Dieser Prozess kann schnell gehen, er kann sich aber auch noch Jahre hinziehen.

Die westliche Kultur ist aber noch einer weiteren Gefahr ausgesetzt. Das ist die Gefahr der Eskalation und Ausweitung des Ukraine-Krieges. Dieser Krieg besitzt alle Eigenschaften eines sogenannten Bruchlinienkrieges, wie es Huntington nennt. Ein Krieg zwischen zwei Kulturen, die westliche Kultur und die Kultur des orthodoxen Glaubens. Diese Bruchlinie führt mitten durch die Ukraine und wird über kurz oder lang weitere Konflikte hervorrufen. Hinzu kommen wirtschaftliche und finanzpolitische Interessen des Westens. Die Ausgangslage des Balkankrieges nach dem Zerfall Jugoslawiens war ähnlich.

Der Westen scheint nicht mehr in der Lage zu sein, zu vermitteln. Die aus deren Reihen, die das tun oder zumindest versuchen (Orban) werden diffamiert.

Huntington zitiert Quigley (1961) folgendermaßen: „Kulturen erleben ihren Niedergang, wenn sie aufhören, den Überschuss in die Aufgabe zu stecken, Dinge auf neue Weise zu tun. Modern ausgedrückt würde man sagen: die Investitionsrate sinkt. Dies geschieht, weil die gesellschaftlichen Gruppen, die den Überschuss kontrollieren, ein persönliches Interesse daran haben, ihn für unproduktive, aber ego-förderliche Zwecke zu gebrauchen.“

Auch dieser Aspekt ist aktuell sehr gut erkennbar. In Deutschland setzt die Ampel den Rahmen der Politik in die Richtung, in der sie sich zunächst selbst absichert, ansonsten aber ideologiegesteuert, eine prosperierende Wirtschaft in den Niedergang treibt. Die Zahl der Insolvenzen war noch nie so hoch, wie in den letzten beiden Jahren. Investitionen finden nicht mehr statt, Betriebe schließen oder wandern ins Ausland ab, das deutsche Kapital (Überschuss) fließt ab und versickert irgendwo im Rahmen ideologisch getriebener Projekte in Südamerika, Afrika und Asien, die aber vor Ort ebenso keinen Fortschritt bringen und bestenfalls einer Handvoll Leuten zugutekommen. In Deutschland, auch in anderen europäischen Ländern gehen derweil neben der Wirtschaft das Bildungssystem, das Gesundheitswesen und der gesellschaftliche Zusammenhalt den Bach runter. Öffentlich rechtliche Medien sind fleißige Gehilfen für diesen Niedergang.

Huntington listet die Fakten auf, die die Periode des Niedergangs definieren und die wir sowohl in Deutschland, aber auch in  vielen Ländern der sogenannten westlichen Welt beobachten können:

– Akute wirtschaftliche Depression, sinkende Lebensstandards, Bürgerkriege zwischen den verschiedenen angestammten Interessen und zunehmendes Analphabetentum. … Es werden vergebliche Anstrengungen gemacht, durch Gesetze dem Schwund entgegenzusteuern. Aber der Niedergang hält an.

– Die religiöse, geistige, soziale und politische Ebene der Gesellschaft verliert die Gefolgschaft der Massen des Volkes in großem Umfang. Neue religiöse Bewegungen erfassen die Gesellschaft. Es wächst der Unwille, für die Gesellschaft zu kämpfen oder sie auch nur durch das Entrichten von Steuern zu unterstützen.“

Nun, es ist unübersehbar, dass die Wirtschaft in einer depressiven Phase steckt, die Lebensstandards durch Inflation und verschiedene Gesetze sinken. Es wird nicht oder kaum darüber gesprochen, aber das Analphabetentum ist auch in Deutschland keine zu vernachlässigende Größe.

Bürgerkriege – ob man es in Deutschland oder der EU sowie Großbritannien so bezeichnen will, sei dahingestellt, aber das, was mitunter in Ballungszentren mit einem hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund (hier meine ich ausdrücklich aus dem islamischen Kulturkreis kommende Migranten und „Asyl“bewerber) grenzt mitunter schon an bürgerkriegsähnliche Zustände. Maßnahmen der Integration scheitern, weil diese nur halbherzig durchgeführt werden und sind auch auf Seiten der „Neubürger“ nicht gewollt.

Viele Gesetze, die aktuell beschlossen werden, dienen nicht der Entwicklung der Gesellschaft, sondern beschleunigen den Niedergang. Es herrscht blinder Aktionismus. Die Kirche ist nicht mehr für die Gläubigen da, sondern nur noch Sprachrohr für den Staat (Ausnahmen bestätigen die Regel). Kein Wunder, dass viele Menschen der Kirche, so wie sie sich aktuell gibt, den Rücken kehren. Die Zahlen der Austritte sowohl aus der katholischen, als auch der evangelischen Kirche sprechen Bände. Weihnachten soll möglichst nicht mehr gefeiert werden, Weihnachtsmärkte sind Orte der Lebensgefahr geworden, unsere Kultur wird zunichte gemacht (Cancel Culture), islamische Feiertage hochstilisiert. Ja, es darf sogar ungestraft ein Kalifat in Deutschland gefordert werden.

Da wundert sich diese Regierung, dass sie die Gefolgschaft verliert? Dass man sich politischen Strömungen zuwendet, die Vernunft versprechen, wahrscheinlich auch durchsetzen?

Steuern zahlen? Das Ergebnis einer Umfrage hierzu würde mich interessieren. Wer sieht, wie das Steuergeld der Deutschen verschleudert wird, hat definitiv keine Lust mehr, Steuern zu zahlen.

Ganz abgesehen davon, dass kaum noch jemand für dieses Land kämpfen würde.

Huntington stellt die Frage: Ist der Westen fähig, „die inneren Verfallsprozesse aufzuhalten und umzukehren. Kann der Westen sich erneuern oder wird anhaltende innere Fäulnis einfach sein Ende und/oder seine Unterordnung unter andere, wirtschaftlich und demographisch dynamischer Kulturen beschleunigen?“

Derzeit hat es den Anschein, dass die Asiaten mit China an der Spitze bei der wirtschaftlichen Entwicklung den Westen uneinholbar in den Schatten stellen. Ohne China im Speziellen und Asien im Allgemeinen ist der Westen nicht mehr in der Lage, seine Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Das betrifft die Abhängigkeit von Rohstoffen, Produktivität und Technologien sowieso. Der Westen wird zunehmend erpressbar.

Demografisch sind uns die islamischen Länder voraus, wenn man sich die Geburtenraten in beiden Kulturen (Westen, Islam) betrachtet. Das bedeutet eine ungehemmte Abwanderung junger Menschen aus den islamischen Ländern nach Europa, weil sie glauben, hier ist alles besser. Das wird ja auch so suggeriert. Sicher ist in einigen dieser Länder die Armut groß, kriegerische Auseinandersetzungen und Gewalt sind an der Tagesordnung. Man glaubt, der Westen ist das Paradies auf Erden, die „Huries“ laufen auf der Straße herum, die kann man sich nehmen, man hat den Anspruch. Wie lange noch?

Es wird schwer sein, diesen Fäulnisprozess aufzuhalten. Definitiv nicht mit der aktuell praktizierten Politik.

Eine interessante These stellt Huntington in den Raum:

Einwanderung von Menschen aus nichtwestlichen Kulturen könnten „eine potentielle Quelle der Auffrischung und neuen menschlichen Kapitals werden, sofern sie zwei Bedingungen erfüllt: erstens müsste Priorität tüchtige, qualifizierte, tatkräftige Menschen mit dem im Gastland benötigten Talent und Fachwissen haben und zweitens müssten die neuen Migranten und ihre Kinder an die Kultur des jeweiligen Landes und des Westens assimiliert werden.“

Genau diese Aspekte werden ignoriert und ausgeschlossen. Beide Aspekte – Fehlanzeige. Man spricht davon, dass wir Fachkräfte aus Zuwanderung bekommen. Derzeit sieht es aber danach aus, dass wir keine Fachkräfte bekommen, sondern eher Nutznießer unserer Sozialsysteme. Aus dem islamischen Raum sind nur ausnahmsweise Fachkräfte zu erwarten, weil die, die hier um „Asyl“ bitten, in der Regel keine oder eine ungenügende Ausbildung haben und von Ausnahmen abgesehen, auch nicht arbeitswillig sind. Eine Assimilation ist gleich gar nicht gewünscht. Man baut lieber unter Duldung des Staates Parallelgesellschaften auf.

Die wichtigsten Charakteristika des Verfalls, die sich in oben genannte Aspekte einreihen, schildert Huntington folgendermaßen:

„Viel bedeutsamer als wirtschaftliche und demographische Fragen sind Probleme des moralischen Verfalls, des kulturellen Selbstmord und der politischen Uneinigkeit des Westens. Zu den oft genannten Beispielen für moralischen Verfall gehören:

  1. Die Zunahme asozialen Verhaltens wie Kriminalität, Drogenkonsum und generell Gewalt;
  2. Der Verfall der Familie, damit zusammenhängend die Zunahme von Ehescheidungen, unehelichen Geburten, von Müttern im Teenageralter und Alleinerziehenden;
  3. … Rückgang des Sozialkapitals, d.h. freiwillige Mitgliedschaft in Vereinen und das Schwinden des mit solchen Mitgliedschaften einhergehenden zwischenmenschlichen Vertrauens;
  4. Das generelle Nachlassen der Arbeitsethik und der zunehmende Kult der vorrangigen Erfüllung persönlicher Wünsche;
  5. Abnehmendes Interesse für Bildung und geistige Betätigung, … am Absinken der akademischen Leistungen ablesbar.“

Man könnte zu all diesen Punkten Fakten der Bestätigung der Richtigkeit und des aktuellen Zustandes unserer Gesellschaft ableiten. Alles ist inzwischen Gang und Gäbe, nicht mehr zu übersehen oder zu ignorieren.

Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, sondern muss nur mit wachem Auge und Ohr die aktuelle Situation betrachten, die Charakteristika des Verfalls sind offensichtlich, das lässt sich nicht wegleugnen.

Insofern muss man die Frage von Huntington wiederholen. Sind wir in der Lage, eine Umkehr herbeizuführen oder wenigstens eine Korrektur bestimmter Punkte? Eine komplette Umkehr wird kaum noch möglich sein, bei manchem Aspekt vielleicht auch nicht zwingend nötig.

So wie jetzt kann es aber definitiv nicht weiter gehen. Das muss sich Jeder, ganz gleich, ob Rechts oder Links (wenn man diese Einteilung überhaupt gebrauchen will) ins Bewusstsein rufen.

Mir fehlt jedoch der Glaube, dass Vernunft und Einsicht in naher Zukunft im politischen Handeln Einzug halten. Im Gegenteil, die Spaltung der Gesellschaft wird weiter voranschreiten. Wie lange das noch einigermaßen friedlich verläuft, sei dahingestellt, das wird die Zukunft zeigen.

Die einen kleben an der Macht, die anderen sind noch zu schwach, um daran etwas zu ändern.

Einsichten fehlen. Daran haben auch die letzten Wahlen nichts ändern können und auch die nächsten werden das nicht tun. Die Zuversicht schwindet.



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