Die Deutsche Bahn im freien Fall (2)

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Neulich, als ich meinem Sohn am Telefon von meinen Erlebnissen auf der Bahnfahrt von Berlin nach Thüringen berichtete: Zugausfall wegen eines nicht erschienenen Lokführers, Verspätungen wegen eines liegengebliebenen Zuges, Chaos wegen eines nicht besetzten Stellwerks, unterbrach er mich: Ich hätte ihm das schon erzählt. Nein, habe ich nicht, denn was er schon gehört hatte, war auf der Hinfahrt passiert. Nun handelte es sich um Begebenheiten auf der Rückfahrt.

Es ist eine endlose Geschichte. Gestern, auf der Hinfahrt nach München sollte ich erst in einen Bus steigen, der mich zu einem bedarfshalt auf der Strecke von Erfurt nach Nordhausen bringen sollte, wo ich in Regen und Nebel ohne ein Dach über dem Kopf 40 Minuten auf den Zug warten sollte. Als ich bei der DB Regio anrief, um mich zu erkundigen, wer für diese absurde, fahrgastfeindliche Planung verantwortlich ist, war man überrascht. Man würde die Busse doch so einsetzen, dass höchsten 15 Minuten Umsteigezeit anfallen würden. Man wolle sich das anschauen.

In Erfurt kam der ICE nach München zwar pünktlich an, fuhr aber mit 20 Minuten Verspätung weiter, um kurz hinter Erfurt stehen zu bleiben. Der Stopp war nötig geworden, weil das Bremssystem versagte. Wir standen mehr als zwei Stunden, um dann nach Erfurt zurückzufahren.

Heute morgen kam ich auf den Hauptbahnhof München an, um am Gleis 22 zu erfahren, dass wegen eines auf der Stecke liegengebliebenen ICE – Reparatur am Zug – die ICEs Richtung Ingolstadt nicht ausfahren könnten. Der 8.55, den ich nehmen wollte, stand um Zehn immer noch, nur auf einem anderen Gleis, als ursprünglich vorgesehen.  Eine Mitfahrerin hatte auf dem Handy herausgefunden, dass der 9.55 laut App pünktlich abfahren sollte. Also rannte ich zum anderen Gleis, wo der Zug tatsächlich mit nur 15 Minuten Verspätung losfuhr. Bei der Abfahrt sah ich, dass der 8.55 immer noch stand. Die ICEs werden alle über Augsburg umgeleitet. Im Augenblick stehen wir hinter Augsburg wieder, weil es einen ICE-Stau gibt. Wann wir weiterfahren können, ist ungewiss, sagt die freundliche Stimme über den Lautsprecher.

Wenn täglich ICEs wegen „Reparatur am Zug“ auf der Strecke liegen bleiben, warum wird dann bei der Bahn nicht untersucht, wer oder was dafür verantwortlich ist, dass die Züge offensichtlich nicht ausreichend gewartet werden? Da es seit Jahren immer häufiger vorkommt, sollten doch schon längst Maßnahmen ergriffen worden sein, um dem Übel abzuhelfen. Da die Bahn ein halbstaatliches Unternehmen ist, muss sich die Politik fragen lassen, was sie tut, um den offensichtlich unfähigen Vorstand auszuwechseln.

Die Bahn ist und bleibt ein Symbol für den Niedergang Deutschlands. Wir brauchen nicht nur einen Bahnvorstands- sondern einen Politikwechsel.



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