Bizets Perlenfischer – Eine Diva in Sondershausen

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Diese Saison des Nordhäuser Theaters ist wirklich atemberaubend. Am vergangenen Freitag, dem 28. April, gab es wieder eine Premiere im Sondershäuser „Haus der Kunst. Es stand Georgs Bizets „Die Perlenfischer“ auf dem Programm. Eine Oper die, wie die vielen anderen Opern, die Bizet geschrieben hat, darunter die großartige „Carmen“, heute eines der meistgespielten Werke auf den Bühnen der Welt ist, aber zu seinen Lebzeiten keinen Erfolg hatte. Bizets Ruhm entfaltete sich erst nach seinem Tode.

„Die Perlenfischer“ sind der erste Auftrag, den Bizet von einem Theater erhielt. Das Théâtre Lyrique war ein staatlich subventioniertes Haus, das die Auflage hatte, Opernerstlinge von Rome-Preisträgern, zu denen Bizet gehörte, zu spielen. Trotz der Vorliebe des Publikums für exotische Milieus konnte Bizet nicht reüssieren. Vielleicht hätte er die Oper «Leila und Nadir» nennen müssen, denn es geht eigentlich um Liebe und Freundschaft, die Regeln sprengt und Verbote mißachtet. Die Geschichte ist schnell erzählt: Zwei Freunde, Zurga, der König der Perlenfischer, und Nadir verlieben sich in dieselbe Frau und schwören sich, ihr um ihrer Freundschaft willen zu entsagen. Als Jahre später eine verschleierte Priesterin im Dorf landet, um den Perlenfischern die Gust Brahmas zu sichern, erkennt Nadir die Frau, die er nie aufgehört hat, zu lieben, wieder. Die ist inzwischen an ihren Schwur gebunden, sich keinem Mann mehr zu nähern. Wer dieses Verbot übertritt, wird mit dem Tode bestraft. Trotzdem macht sich Nadir in der Nacht auf, um der Geliebten nahe zu sein.

Ihr Beisammensien wird entdeckt und die Fischer fordern den Tod der Liebenden. König Zurga will sie erst gehen lassen, ändert aber dann seine Meinung, als er entdeckt, wer die schöne Priesterin ist. Leila versucht, ihn zu überredenn, nur sie hinzurichten und Nadir zu verschonen. Ohne Erfolg. Erst als Zurga auf dem Richtplatz erkennt, dass Leila nicht nur die Frau ist, die er liebt, sondern dass sie ihm einst als Kind das Leben gerettet hat, lässt er das Paar frei und wird dafür von den Dorfbewohnern umgebracht.

Wie bringt man so ein Stück auf eine beschränkte Bühne? Marian Kalus, der das Konzept für die Aufführung erarbeitete, entschied sich für eine halbszenische Darstellung. Das Orchester sitzt auf der Bühne, dahinter der Chor, an der Rampe stehen die Sänger an Pulten. Die zweite Idee war, die Geschichte durch einen Erzähler (Marian Kalus) voranzutreiben. Die dritte, dem Erzähler ein Musiker beizustellen, der nicht von Bizet vorgesehen war. Das Ganze  funktionierte hervorragend. Als der Vorhang aufging, saß das Orchester im Dunklen, nacheinander gingen die Lichter über den Notenständern an. Der UD-Spieler (Wassim Mukdat) griff in die Saiten seiner arabischen Laute, dann begann der Erzähler mit seiner Geschichte.

Ich hatte im Januar in Salzburg bei den Mozartwochen eine szenische Aufführung von Don Giovanni gesehen, die von Rolando Villazón auf die Bühne gebracht worden war. Die hatte mich trotz der hervorragenden Stimmen nicht so überzeugt, wahrscheinlich, weil die Sänger auch agieren mussten. Darauf hat Kalus verzichtet. Spätetstens als nach dem Duett von Zurga (Philipp Franke) und Nadir (Kyounghan Seo), in dem sie ihren Freundesschwur bekräftigten, lang anhaltender Beifall gezollt wurde, war klar, dass sein Konzept aufging.Der Höhepunkt der Aufführung aber war eindeutig Leila (Yuval Oven). Wie bringt man in Zeiten von Powerfrauen und feministischen Aktivistinnen Göttinnen oder wenigstens Königinnen auf die Bühne?

Oven meisterte als reinkarnierte Diva das bewundernswert. Außer ihrer Stimme setzte sie Gestik und Mimik ein und war mit jeden Zoll tatsächlich die schönste aller Frauen, als die sie von Nadir besungen wurde. Eine besondere Leistung bot das Lohorchester, das meisterhaft sowohl zart romantisch, als auch wild stürmisch auf der Höhe der Anforderungen war.

In zweiten Akt hörte man förmlich die Wellen des Meeres ans Ufer peitschen. Am Ende gab es begeisterten stehenden Applaus. Der galt auch Juliane Hirschmann für ihre perfekte Dramaturgie. Diese Inszenierung sollte man nicht verpassen.

Nächste Vorstellungen : 14., 20., und 26. Mai



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