Von Gastautor Hans Hofmann-Reinecke
Auch wenn unsere Regierenden plötzlich die besten Absichten für das deutsche Volk hätten, wenn sie plötzlich eine politische 180° Wende vollziehen würden – sie wären nicht im Entferntesten in der Lage, diese umzusetzen. Sie waren ja nicht einmal in der Lage gewesen, einen anständige Berufsausbildung oder ein Studium abzuschließen. Wie wollten sie jetzt die anspruchsvollsten politischen Probleme lösen, wo Integrität, Intelligenz, Disziplin und enormes Allgemeinwissen erforderlich sind? Sie würden bestenfalls eine 360° Wende schaffen.
Ein Trauerfall in der Familie
Im Wörterbuch wird „sober“ mit „nüchtern“ übersetzt, aber das wird der englischen Vokabel nicht gerecht. Nicht jeder mit null Alkohol im Blut ist auch „sober“. Dazu gehören Ernsthaftigkeit, Ruhe und Respekt vor der Wichtigkeit des Augenblicks.
Neulich sprach ich mit einem Bekannten per Skype, und sofort fiel mir auf, dass er hochgradig „sober“ war. Seine Mimik, seine Wortwahl, seine Haltung und sogar seine Kleidung waren voll der erwähnten Ernsthaftigkeit, Ruhe und dem Respekt vor der Wichtigkeit des Augenblicks.
Ich wollte wissen: „was ist los mit dir“, aber er verstand meine Frage nicht. Er war sich seines Gemütszustandes nicht be-wusst. Im Laufe des Gespräches aber wurde klar, was passiert war: es hatte einen Trauerfall in der Familie gegeben.
Pioniergeist mit Handbremse
Seine Frau und er schlagen sich seit einiger Zeit mit der Idee herum, von Deutschland in die USA zu emigrieren, verfolgten den Plan aber bisher nur halbherzig. Da kam immer wieder Nostalgie auf, Erinnerungen an die lieb gewonnene Nachbarschaft, die Landschaft, die Kultur und die Geschichte Deutschlands. Das ließ sie zögern, den entscheidenden Schritt zu tun. Und sie fühlten sich verantwortlich; sie wollten ihre Heimat nicht im Stich lassen.
Ja, sie wussten natürlich, dass die Politik im Lande in desolatem Zustand war, und dass der grüne Wahn vor nichts Halt machen würde, aber sie hofften im Geheimen auf eine Art friedlicher Revolution; darauf, dass eine vernünftige Mehrheit der Bevölkerung sich dieses verhängnisvollen politischen Kurses bewusst würde, und dass es zu einer Rückkehr zur Vernunft käme. Aber diese Illusion wurde durch ein banales Erlebnis zerstört.
Die beiden hatten in der nahe gelegenen Provinzstadt ein Programmkino besucht, wo ein Film über das harte Leben in einem der Slums dieser Welt gezeigt wurde. Vor Beginn der Vorstellung aber erschien die Gleichstellungsbeauftrage eben dieser Provinzstadt auf der Bühne und klärte das Publikum über die Unterdrückung der Frau auf, insbesondere darüber, dass nach Berechnung des World Economic Forum eine wirkliche Gleichstellung erst in 134 Jahren erreicht würde, wenn es so langsam weiter ginge wie bisher.
Das war nun des Schwachsinns zu viel für meinen Bekannten und seine Frau, sie blickten sich kopfschüttelnd an und äußerten Laute der Missbilligung. Aber sie waren die Einzigen. Das übrige Publikum zollte verhaltenen Beifall, kein einziger Buh-Ruf kam aus dem Zuschauerraum. Und nun wussten die beiden, dass es keine Hoffnung mehr geben konnte. Wenn der schlimmste politisch korrekte Müll über den Köpfen der Gesellschaft ausgeleert werden darf, ohne dass es zum geringsten Widerspruch kommt, dann ist die Zukunft verloren.
Eine Wende von 360°
Das Deutschland von gestern, das sie kannten und liebten, das gab es von diesem Augenblick an nicht mehr. Die geliebte Heimat war in diesem Moment für sie gestorben. Und nach eben diesem Trauerfall stellte sich spontan ein Gemütszustand von Ernsthaftigkeit, Ruhe und Respekt vor der Wichtigkeit des Augenblicks ein. Die beiden hatten Abschied genommen, Abschied von der Welt von gestern, und der Weg in die Zukunft lag plötzlich klar vor ihnen.
Es tat natürlich weh zu akzeptieren, dass die aktuelle Generation die einmaligen kulturellen Hinterlassenschaften von Hegel und Heisenberg, Wagner und Weber, Straßmann und Schnitzler ignorierten; dass sie das Erbe des von Gründern und Pionieren erbrachten Wirtschaftswunders mutwillig mit Füßen traten; und dass sie es wagten, die einmalig schönen Wiesen, Wälder und Auen Deutschlands großflächig mit nutzloser Technik zu verunstalten.
Meinen Bekannten war aber auch klar geworden, dass, auch wenn die Regierenden sich plötzlich eines Besseren besinnen würden, wenn sie in bester Absicht für das deutsche Volk handeln wollten, wenn sie eine politische 180° Wende realisieren wollten – sie wären nicht im Entferntesten dazu in der Lage. Sie waren ja nicht einmal in der Lage gewesen, eine anständige Berufsausbildung oder ein Studium abzuschließen. Wie wollten sie jetzt eine anspruchsvolle politische Renaissance anführen, wo Integrität, Intelligenz, Disziplin und enormes Allgemeinwissen erforderlich sind? Sie würden bestenfalls eine 360° Wende schaffen.
Unseren Auswanderern wünschen wir auf jeden Fall das Allerbeste in der neuen Welt.
Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.