Von Gastautor Steffen Meltzer
Das macht uns nicht gleich jeder nach, Deutschland und das Beauftragtenunwesen. Dazu kommt noch eine Unzahl an „Bürgerräten“, Meldestellen gegen sexistische Werbung u. a. subkulturellen Monster, die niemand von der Straße gewählt hat. Allein die Bundesregierung beschäftigt 44 „Beauftragte“, denken wir an den „Ostbeauftragten“, der gern die Ostdeutschen beschimpft, oder an die sogenannte Anti-Diskriminierungsbeauftragte, die eigentlich eine „Anti-Kartoffelbeauftragte“ ist. Nicht zu vergessen „Glücksbeauftragte“ und kommunale „Fahrradbeauftragte“ als Auffangbecken für gescheiterte Lokalpolitiker oder unkündbare Mitarbeiter. Immerhin hat auch der Papst einen Beauftragten, der sich Apostolischer Visitator nennt und zu den fast traditionellen hochnotpeinlichen Untersuchungen berechtigt ist.
Mir ist bisher kein Fall bekannt geworden, in dem jemals einer der Beauftragten einen Petenten tatsächlich geholfen hätte. Von der Brandenburgischen Landesdatenschutzbeauftragten einmal abgesehen, die einigen uneinsichtigen Ministerien und Behörden ab und zu gründlich den Marsch blasen. Damit deren Einfluss nicht zu große wird, sind die Stellen chronisch unterbesetzt und die Bearbeitungszeiten für die Bürger exorbitant lang.
Es gibt aber vorwiegend auch die „anderen“ Beauftragten, deshalb ein kleines Erlebnis in eigener Sache: Als sich ein verzweifelter Mitmensch persönlich an mich mit der Bitte wandte, ich möge ihm doch helfen, da eine offizielle Landesbeauftragte diesen an mich verwiesen habe.
Nun gut, es soll behördliche Beauftragte geben, die erzählen ihren Direktor beim Frühstück, was der Flurfunk für Neuigkeiten zu verkünden hat und bestätigen damit ihre unangefochtene Daseinsberechtigung. Jemand schrieb mir, „Beauftragte sind der Kitt versagender (Linien-)Strukturen.
Die gegenwärtige Bundesregierung ist dafür bekannt, eine Flut von neuen Posten zu schaffen, um diese mit Lobbyisten auszufüllen. Im Kampf gegen alles und jedes, das nicht linksgrün ist, darf man nicht aufs Geld schauen. Ich sehe in dieser Beziehung noch jede Menge Reserven. Hier mein Vorschlag:
Eine neue Stelle ist erforderlich
Für den verstärkten „Kampf gegen rechts“ müssen neue Beauftragte geschaffen werden, um tatsächlich alle Bereiche des gesamtgesellschaftlichen Lebens abzudecken und dem Feind keine Chancen zu lassen. Besonders positiv kann hervorgehoben werden, dass es gelungen ist, den Kampf gegen rechts mit der LGBTQIA+ – Bewegung und dem Tierschutz zu verbünden. Niemand wird sich auch nur ansatzweise wagen, diese neue Beauftragte in Frage zu stellen.
Im Zuge der großen Transformation wird eine “Hennenbeauftragte” erfunden, weil die Gesellschaft der Meinung ist, auch Hähne müssen aus Gründen der Biodiversität Eier legen. Ergebnis wird sein, die Hennenbeauftragte stellt in ihrem Jahresbericht fest, bereits heute legen 30 Prozent aller Hähne täglich Eier. Jedoch erfolgt die mahnende Schlussfolgerung: Nach wie vor sind 70 Prozent aller Hähne diskriminierende Machos, die durch ihre Eierlegeverweigerung die Gefühle der Hennen nachhaltig verletzten. Überhaupt sind deshalb Hennen tägliche Opfer von häuslicher Gewalt. Auch aus der Tatsache heraus, dass sie die Küken vereinsamt als Glucke aufziehen müssen, währenddessen sich die Herren Hähne bereits mit der nächsten Federvieh vergnügen. Ursache ist, dass Eierlegen und Kükenaufzucht jahrhundertelang ausschließlich von Hennen erwartet wurde und wird, das entspricht dem kolonialistischen Weltbild ausbeuterischer alter Hähne, vorzugsweise derer mit weißen aufgeblusterten angeberischen Gefieder. Allein die privilegierte Geburt als kartoffelliebender Hahn mit weißen Federn, zeigt den verdienten Weg als Brathähnchen zur Hölle auf. Deshalb muss mehr Geld und Personal im Kampf gegen diese Ewiggestrigen bereitgestellt werden. Die (eigentlich) braven weißen Hähne werden kurzerhand, obwohl die Mehrheit, zu „Eier-Leugnern“ und laut krähenden „Randale-Querdenkern“ erklärt. Diese hätten zwar die freie Entscheidung darüber, ob Zwangsanpassung des Eierlegens oder nicht, jedoch müssen sie dann auch mit den Konsequenzen rechnen: Grillhähnchen. Nur so könne die diskriminierungsfreie Meinungsfreiheit für alle Hennen garantiert werden. Bunte Hähne dagegen haben jegliche Narrenfreiheit und werden von der Hennenbeauftragten großzügig gehätschelt. Selbst schwere Vorkommnisse verschweigt man, sie sind von der Pflicht des Eierlegens befreit.
Ähnlichkeiten zur Realität wären rein zufällig und sich nicht beabsichtigt.
Steffen Meltzer ist Herausgeber und Mitautor „Die hysterische Republik“.
Der Beitrag erschien zuerst hier.