Der unaufhaltsame Abstieg der Deutschen Bahn aus Sicht meiner Leser

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Zu wenigen Artikeln habe ich so viel Post erhalten, wie zu dem über meine Abenteuer mit der Deutschen Bahn. Und sie zeigt die ganze Bandbreite unserer desorientierten Gesellschaft.

Da gibt es die Zeitgenossen, die ernsthaft der Meinung sind, auch bei Benutzung der Bahn käme es auf die Haltung an. Nur Zurückgebliebene oder Bahn-Delegitimierer würden einfach loslaufen und erwarten, dass der Zug gemäß Fahrplan verkehrt. Schließlich gäbe es die Bahn-App, die man konsultieren müsse, ob und wann der gewünschte Zug fährt. Selbst schuld, wer das nicht tut.

Ich kenne diese Haltungs-Spezialisten inzwischen zur Genüge. Es gibt auch Mitmenschen in Bayern, die auf Twitter allen Ernstes behaupten, Stromabschaltungen hätten dort schon immer zum Alltag gehört, weshalb man seit ewigen Zeiten in allen Zimmern Taschenlampen, Kerzen und Streichhölzer deponiert hätte, um vorbereitet zu sein. Es dauert nicht mehr lang und es ist ein rechter Schwurbler, oder gar ein Nazi, wer darauf hinweist, dass es bis vor Kurzem eine zuverlässige Grundlast in der Stromversorgung gegeben hat, die erst durch die „Erneuerbaren“ nur noch mühsam aufrechterhalten werden kann.

Zurück zur Bahn. Über die Spitze der aktuellen Abenteuer wurde im „Schwarzwälder Boten“ berichtet.

An die vierzig Reisende strandeten auf dem Bahnhof Hausach, als der letzte Zug einfach ausfiel. Ein Grund dafür scheint nicht angegeben worden zu sein, noch scheint sich die DB um ihre Fahrgäste, die mitten in der Nacht nicht weiterkamen, gekümmert zu haben. Etwa zwanzig Glückliche konnten sich mit Hilfe von Taxis aus ihrer misslichen Lage befreien.

Um die Übrigen kümmerte sich erst die Bundespolizei, später rückten Löschfahrzeuge der Feuerwehr an, weil der Notruf missverstanden worden war.

“Gemeinsam mit dem DRK-Ortsverein Hausach stellten wir den müden Reisenden Feldbetten, Getränke sowie eine Kleinigkeit zu essen zur Verfügung, bis einige Stunden später der erste Zug fahren sollte”, hieß es laut Schwarzwälder Boten auf der Facebookseite der Feuerwehr.

“Wir haben 22 Betten rausgegeben. Das war ungefähr gegen 2.30 Uhr”, so der Bereitschaftsleiter des DRK-Ortsvereins. Die wurden für die kurze Nacht in der Wartehalle aufgestellt. Um 5.48 Uhr fuhr dann wieder der erste Zug in Richtung Konstanz.

Wer bezahlt das? Den Einsatz der Feuerwehr muss wohl die Bundespolizei berappen, weil der Notruf von ihrer Leitstelle ausging.

Die DB glänzte nicht nur durch Abwesenheit, sie gab anscheinend bis zur Veröffentlichung im Schwarzwälder Boten keine Erklärung ab.

Die Bahn-App scheint auch nicht gewarnt zu haben, denn es ist eher unwahrscheinlich, dass die 40 gestrandeten Bahnbenutzer alles Ignoranten mit der falschen Haltung waren.

„Lassen Sie sich überraschen“, sollte der nächste Werbespruch der DB sein.



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