Von Gastautor Ramin Peymani
Am Wochenende war ich zu einer Welturaufführung eingeladen. In Anwesenheit der Hauptdarstellerin konnte ich den zum ersten Mal gezeigten Film „The Deal“ sehen. Die nur unzureichend mit dem Genre Science Fiction beschriebene Geschichte lässt mich seither nicht mehr los. Handelt es sich bei dem Meisterwerk der Produzenten von „Independence Day“ wirklich nur um eine Fiktion? Verstörend real wirkte das Gezeigte angesichts der letzten beiden Jahre, und mich beschlich das Gefühl, hier werde eine düstere Zukunft beschrieben, von der wir nicht mehr weit entfernt sind. Auch wenn der Film erst in einigen Monaten in die deutschen Kinos kommen dürfte, möchte ich Ihnen den englischsprachigen Trailer nicht vorenthalten. Die Handlung spielt in der Zeit nach einer Pandemie, die sich die Regierung zunutze gemacht hat, um ihren Bürgern strenge Gesetze zu verordnen. Kern des post-pandemischen Regelwerks ist der „Deal“. Wer ihn mit der Regierung schließt, hat 20 Jahre lang Ruhe, vor allem aber Zugang zu den staatlichen Leistungen, einer Krankenvollversicherung, dem Wohnungsmarkt und einer ausreichenden Lebensmittelversorgung. Wer sich dem „Deal“ verweigert, fristet ein Dasein in Armut, staatliche Repressalien inbegriffen. Die Gesellschaft ist tief gespalten, die Lager stehen sich feindlich gegenüber. Heruntergekommene, aufgegebene Stadtbezirke, in denen marodierende Gangs Jagd auf Menschen machen, gehören zum Alltag. Es ist eine trostlose Szenerie ohne jede Perspektive. Hoffen dürfen nicht einmal diejenigen, die sich auf den „Pakt mit dem Teufel“ eingelassen haben: Nach 20 Jahren sorgt der implantierte Chip für ihren programmierten Tod, weil sie nach Ansicht der Regierung die knappen Ressourcen der Erde dann lange genug für sich beansprucht haben.
Die Herrschenden gängeln die Menschen, legen ihnen gnadenlose Regeln auf und sanktionieren jegliche Verweigerung des Gehorsams auf das Schärfste
Die perfekt in Szene gesetzte Produktion entfaltet ihre große Wirkung nicht nur aus der beklemmend realitätsnahen Geschichte, sondern vor allem aus dem Zusammenspiel hervorragender Schauspieler, allen voran Emma Fischer. Sie ist der neue Stern am Kino-Himmel, und man wird sie noch in vielen großen Rollen sehen. Die Britin spielt die junge Analyn, die einfach nicht akzeptieren will, dass eine Regierung ihre Mutter und alle anderen Menschen dazu zwingt zu sterben, um Ressourcen zu sparen, während die Herrschenden selbst in einem abgeschirmten Viertel in Saus und Braus leben. Doch was kann sie tun? Es ist das jahrtausendealte Gefühl der Ohnmacht der Massen gegenüber der Obrigkeit, die für sich ganz eigene Regeln definiert und die Wandlitzer Annehmlichkeiten als ihr gottgegebenes Recht betrachtet. Die Herrschenden gängeln die Menschen, legen ihnen gnadenlose Regeln auf und sanktionieren jegliche Verweigerung des Gehorsams auf das Schärfste. Freiheit gibt es nur noch auf dem Papier und nur noch auf Zeit. Sie wird mit dem sicheren Tod erkauft. Noch sind wir gottlob nicht so weit, aber einige Schritte haben wir auf dem Weg dorthin bereits zurückgelegt. Corona hat diese Zeitenwende eingeläutet und es gehört längst zur „neuen Normalität“, dass niemand mehr die bis vor wenigen Jahren noch geltenden Bürgerrechte komplett beanspruchen darf, der sich nicht dem „Deal“ der Regierenden verschrieben hat, sich impfen zu lassen. Wer sich verweigert, bleibt außen vor oder muss unangenehme Prozeduren über sich ergehen lassen. Erst recht gilt dies für das Verlassen des Landes. Zwar wurden die Regeln nun gelockert, doch strickt die Politik bereits an den Verschärfungen für den Herbst. Die Affenpocken sollen es richten, weil eine neue Bedrohung gebraucht wird.
Die Macher von „The Deal“ beschreiben ein zum Greifen reales Szenario, dessen Vorboten sich in der politischen Diskussion immer deutlicher abzeichnen
Was die dystopische Erzählung des Kinofilms angeht, liegt sowohl der verweigerte Zugang zu direkter medizinischer Versorgung als auch der Ausschluss vom Arbeitsmarkt bereits nah an der Realität. Die unlängst vom Bundesverfassungsgericht durchgewunkene Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen kommt de facto einem Berufsverbot für jene gleich, die den „Deal“ nicht eingehen wollen, ebenso die wochenlange Schließung ganzer Branchen während der Lockdowns. Und auch die Einführung einer Zweiklassenmedizin für Geimpfte und Ungeimpfte wird ja schon seit geraumer Zeit diskutiert, weil die Verweigerer des „Deals“ anderen nicht das Intensivbett wegnehmen sollen. Bis zur Verknüpfung mit der Zuteilung von Lebensmitteln und Energieressourcen ist es nicht mehr weit. Auch hier beschreiben die Filmemacher ein zum Greifen reales Szenario, dessen Vorboten sich in der politischen Diskussion abzeichnen. „The Deal“ ist ein aufwühlender Film, der aber nicht hoffnungslos macht. Er zeigt, dass totalitäre Systeme nicht unverwundbar sind. Der Film kommt ohne erhobenen Zeigefinger aus und will an keiner Stelle missionieren. Er setzt vielmehr ein Zeichen gegen immer repressivere Herrschende. Wohl auch deshalb war er den großen Hollywood-Studios zu heiß. Mut und Entschlossenheit helfen den Hauptfiguren, das totalitäre System auszutricksen und ihre Ohnmacht zu überwinden. Das ist die gute Nachricht, die uns alle jeden Tag mit neuer Kraft dem Bösen gegenübertreten lassen sollte, das sich immer unverhohlener unserer Freiheit bemächtigt und so scheinheilig im angeblichen Dienst der guten Sache daherkommt. Für mich ist „The Deal“ einer der wichtigsten Filme des Jahres. Hoffentlich kommt er nicht zu spät.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf: Peymani.de