Die Deutsche Bahn und die Schneeflocke

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Alle reden vom Wetter – Wir nicht! Das war der stolze Slogan der Bundesbahn in den 70er Jahren. Klingt nach guter alter Zeit, die es wirklich gab. Damals konnte man die Uhr nach den Abfahrtszeiten der Züge stellen. Heute, wo Politik und Zeitgeist die Bürger in den Öffentlichen Nah- und Fernverkehrt transferieren wollen, weil Auto fahren so klimaschädlich ist, funktioniert bei der Bahn kaum noch etwas.

Aktuell sitze ich auf dem Berliner Hauptbahnhof. Mein Zug sollte um 12.05 abfahren. Aber auf Grund von „Witterungsbedingungen“ sei der Zugverkehr bei Hamburg zeitweilig eingestellt worden. Es rechnet anscheinend in Berlin niemand mehr damit, das heute aus dieser Richtung noch Züge eintreffen. Ein Ersatzzug soll 50 Minuten später eingesetzt werden.

Auf dem Bahnsteig habe ich keinen Empfang und kann nicht checken, ob es Ausweichmöglichkeiten gibt. Zum Glück kann ich als Bahncard 50-Inhaberin die Lounge aufsuchen. Dort erfahre ich, dass es um 12.30 einen Zug in meine Richtung gibt. In dem sitze ich nun. Abfahren sollte er schon vor zehn Minuten, aber wegen „interner Betriebsabläufe“ stehen wir immer noch.

Als es mir endlich gelingt, das ICE-Netz zu aktivieren, lese ich, dass in Hamburg Schnee gefallen ist. Es fahren weder S-Bahnen noch Züge. Das Land, das noch vor wenigen Jahren für seine Effizienz weltweit beneidet und als Vorbild angesehen wurde, wird mit jedem Tag dysfunktionaler.

Ich sehe schon dem Tag entgegen, an dem ich als rechter Schwurbler gebrandmarkt werde, weil ich darauf hinweise, dass es eine Zeit gab, wo pünktliche Züge, warme Wohnungen und zuverlässige Stromversorgung eine Selbstverständlichkeit waren, über die niemand reden musste.

Aber eins funktioniert zuverlässig: Das Denunziantentum und die gegenseitige Kontrolle: Einen Tag vor dem „Freedom-Day“, dem Wegfall der ebenso absurden wie nutzlosen Corona-Maßnahmen, wird strikt darauf geachtet, dass alle Passagiere Masken tragen.

P.S. Inzwischen sind wir abgefahren, haben schon kurz hinter Berlin 17 Minuten Verspätung, aber nicht mehr wegen „interner Betriebsabläufe“, sondern wegen „Witterungsbedingungen“. Draußen ist ein klarer, trockener Tag, aber die Hamburger Schneeflocken scheinen hunderte Kilometer weit zu wirken.

Armes Deutschland!



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