BER in Höchstform?

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Endlich gibt es mal eine Erfolgsmeldung, was den leidigen Pannenflughafen BER betrifft, den niemand mehr Willy Brandt-Flughafen nennt, aus Pietät vor dem Sozialistenführer, dessen Andenken durch die zweifelhaft gewordene Ehre eher beschädigt wird. Seit Eröffnung seien noch nie so viele Passagiere von hier gestartet oder gelandet, jubelt der Berliner „Tagesspiegel“. Und fragt: Kehrt etwa Normalbetrieb ein? Tut mir leid, aber das erinnert mich an die DDR-Berichterstattung über 150% erfüllte Pläne und gesteigerte Konsumgüterproduktion, obwohl die Regale gähnend leer bleiben.

Was erlebt ein Passagier, wenn er vom BER startet und landet?

Das Abenteuer beginnt schon am S-Bahnhof Gesundbrunnen. Hier fährt der Flughafenexpress FEX alle halbe Stunde ab. Nur einem Zwischenstopp am S-Bahnhof Ostkreuz. Theoretisch ist man dann in einer knappen halben Stunde am Flughafen. Praktisch sieht es so aus, dass die Passagiere am Gleis stehen und vergeblich auf den Zug warten.

Zwar verkündet die Anzeige, der FEX hätte nur 5 Minuten Verspätung, aber dann verschwindet sie, es fährt ein ICE ein, dann zehn Minuten später ein zweiter, aus den 5 Minuten sind mehr als 20 Minuten geworden. Noch kein Problem, denn vorsichtshalber habe ich einen Zug früher eingeplant. Aber die Verspätung für den Folgezug ist auch schon mit 10 Minuten angegeben. Plötzlich fangen die Leute um mich herum an zu rennen. Der FEX soll fahren, aber vom anderem Gleiß. Also mit schwerem Gepäck Treppe hoch, Treppe runter und atemlos in die Bahn, die mit 25 Minuten Verspätung abfährt und tatsächlich mit nur einem Zwischenaufenthalt am Flughafen ankommt.

Am BER ist wirklich etwas los. Vor dem Bagage-Drop von Easy-Jet steht eine endlose Schlange. Mein Enkel ist schon seit über einer halben Stunde da, dem Abfertigungsschalter aber noch nicht nah gekommen. Die Check-in Automaten sind alle außer Betrieb, von sechs Countern arbeiten nur zwei. Ab und zu wird ausgerufen, ob es noch Passagiere für diesen oder jenen Flug gibt. Dann drängeln sich genervte Urlauber, die schon ihre Hoffnung, den Flug noch zu erreichen, aufgegeben hatten, erleichtert nach vorn.

Zwei Mitarbeiter von Easy-Jet sitzen zwar herum, beteiligen sich aber nicht an der Abfertigung. Als wir endlich dran sind, ist unser Abflug schon gefährlich nahe. Auf meine Frage, warum nicht mehr Schalter geöffnet werden, bekomme ich nur ein Achselzucken. Wir haben gerade noch Zeit, durch die Sicherheitskontrolle zu kommen und im Laufschritt zum fernen Gate zu gelangen, wo das Boarding schon begonnen hat. Die Strecke ist endlos. Die Laufbänder funktionieren aber nicht. Atemlos besteigen wir das Flugzeug, aber finden, dass normaler Betrieb anders aussieht.

Auf dem Rückflug ergeht es uns nicht besser. Zwar bekommen wir aus dem Cockpit die freudige Nachricht, dass wir wegen des kräftigen Rückenwinds zehn Minuten früher landen werden, aber wer glaubte, dann auch eher zuhause zu sein, hatte sich getäuscht. Die Laufbänder funktionieren immer noch nicht.

Unser Flug war als letzter gelandet. Aber kurz vor uns hatte es drei weitere Ankünfte gegeben. Am Gepäckband erwartete uns die freudige Botschaft, dass demnächst unser Gepäck ausgeliefert würde. Dem war aber nicht so. An den anderen drei Gepäckbändern kamen die Koffer an, bei uns nicht. Mir kam der Gedanke, dass für die letzten vier Flüge nur eine Entlademannschaft gab. Bingo. Ein Mitreisender, der sich erkundigt hatte, sagte etwas von Personalknappheit. Bei gestiegener Arbeitslosigkeit?

Allmählich leerte sich die Halle. Immer mehr Flughafenangestellte wünschten sich laut einen schönen Feierabend. Um 23.15 sollte laut BVG-App der vorletzte FEX abfahren, der letzte war bereits gestrichen. Ich hatte das vor Wochen schon einmal erlebt, musste damals mit der S-Bahn durch die Gegend zuckeln und war erst nach zwei Stunden zuhause, statt nach einer.

Kurz nach 23.05 verschwand auch die Bundespolizei, die sich am Ausgang der Halle postiert hatte. Um 22.10 kam Bewegung in unser Gepäckband, genau eine Stunde nach unserer Landung. Wir schnappten uns unsere Koffer und rannten im gestreckten Galopp zum Zug. Natürlich gingen die Rolltreppen nicht. Der Zugführer war gnädig und ließ uns noch als Letzte rein. Glück im Unglück.

Von Normalbetrieb keine Spur, es sei denn, wir befinden uns schon in der neuen Normalität.



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