Im besten Deutschland, das wir je hatten, werden Bücher (noch) nicht verbrannt, sondern zensiert, umgeschrieben, auf schwarze Listen gesetzt, weil politisch nicht korrekt. Autoren wie Heinrich Heine werden auf Facebook gelöscht, weil sie der „Netiquette“ nicht entsprechen, oder als „rechts“ und damit unberührbar abgestempelt.
Auch Buchhändler, die es wagen, die von links unerwünschten Titel zu führen, bekommen Besuch, der sie nachdrücklich ermahnt, so etwas zu unterlassen.
Der jüngste Vorfall von gestern Nacht ist einer der gemeinsten.
Das Buchhaus Loschwitz hat sich den Ruf als Hort der Freiheit für Andersdenkende redlich verdient. Susanne Dagen, eine mit Preisen bedachte Buchhändlerin, vor wenigen Jahren noch das gesuchte It-Girl der Branche, bei der jeder, der in der Dresdener Szene etwas auf sich hielt, seine Lektüre kaufte, zog sich den Unmut der Weltoffenen und Toleranten zu, weil sie daran festhielt, dass diese Tugenden gegen jedermann geübt werden sollten, auch gegenüber Andersdenkenden.
Dagen wurde dafür erst aus dem Kreis der Bessermenschen verbannt, dann verbal angegriffen, gegeisselt und in die rechte Ecke gestellt. Die Hetze verstärkte sich, je unbeeindruckter sich Dagen zeigte. Ihre mangelnde Bereitschaft zum Schuldbekenntnis ließ ihre Gegner zu Hochform auflaufen. Als Dagen es auch noch wagte, eine Buchreihe „Exil“ zu gründen, in der Autoren erscheinen, die anderswo nur noch schwer zu Wort kommen, brach ein regelrechter Sturm der Empörung los. Der Streit um Monika Marons Veröffentlichung von Essays, die ihr langjähriger Stammverlag nicht publizieren mochte, machte Dagen, das Buchhaus Loschwitz und die Exil-Reihe im ganzen Land bekannt.
Das hat die Antifa zur Handarbeit animiert. Der Angriff von heute Nacht trägt deren Handschrift. Buttersäure wird von der Antifa gegen Gastronomen und Hausbesitzer eingesetzt, um gegen „Gentrifizierung“ zu „protestieren“. Scheiben werden auch gern eingeschlagen, ungeachtet des unseligen Vorbilds in der dunkelsten Zeit Deutschlands.
Dagens schöner Buchladen wurde so demoliert. Das Perfide ist, dass sich die Wohnung der Familie im selben Gebäude befindet. Die Tochter wachte nachts von Lärm der eingeschlagenen Scheiben auf und sah noch eine Stichflamme. Die Kripo war bald darauf vor Ort. Ob sie die Täter fasst, ist mehr als ungewiß.
Ich habe auf diesem Blog schon mehrere Bücher der Exil-Reihe rezensiert. Es ist ein guter Zeitpunkt, Solidarität zu zeigen und diese oder andere Bücher bei Susanne Dagen zu kaufen.
Hier sind die Links:
https://www.kulturhaus-loschwitz.de/
Mathias Matussek: Aussenseiter
Jörg Bernig: Niemandszeit
Monika Maron: Krumme Gestalten, von Wind gebissen:
Hier das Bild: