Von Gastautor Sven Lindgrenn
Ich hätte innerhalb des letzten Jahres so einiges für unmöglich gehalten, was dann doch eingetreten ist, obwohl es lange jeweils als „Verschwörungstheorie oder (neuste Wortschöpfung) „Verschwörungserzählung“ galt.
Und ich hätte nie gedacht, daß ich mir mal eine „Corona-Sondersendung-Extra-Brennpunkt“ wünsche. Stattdessen habe ich versehentlich in die ARD zur Sendung „Karneval in Köln“ gezappt und habe meiner GEZ-Gebühr bei der „Arbeit“ (Tusch! TäTää, tä-tää, tä-täähhh) zugeschaut.
Ich war den Tränen nah. Eine Sendung, die sonst für viele Zuschauer ein Highlight war, weil man in der von vielen geliebten Faschingszeit Musikern, Büttenreden, Tusch, Präsidium und Funkenmariechen und dem verkleideten Publikum zuschauen konnte, vielleicht zu Hause selbst Gäste und ausgelassene Stimmung hatte, wurde ein angestrengtes Schauspiel der Verlogenheiten.
Ich fand es so verlogen, daß man auf einer Bühne demonstrativ eine Band per „Abstandsregel“ vereinzelt aufgestellt, einzelne Büttenredner mutterseelenallein auf einer Bühne platziert, das Orchester zwischen Plexiglasscheiben gesetzt und aus Corona-Gründen auf den kompletten Elferrat verzichtet hat. Es glaubt doch wohl kein Mensch, daß hinter der Bühne alle das „Abstand“-Getue weiterspielen. Denn „Backstage“ werden sich sicher mehrere Künstler nicht nur „mit Abstand“ die flache Hand auf die Stirn geschlagen haben ob dieser Farce, sondern sich sicher verzweifelt in die Arme gesunken sein, um sich gegenseitig zu trösten. Denn so eine „Un“-Show hat kein Künstler und auch kein Publikum verdient.
Die eingespielten Lacher, die fehlenden Kameraschwenks übers bunte Publikum, weil das schlicht nicht da war und bemühte und gekünstelte Künstler, die nämlich erst dann gut werden, wenn sie vor Publikum spielen und singen und denen dadurch merklich ihr Feedback fehlte, um sich selbst zu pushen, all das erzeugte in mir ein Gefühl der „Fremdscham“. „Cringe“ sagt man wohl heutzutage auch.
Das ehrlichste der Sendung für mich war gegen 21:00 eine minutenlange technische Störung. Ich hatte schon die leise Hoffnung, daß dort im Sender es einige Mitarbeiter nicht mehr verantworten wollten und….es ging dann aber doch weiter. Den Künstlern kann man nach einem Jahr de facto Berufsverbot nicht verdenken, sich dafür herzugeben. Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Ich kann dafür menschliches Verständnis haben, gut finden muß ich es aber deshalb nicht.
Der „Rundfunkbeitrag“ (das Wort ist pures Framing, als würden wir zu etwas ganz Tollem beitragen), ist eine Zwangsgebühr, die mit viel Zwang von den „GEZ-Verweigerern“ eingetrieben wird. Es ist eigentlich eine Rundfunk-Steuer, denn man kann bei der GEZ ebenso wenig per Kündigungsschreiben austreten wie beim Finanzamt. Aber die gefühlte Gegenleistung des Staates (Funktionieren von Verwaltung und Erfüllung staatlicher Aufgaben) und auch der ÖR-Medien passen schon länger nicht mehr zur Höhe des Obolus, den wir zu leisten haben. Nach der heutigen Sendung sollte man gemäß gefühltem Preis-Leistungs-Verhältnis den Zwangsbeitrag ruhig von 17,50€ auf 36,36€ erhöhen! Natürlich als Jahresbeitrag! Tusch! TäTää, tä-tää, tä-täähhh. Man hätte sich die Sendung im wahrsten Sinne sparen sollen.
PS: Die frustrierten Künstler haben sicher hinter der Bühne auch fürs Steueraufkommen gesorgt: Biersteuer, Schaumweinsteuer, Branntweinsteuer, Tabaksteuer, etc. Vergnügungssteuerpflichtig war die Sendung jedenfalls nicht.