Von Steffen Meltzer
Es hält sich immer noch das Gerücht, dass die Verantwortlichen für den Öffentlichen Dienst im Berliner Senat Menschen mit alltagstauglichen Umgangsformen wären. Falls es in der dortigen Verwaltung noch Beamte gibt, die rudimentäre Reste einer verständlichen Sprache benutzen, die auch Hinz und Kunz verstehen, muss jetzt ganz tapfer sein und umlernen.
Das verklausulierte Beamtenkauderwelsch verstehen nicht einmal mehr die eigenen Mitarbeiter. Immer wenn man denkt, schlimmer kann es nicht mehr kommen, dann erscheint der Senat mit neuen fundamentalen Ideen auf der Tagesordnung. Die Arbeitsgruppe „Umerziehung der Beamten und Einwohnenden“ hat einen Stuhlkreis gebildet und ihre neueste Glosse verbindlich in Stein gemeißelt. Das Werk nennt sich offiziell „Leitfaden für Mitarbeitende der Berliner Verwaltung zum diversitysensiblen Sprachgebrauch“. Federführend ist der zuständige Minister für Unisextoiletten im öffentlichen Dienst, Dirk Behrend (Grüne).
Stolpersteine Hautfarbe und Geschlecht
Ab sofort heißt es nicht mehr „Ausländer“ sondern „Einwohnende ohne deutsche Staatsbürgerschaft“. Die Bezeichnungen „Asylbewerber“ wird durch „Asylsuchende“ und „Schutzberechtigte“ ersetzt. Migranten heißen dann zum Beispiel „Menschen mit internationaler Geschichte“. „Farbige“ oder „Dunkelhäutige“ darf man nicht mehr sagen oder schreiben, da diese Begriffe „aufgrund ihrer kolonialistischen und diskriminierenden Bedeutung“ abgelehnt werden. Selbstverständlich wird die Bezeichnung „schwarz fahren“ ebenso verbannt wie das „Anschwärzen“. Für letzteres müssen Begrifflichkeiten wie „nachsagen oder melden“ Verwendung finden. Ähnliches gilt für den „Wirtschaftsflüchtling“, denn er beschreibt eine unmissverständliche Wahrheit: Menschen, die sich in Deutschland ein besseres Leben erhoffen. Das zu benennen geht nun gar nicht.
Dann fängt es an, kompliziert zu werden. Nachdem es nicht mehr möglich ist zu behaupten, es gibt nur Männer und Frauen, werden auf elf Seiten mit Geschlechtsidentitäten und „geschlechtsunabhängige Begehren“ abgearbeitet. Ich konnte dabei erfahren, dass ich ein Cis-Mann bin. Dieser Begriff war mir bereits einmal durch die Hausbesetzerszene der autonomen Antifa aufgefallen. Deren Sprache ist jetzt für alle Berliner Beamte und Angestellte verbindlich.
„Cis“ beschreibt ein Subjekt, das „in Übereinstimmung mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht lebt“. Die Berliner Spezialisten für Geschlechterforschung geben dine überlebensnotwendige Hilfe und klären im Leitfaden auf: Wenn sich ein Mann als Mann fühlt oder eine Frau als Frau spricht man von einem „Cis-Mann“ oder einer „Cis-Frau“. Hier soll die Sprache einer verschwindend geringen Minderheit der Mehrheit per Zwang übergestülpt werden. „Leitfaden“ ist dabei nur der liberale und irreführende Ausdruck für „Weisungen“, die 1:1 umzusetzen sind. Erst recht, wenn man in der Berliner Verwaltung Karriere machen will.
Berliner Traditionen
Gemäß der „guten alten grünen Traditionen“ scheint die Sexualität ein besonderes Anliegen des Berliner Senats zu sein. Es ist doch darüber hinaus hervorragend, wenn man als „Schreibende“ persönliche Intentionen in einem Leitfaden ausleben darf. Wölfe sind in gewisser Weise auch Spezialisten für die dummen Schafe in der Herde. Inwieweit die Antifa persönlich am Leitfaden mitgearbeitet hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Da die Sexualität in diesem Pamphlet eine herausragende Rolle spielt, weiter mit diesem Thema: Die Bi-Sexualität steht für eine überkommene Zwei-Geschlechter-Ordnung. Das neue Nonplusultra heißt „Pansexualität“ (dachte immer, das ist, wenn jemand Sex mit einem Baum haben will o.ä.) und steht für die bisher begrifflich diskriminierten trans- und intergeschlechtlichen sowie nicht-binären Personen.
Mir ist immer noch nicht ganz klar, warum es für Wachtmeister Piepenhuber in seiner verstaubten Amtsstube eine überragende Wichtigkeit haben soll zu wissen, welchen sexuellen Neigungen ein Antragsteller in seiner Freizeit nachgeht. Meine althergebrachte innere Stimme sagt mir, dass das weder einen einzelnen Bürokraten noch den Staat etwas angeht.
Allerdings muss ich zugeben, dass dieser neue Leitfaden, ähnlich dem sogenannten „Antidiskriminierungsgesetz“, ausgezeichnet dazu geeignet ist, Menschen auseinander zu dividieren und untereinander zu entfremden.
Sprachverhunzungen und Sternchenschreibweise, da man kommt aus dem Stottern nicht mehr heraus. Es ist und bleibt lebensfremdes Kauderwelch. Da freut man sich direkt auf die nächste Krise, wenn wieder systemnahe Berufe, Männer und Frauen gefragt sind, die zupacken anstatt pseudointellektuell Wortsalat zu palavern.
Steffen Meltzer, Autor von „Ratgeber Gefahrenabwehr: So schützen Sie sich vor Kriminalität – Ein Polizeitrainer klärt auf“