An diesem Wochenende vom 11. und 12. Januar ist die letzte Gelegenheit, im Kunstmuseum Moritzburg in Halle eine sensationelle Ausstellung zu sehen. Es handelt sich um die Rekonstruktion der ersten Sammlung hochkarätiger Meisterwerke von Bauhauskünstlern des Kunstmuseums Moritzburg. Bis 1933 galt diese Kollektion als eine der führenden Deutschlands, bis sie im Sommer 1937 durch Beschlagnahme von 147 „entarteten“ Werken ihrer Bedeutung beraubt wurde. Zwar ist die Zahl der verlorenen Bilder im Vergleich mit anderen Museen nicht allzu hoch, aber es betraf den Kern des Ausstellungsbestands, weshalb der Verlust nicht auszugleichen war. Immerhin gelang es dem Museum, 15 Werke zurückzukaufen.
Die aktuelle Schau zeigt 40 der beschlagnahmten Kunstwerke als Leihgaben von öffentlichen und privaten Sammlungen. Gemeinsam mit den 300 nicht konfiszierten Werken gewinnt der Besucher einen guten Eindruck von der ursprünglichen Sammlung. Wirklich alle Bauhauskünstler, bekannte und unbekannte, scheinen vertreten zu sein, mit Gemälden, Aquarellen oder Zeichnungen.
Der Genuss wird erhöht durch die außergewöhnlich gelungene Präsentation. Die Besucher sehen beim Rundgang mittels Wanddurchbrüchen die Bilder aus immer neuen, überraschenden Perspektiven.
Für mich war der absolute Höhepunkt der rekonstruierten Sammlung die temporäre Wiedervereinigung von sieben der einst elf Gemälde des Halle-Zyklusses von Lyonel Feininger. Sie nebeneinander zu sehen ist wirklich sensationell. Außerdem werden eine Reihe von vorbereitenden Skizzen gezeigt, die Feininger während eines Ostseeurlaubs als Vorstudien anfertigte. Es ist ein einmaliger Einblick in die Werkstatt des Malers.
Das herausragende Gemälde des Hallenser Domes konnte die Stadt Halle zurückkaufen. Zwei andere Gemälde hat es nach München und Mannheim verschlagen, wohin sie leider nach Ausstellungsschluss wieder zurückkehren müssen. Man wünscht sich, sie könnten als Dauerleihgaben in Halle bleiben. Das besondere Licht und die kunstvoll verschobene Perspektive machen Feiningers Gemälde nicht nur unverwechselbar, sondern einmalig.
Weiter hinten ist der Künstler noch mit einem Gemälde seiner Lieblingskirche in Gelmenroda zu sehen und mit einer Straßenansicht, deren eher dröge Anmutung durch seine spezielle Malweise ins Zauberhafte gedreht wird.
Allein für Feininger lohnt sich auch eine längere Anfahrt nach Halle. Aber Klee, Nolde, Kandisky, Kokoschka, Heckel, Schlemmer und Grosz sind auch noch da.
Wer es an diesem Wochenende nicht schafft, sollte sich schon mal den März vormerken. Dann wird Toulouse-Lautrec gezeigt. Nach der hohen Qualität dieser Ausstellung darf man gespannt sein, wie dieser Ausnahmekünstler präsentiert wird.