Das ist der Titel der musikalischen Autobiografie des Liedermachers Stephan Krawczyk, die als sein Beitrag zum 30. Jahrestag des Mauerfalls auf den Markt kam. Seine besten Titel der letzten dreißig Jahre sind auf dieser CD vereint, die nicht nur Hörgenuss, sondern auch jede Menge Weisheit und damit Denkanstöße bietet.
Krawczyk, unverhofft im Westen gelandet, verstummte erst einmal für ein Vierteljahr. Dann begann er wieder zu schreiben. Sein erstes Lied: „Komm über mich im Unterholz“ ist keine wütende Abrechnung mit dem SED-Regime, sondern ein anrührendes Liebeslied für seine Frau, der er gefolgt war. „Ich lieb dich doch, du kannst mich noch vorm Totentanz erretten, ich les´ dir dann beim Abendmahl vom Unterkleid die Kletten…”
Das älteste Lied der CD ist von 1982. „Der Clown“, geschrieben vom Leipziger Lyriker Andreas Reimann, ist dennoch brandaktuell. „Zum Teufel, der geht auf zwei Beinen herum – und das auch noch vor Publikum… er mag Menschen mehr als den eigenen Hund.. zeigt noch im hellsten Licht sein Gesicht und bricht statt Beischlaf Liebe vom Zaun – ist eben ein Clown”. So ein Clown ist heute wieder eine Provokation. Krawczyks Neueinspielung ist zurückhaltender als frühere Versionen, man könnte es auch resignierter nennen.
Sehr eindringlich ist das eher politische „Wieder stehen“, der Hit in den Kirchen der DDR,. „Wer wieder stehen will, muss sich erst widersetzen“, sagte Krawczyk sein Lied damals an. Das trifft auch heute noch zu, denn: „Leben ist von kurzer Dauer, keine Zeit mehr zum Verzicht“.
Am berührendsten sind seine Liebeslieder. Das unendlich zarte Lied an den Mond – „das All ist unser Liebesnest“. Oder das fröhliche „Frühling“: „Unsrer Hüfte frohes Schwingen, lässt die Vöglein lauter singen“. Mein Lieblingslied ist „Heute“- „Nimm mich heut in Deine Arme, heute kannst Du mich verstehen.“ Auch wer gerade über keine aktuelle Liebe verfügt, kann sich an frühere Lieben erinnern und ist getröstet, weil niemand, der auch nur einmal in seinem Leben zur Liebe fähig war, umsonst gelebt hat.
Krawczyk singt seine Lieder, „was nicht heißt, dass es wem nützt“.
Aber: „Wenn wir uns mit uns begnügten und uns wärmten, wenn wir frier´n, könnte ich mit meinen Liedern, hilfreich eure Haut berührn.“
Das kann er, man muss ihm nur zuhören. Die CD wäre übrigens ein gutes Weihnachtsgeschenk, nicht nur, aber vor allem für die Liebsten.