Achtundzwanzigster November 1989
Bundeskanzler Kohl legt seinen am Wochenende erarbeiteten und von seiner Frau Hannelore abgetippten Zehn-Punkte-Plan zur schrittweisen Überwindung der Teilung Deutschlands dem Bundestag vor. Damit gibt es erstmals eine Leitlinie für eine Annäherung der beiden deutschen Teilstaaten im Rahmen der bestehenden Verträge. Eine künftige Wiedervereinigung soll so möglich gemacht werden. Der letzte Punkt lautete: „Mit dieser umfassenden Politik wirken wir auf einen Zustand des Friedens in Europas hin, in dem das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangen kann.“
Alle Fraktionen des Deutschen Bundestages, außer der Grünen, stimmen diesem Plan zu.
In Ostberlin nimmt die Nationale Front der Altparteien der DDR auf ihrer letzten Sitzung das Angebot, mit den Oppositionsgruppen am „Runden Tisch“ zu verhandeln, an. Allerdings versuchen sie, das Kräfteverhältnis am Runden Tisch durch die Einbeziehung von Massenorganisationen zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
In der Tschechoslowakei zeigt der Generalstreik Wirkung. Die Kommunistische Partei verzichtet nach Verhandlungen mit der Opposition auf ihren in der Verfassung verankerten Führungsanspruch. Die Regierung tritt zurück. Es wird eine Koalition unter Beteiligung der Opposition gebildet.