Dreißigster August 1989
In Ungarn ereignet sich die größte Massenflucht aller Zeiten. An einem Tag durchbrechen schätzungsweise 20 000 Ausreisewillige aus der DDR die Grenze nach Österreich. Es herrscht ein unglaubliches Chaos auf beiden Seiten des Grenzgebietes.
Immerhin beginnt man in Bayern, sich auf die Notaufnahme von DDR-Flüchtlingen vorzubereiten.
Das Neue Deutschland beschäftigt sich scheinbar ungerührt von dem Drama im sozialistischen Bruderland mit dem bevorstehenden neuen Schuljahr:
„Lehrer stellen sich ihrem gesellschaftlichen Auftrag“
Walter Kempowski verliert merkwürdigerweise in seinem Tagebuch kein Wort über die dramatischen Ereignisse in Ungarn. Seltsam, was Zeitzeugen alles übersehen, selbst wenn sie genaue Beobachter sind, wie Kempowski.