Gastbeitrag
Ich war am 26.05. bei der Briefwahlauszählung dabei. Ich durfte diese Aufgabe übernehmen, obwohl das eigentlich nur Verwaltungsmitarbeiter machen, weil dort der Krankenstand hoch war und ich das bei der letzten Europawahl in Berlin schon gemacht hatte. Zufällig landete ich in der Auszählgruppe von den engsten Mitarbeitern unseres Bürgermeisters, wir zählten auch direkt neben seinem Büro aus. Der Pressesprecher der Stadt hatte sein Büro ebenfalls nebenan und kam immer mal wieder herein, um den aktuellen Stand der Auszählungen mitzuteilen.
Mich hat sehr schockiert, dass während der sehr lange andauernden Auszählung (wir waren um halb zwei Uhr nachts fertig) bei den AfD-Stimmen verschiedene Mitglieder der Gruppe immer wieder äußerten „schon wieder eine AfD-Stimme, wir werfen die alle in den Mülleimer, stimmt’s?! – Haha“. Empörung gab es darüber nicht, auch wenn am Ende alle Stimmen ordentlich gezählt wurden, schockierte mich die Selbstverständlichkeit, mit der diese Überlegung geäußert wurde. Es war offensichtlich, dass diese Auffassung von den anderen geteilt wurde und man am liebsten so gehandelt hätte. Ich fragte mich ständig, was wohl gewesen wäre, wenn einer gesagt hätte: komm, wir machen das wirklich. Die kannten sich alle, nur ich war der Fremdkörper.
Vielleicht meinetwegen ist das nicht passiert? Ich äußerte einmal, dass die Proteste gegen die NPD erstaunlich gering waren angesichts der großen Proteste gegen die AFD; vielleicht hat diese „Kritik“ die Auszähler vorsichtiger werden lassen? Jedenfalls ging es den ganzen Abend eigentlich nur darum, dass hoffentlich die AfD nicht stärkste Partei wird.
Leider bin ich dieses Wochenende nicht bei der Auszählung dabei. Ich habe ein sehr ungutes Gefühl, gerade bei den Briefwahlstimmen. Die Anleitung zur Manipulation im Tagesspiegel trägt auch dazu bei. Die selbst ernannten Guten haben offenbar überhaupt keine Hemmungen mehr, wenn es darum geht, „das Böse“ zu verhindern. Mir wird Angst und Bange, wenn man diese Entwicklung zu Ende denkt. Was diese Menschen aber offenbar nicht tun.