Fünfundzwanzigster Juli 1989
Der polnische Regierungschef Jaruzelski verweigert der Opposition in Polen die Regierungsbeteiligung, da andere sozialistische Staaten, wie die DDR, sich provoziert fühlen könnten. Damit zeigt er, wie sehr die Verhandlungen der Kommunisten am Runden Tisch mit der Opposition aus rein taktischen Erwägungen geführt worden sind. Es war ein Versuch, die zerbröselnde Macht festzuhalten, nicht der Wunsch nach demokratischen Reformen, der die Kommunisten Zugeständnisse machen ließ.
Wieder haben 14 DDR-Flüchtlinge innerhalb weniger Stunden die Grenze von Ungarn nach Österreich überschritten. Es lagern bereits Hunderte in den Parks von Budapest, weil sie kein Geld mehr haben, den Zeltplatz zu bezahlen. Wer nach Ungarn in den Urlaub fährt, darf nur für fünf Tage Geld umtauschen und nicht mehr als 15 Mark der DDR pro Tag. Deshalb fahren Reisende immer los mit dem Kofferraum voller Nahrungsmittel und Benzinkanister, weil sonst an einen längeren Aufenthalt im Bruderland nicht zu denken ist. DDR-Mark kann man auch nicht illegal umtauschen. Kein Ungar kann etwas damit anfangen. Besser ist dran, wer Westgeld über die Grenze schmuggeln konnte. Aber in Anbetracht der erhöhten Kontrollen an der Grenze scheuen viele das Risiko.