Zur Psychologie der Manipulation in den öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen
von Gastautor Josef Hueber
Journalisten haben Macht – und sie haben sie nicht
durch ihre Kommentierung, sondern durch die Selektion,
den Scheinwerfer-Effekt, das Setzen von Prioritäten.
(Wolf Schneider: Unsere tägliche Desinformation)
„Der Kampf um den Platz im Bewusstsein
der Menschen wird mit Nachrichten geführt.“
(M. Buchwald, Chefredakteur TAGESTHEMEN, 1978-81)
Die Professionalität in der Erzeugung und Verstärkung von Gefühlen wohliger Sicherheit ist in den Bezahlmedien, ob Rundfunk oder TV, nicht zu übersehen. Eine Analyse der Sendungen „Tagesschau“ oder „heute“ unter wirkungspsychologischen Aspekten macht deutlich, wie dem Zuschauer statt umfassender, relevanter Informationen Baldrian verabreicht wird, damit er den Tag innerlich zufrieden abschließen und den Schlaf der Unwissenden schlafen kann. DAS BERUHIGENDE BEUNRUHIGT
Der tägliche Blick in die Öffentlich-Rechtlichen, in Tagesschau und heute, bekannte Sendungen der Jan Hofer- und Claus Kleber-Medien, zeigt auf erschreckende Weise Beruhigendes: Das Erschreckende gibt es nämlich vornehmlich nur außerhalb der geographisch noch vorhandenen Landesgrenzen.
Uns in Deutschland, das lassen uns die Nachrichtensendungen fühlen, geht’s doch ganz gut. Die Steuern sprudeln, die Arbeitslosigkeit, so sagen es Zahlen, die man glauben soll, ist niedrig, unser Geld ist sicher, die Kriminalitätsraten sinken, der Antisemitismus begegnet der vollen Härte des Gesetzes. Sicherer als wir lebt in Europa niemand. Was gibt’s also zu meckern?
Naja, die Rechten, will sagen die Rechtsradikalen, die rechtsextremen Populisten, sind auf dem Vormarsch, aber Recht und Gesetz werden diese ewig Unbelehrbaren in den Griff bekommen.
DER EINSTIEG IN DEN TAG HINTER UNS
Wirklich Schlimmes passiert, zum Glück, nur im Ausland. Der bewährte Einstieg zum Dampfablassen bei den Zuschauern, wenn’s irgendwie geht: Trump ist mal wieder in einen Fettnapf getrampelt. Er macht den Frieden zwischen Iran und Israel und überhaupt die ganze Welt unsicher, haut Zölle faustdick auf Importe (mit seinem unverständlichen, rücksichtslosen America First), und tritt auch noch zurück vom Pariser Klimaabkommen (welches der Kongress nie unterzeichnet hat). Der Kerl mit der Löwenmähne zeigt sich wieder mal, unterstützt von unsympathischen Bildern seiner Visage, als die polternde Unvernunft und Rücksichtslosigkeit, den, das wissen die deutschen Dschournalisten, nur die Dummen unter den Amis gewählt haben. Und das ist wohl die Mehrheit.
NACH DEM KOPFSCHÜTTELN: GOTT SEI DANK! NICHT BEI UNS
Kameraschwenk: Ein Zug verunglückt in Indien (Was wir bedauern und gleich wieder vergessen, weil es uns eigentlich nicht betrifft), ein Unwetter überschwemmt Landesteile irgendwo wegen Klimawandels (Dafür sind wir verantwortlich), eine Präsidentenwahl irgendwo gibt Anlass zur Sorge, weil die Wahlen vorgeblich gefälscht wurden. Und ein Bürger dieses Irgendwo-Landes äußert sich im Vollbild am Mikrofon mit deutlich sichtbarem Senderlogo über Korruption in seinem Land.
Spätestens jetzt ist dem Zuschauer klar: Wir leben gerne in Deutschland.
Gut, dass es das alles nicht bei uns gibt!
ARD UND ZDF SIND GEISTERFAHRER
Das Deutschland, welches unser Nachrichten-TV präsentiert, fährt jedoch in die falsche Richtung und zeigt nicht die Realität, die auf uns zukommt. Der Zuschauer, betäubt von verdaulichen Softnews aus dem Inland, kontrastiert mit den Hardnews aus dem Ausland, spürt nicht die Konsequenzen der fehlgeleiteten Politik, die auf nahezu allen Feldern im Anmarsch sind. Sie werden die Zukunftschancen unserer Kinder und Enkel ernüchternd und radikal verschlechtern.
Wie kam es dazu? Der fatalen Energiewende, mitsamt den finanziellen Folgen für den Verbraucher und dessen Wohlstand, folgte das demographische sowie gesellschafts- und sicherheitspolitische Armageddon durch die Grenzbeseitigung, es folgte die sich noch im Vollzug befindliche Zerstörung der Automobilindustrie mittels der angedachten Abschaffung des Individualverkehrs und lächerlicher Stickoxid-Messdaten, und schon blüht die Wahnidee von Enteignung.
Sieht man den Tagesrückblick in den freundlichen Gesichtern der Nachrichtensprecher auf dem Bildschirm vor, während oder nach dem Abendessen, wird dies nicht oder allenfalls in einer so bekömmlichen, homöopathischen Dosis dargestellt, dass man, zusätzlich beruhigt durch Interviews mit den rhetorisch trainierten politischen Vertretern der gewährten Zerstörungspolitik, keinen Anlass für Pessimismus erkennt.
SPORTNEWS SIND BALDRIAN
Damit dieses optimistische Gefühl der Sicherheit aber bis zum Einschlafen anhält, kommt am Schluss der Sport. Ein bisschen Trauer über 2te oder 3te Plätze (Tränenbilder immer gut), aber auch Jubelschreie aus den Rängen in den Stadien, ein paar tolle Tore oder verpatzte Chancen, und dann die üblichen sprachlichen Bausteine von Trainern, Siegern, Verlierern in nichtssagenden Statements.
NACHRICHTEN UND RESTAURANTS
Die Moderatoren verabschieden sich mit dem Wunsch, wie man ihn von der Bedienung beim Verlassen eines Restaurants nach einer angenehmen, unterhaltsamen Abendgesellschaft und einem bekömmlichen Essen kennt. Emotional politisch korrekt abgefertigt, nimmt ihn der Zuschauer im gemütlichen Sessel willig entgegen:
„Ihnen noch einen schönen Abend.“