Christenmord in Sri Lanka –
Das absichtliche Vergessen

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Ein Leserbrief von H. G.

Es schmerzt mich zutiefst – insbesondere als Christ – wenn an Ostern beim Hochfest unseres Glaubens ein so grausamer und hasserfüllter Anschlag verübt wird wie in Sri Lanka.

Bei dem Attentat eines Rechtsradikalen auf Muslime in Neuseeland wurde in der Tagesschau sehr ausführlich auf mögliche Hintergründe der Tat eingegangen, bis hin zu Aussagen australischer Politiker, die ein Burka-Verbot gefordert hatten. Eine derartige Analyse hat man beim jetzigen Anschlag vermisst. Es gab nur eine allgemeine Information zum Bürgerkrieg in Sri Lanka, der aber wohl nichts damit zu tun hat. Auf einen islamistischen Hintergrund wurde am Tag des Anschlags nicht eingegangen, am Tag danach wurde darüber relativ kurz mit ein paar Hinweisen auf nicht beachtete Vorwarnunugen und mögliche Hintermänner berichtet.

Gibt es also weiter nichts darüber zu sagen, auch wenn dieser Tage 70 – 80% aller religiös Verfolgten (etwa 200 Millionen) Christen sind, und zwar hauptsächlich in islamischen Ländern. Sind die zahllosen Übergriffe auf Christen tatsächlich das Werk von Einzelpersonen und (innerhalb islamischer Gesellschaften) isolierter Gruppen (oder Familien wie im Fall einer muslimischen Familie, die – beide Eltern und zwei Kinder! – in 4 Kirchen Selbstmordattentate verübten) ?

In seiner Rede bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 2015 sagte der Schriftsteller Navid Kermani:
“Was ist geschehen? Der „Islamische Staat“ hat nicht erst heute begonnen und auch nicht erst mit den Bürgerkriegen im Irak und in Syrien. Seine Methoden mögen auf Ablehnung stoßen, aber seine Ideologie ist der Wahhabismus, der heute bis in die hintersten Winkel der islamischen Welt wirkt und als Salafismus gerade auch für Jugendliche in Europa attraktiv geworden ist. Wenn man weiß, dass die Schulbücher und Lehrpläne im „Islamischen Staat“ zu 95 Prozent identisch mit den Schulbüchern und Lehrplänen Saudi-Arabiens sind, dann weiß man auch, dass die Welt nicht nur im Irak und in Syrien strikt in verboten und erlaubt eingeteilt wird – und die Menschheit in gläubig und ungläubig. Gesponsert mit Milliardenbeträgen aus dem Öl, hat sich über Jahrzehnte in Moscheen, in Büchern, im Fernsehen ein Denken ausgebreitet, das ausnahmslos alle Andersgläubigen zu Ketzern erklärt, beschimpft, terrorisiert, verächtlich macht und beleidigt. Wenn man andere Menschen systematisch, Tag für Tag, öffentlich herabsetzt, ist es nur folgerichtig – wie gut kennen wir das aus unserer eigenen, der deutschen Geschichte –, dass man schließlich auch ihr Leben für unwert erklärt. Dass ein solcher religiöser Faschismus überhaupt denkmöglich wurde, dass der IS so viele Kämpfer und noch mehr Sympathisanten finden, dass er ganze Länder überrennen und Millionenstädte weitgehend kampflos einnehmen konnte, das ist nicht der Beginn, sondern der vorläufige Endpunkt eines langen Niedergangs, eines Niedergangs auch und gerade des religiösen Denkens.” (Zitatende).

Es sind übrigens nicht nur Milliarden, sondern anscheinend mehrere 10 Billionen Dollar, die Saudi-Arabien in den letzten Jahrzehnten in die Verbreitung des Wahhabismus investiert hat. Was Kermani beschreibt, bestätigen Berichte von Hilfsorganisationen (z.B. “Open Doors”, “Kirche in Not”) für viele islamische Staaten in erschreckender Weise.

Warum nimmt solche Hintergründe bei uns kaum jemand wahr? Warum spielen sie in den Medien und der öffentlichen Diskussion keine Rolle? Nur deshalb, weil man meint, sie könnten Wasser auf die Mühlen der “Rechten” sein und damit den “Falschen” nützen? Aber ist es richtig die Wahrheit zu verschweigen aus Angst, sie könnte sogenanntes “rechtes Gedankengut” unterstützen. Ich glaube nicht, und zwar deshalb, weil sich letztlich auch dadurch der radikale Islam weiterhin ungehindert ausbreiten kann, insbesondere in islamischen Schwellenländern, aber auch bei uns, wo sich die Zahl der Salafisten innerhalb weniger Jahre fast verdoppelt hat und die Moslembrüder unbeachtet von der Öffentlichkeit Moscheen bauen und sehr effektiv Zuwanderer an sich binden.

Es geht nich darum, Muslime zu diskreditieren, sondern darum, ein realistisches Bild vom Ausmaß weltweit gefährlicher Entwicklungen im Islam zu bekommen. Eine Mehrheit in Politik, Medien und leider auch den Kirchen verschließt davor die Augen oder wirkt dem sogar entgegen – in der Überzeugung, es sei “summa ius” (höchstes, “päpstliches” Recht), dabei ist es “summa injuria” (höchstes Unrecht).



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