von Gastautor Albrecht Künstle
•„Es gibt keine systematische Christenverfolgung” in Asien, titelt die BZ
•„Die meisten leben friedlich zusammen“ – dann ist ja alles in Ordnung?
Es ist unglaublich. Da werden am christlichen Ostern auf Sri Lanka hunderte Menschen liquidiert. Und statt uns einfach nur Zeit zum Trauern lassen, geht die Badische Zeitung hin und verharmlosen das Massaker der Islamisten an Christen mit „Die meisten leben friedlich zusammen“. Es wäre ja noch schlimmer, wenn es umgekehrt wäre, die Mehrheit gewaltbereit wäre. Und als Kronzeugen bemüht die Zeitung die Asien-Referentin der katholischen Hilfsorganisation Misereor mit der „eindeutigen“ Aussage, „Es gibt keine systematische Christenverfolgung” in Asien. Da fragt sich der erstaunte Leser, ist nur „systematisch“, was im Deutschen Reich mit den Juden und anderen passierte?
Ich habe in der Schule gelernt, dass Asien eben nicht nur Fernost ist, sondern auch Vorderasien, das mit der Türkei, Libanon und Syrien beginnt. Und gerade diese Länder waren zusammen mit dem heutigen Nordirak die Wiege des Christentums. In den späteren Jahrhunderten stellten Christen die Mehrheit der Bevölkerung. Dem setze der Islam Muhammads Grenzen. Nicht allein mit agitatorischen Suren in den Moscheen, sondern mit bewaffneten Banden. Und das soll ein überwiegend friedliches Zusammenleben gewesen sein? Und dass die „ungläubigen“ Christen im Koran und deshalb auch durch Strenggläubige für vogelfrei erklärt werden und auch heute in fast allen islamischen Staaten unter dem Islam zu leiden haben, soll nicht systematisch sein?
„Dabei war das multireligiöse Asien gegenüber dem Christentum meist tolerant eingestellt“, schreibt der BZ-Journalist und sogar die KNA, die Katholische Nachrichtenagentur! Tolerant waren und sind die Herrschenden aber nur, solange Christen eine bedeutende Minderheit sind, sei es zahlenmäßig oder wirtschaftlich. Letzteres ist zugegeben oft der Anlass für Konflikte, die aber nicht alleine als „wirtschaftliche Gründe“ beschrieben werden können. Denn es macht schon einen Unterschied, ob das Selbstverständnis von Christen der Leitspruch ist, „bete und arbeite“. Oder ob das koranische Credo gilt, lass die Arbeit liegen (inshallah) und bete mindesten fünfmal täglich. Der unterschiedliche wirtschaftliche Erfolg hat sehr wohl etwas mit religiösem Selbstverständnis zu tun. Oder ist es reiner Zufall, dass islamische Länder fast nichts zustande bringen, wenn sie nicht gerade auf Ölquellen sitzen?
Fakt ist, dass Christen, wenn sie in islamischen Ländern in der Minderheit sind, nur geduldet werden. In buddhistischen Ländern und unter dem Hinduismus ist die Situation besser, aber auch dort nehmen die radikalen Kräfte zu. Christen, ihre Kirchen und Organisationen sind akzeptiert, solange sie Geld anschaffen, wie das mit unseren Hilfswerken der Fall ist. Das wird wohl auch der Grund sein, dass diese führende Referentin von Misereor die Situation der Christen so rosig darstellt – ihr Job hängt dran. Dem wird wohl auch geschuldet sein, dass sie in dem Interview sagte, Christen seien nur „manchmal“ Ziel von Angriffen. Aber im Gaza-Streifen zeigt sich, wenn Hilfsgelder reduziert werden, richten sich Begünstigte gegen ihre einstigen Unterstützer.
Perfide ist es geradezu, dass die Zeitungen noch einen Keil zwischen christliche Institutionen treiben, indem sie schreiben, die Recherchen von OpenDoors über die Christenverfolgung in Asien sei laut katholischer und evangelischer Kirche „unseriös“. Was Medienmacher den Islamisten unterstellen, dass sie nur auf „Spaltung“ aus seien, fällt so auf den Journalismus zurück.
OpenDoors antwortete: „Worum geht es hier bzw. wichtiger noch, worum geht es Jesus in so einer Angelegenheit? Ich gebe Ihnen völlig recht: wenn Kirchenleiter solche Aussagen gegen christliche Organisation – also auch gegen Open Doors – machen, ist das zutiefst beschämend. Sollen und wollen wir diesen versuchten Konflikt abwenden? Oder verstärken durch Wiederholung und Gegenmaßnahmen? Ich will mich leiten lassen von dem, was Jesus lehrt.“
Und der Blick in die Evangelien zeigt tatsächlich, die Verleumdung von Jesus fing schon früh an, als Petrus nach seiner Verhaftung sagte, ich kenne diesen Menschen nicht.
So scheint mir die Position von Kirchenoberen zur Missionstätigkeit von OpenDoors zu sein. Während diese Organisation dem Auftrag des Religionsstifters nachkommt, die Frohe Botschaft in die Welt hinauszutragen und verfolgten Christen beizustehen, schweigen unsere Bischöfe, wenn in der Welt und bei uns das Gegenteil geschieht und Christen gedemütigt, verfolgt und ermordet werden. Die Toten von „Bruderreligionen“, Muslime aller Ausprägungen samt Rohingyas und Uiguren scheinen ihnen samt dem Papst wichtiger zu sein. Eine Antwort des Bischofs steht leider noch aus.
Die Situation auf Sri Lanka zeigt erneut, sobald der Bevölkerungsanteil der Muslime zehn Prozent erreicht, wird es für Christen eines Landes kritisch. Im 18. Jahrhundert betrug deren Anteil über 20 Prozent, jetzt sind es keine acht Prozent mehr. Auch in Deutschland erreicht die muslimische Bevölkerung Anfang des nächsten Jahrzehnts zehn Prozent, wir haben bereits jetzt den drittgrößten muslimischen Bevölkerungsanteil in Europa, ohne die rund 50 Islamischen Staaten der Welt. Auch bei uns gab es schon wie in Frankreich viele Angriffe auf und in Kirchen. Einziger Trost: Auf „stillgelegte“ Kirchen kann man keine Anschläge mehr verüben, auf tote Christen auch nicht.