Bericht des Stalinisten Karl Murx zur

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Enteignungs-Demonstration in Berlin am 1. Mai 2019

Genossen!

Mit Freude und Stolz schauen wir auf die kraftvolle Demonstration der Werktätigen der Hauptstadt im Bezirk der Kapitalisten und Villenbesitzer. Die dort Wohnenden haben jetzt hoffentlich begriffen: Ihre Zeit ist bald vorbei!

Gemeinsam mit Marxisten, SPDisten, Trotzkisten, DGBisten, Grünisten und Maoisten haben wir Stalinisten mit dieser Demonstration der Welt gezeigt: Wir sind unsterblich!

Leider ist die Zeit der Revolution – der Enteignung der Besitzenden wie 1917 – noch nicht herangereift. Aber wir können beginnen, bewährte Konzepte der Vergangenheit umzusetzen.
Sie haben den gleichen Effekt wie eine Enteignung, zwingen jedoch den Eigentümer weiter sein Eigentum zu pflegen und Steuern zu zahlen und sind daher für die Gemeinschaft entlastend!

Erinnern wir uns. Russland war zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch durch die Leibeigenschaft geprägt. Ein Herrschaftsmittel war die Propiska, die amtliche Erlaubnis, sich anzusiedeln und eine Wohnung zu beziehen.
Dieses Herrschaftsmittel wurde dann von Lenin übernommen und von Stalin weiterentwickelt. Ohne Propiska (Zuzugsgenehmigung) kein Wohnraum und kein Wohnrecht in der Stadt.
Ja, die sozialistische Gesellschaft legte fest, in welcher Stadt man wo wohnt. Wir Stalinisten finden das auch noch heute richtig. Und wie die Demonstration gezeigt hat, sind wir nicht allein.

Kurz nach der siegreichen Oktoberrevolution hatte man unter Lenin begonnen, große Wohnungen mit Menschen zu belegen, die keinen Wohnraum hatten. Der Bürger oder Kulak musste seinen üppigen Wohnraum mit den Armen teilen, man nannte das Kommunalka. Zusammen mit der Propiska ein tolles Instrument, die Bevölkerung in unserem Sinne zu strukturieren und zu kontrollieren. Und für unsere Genossen gab es Arbeitsplätze in Hülle und Fülle – ohne Propiska keine Wohnung! Jeder versteht, dass man da nicht nur mit einem Gehalt nach Hause ging. Und man brauchte für diese Arbeit keine Qualifikation – die Parteimitgliedschaft, die Treue zur Partei und ein paar Weiterbildungen waren ausreichend.

Schon in der Sowjetischen Besatzungszone wurden diese bewährten Instrumente Propiska und Kommunalka angewandt, um die Flüchtlinge aus dem Osten unterzubringen. Meine Großeltern hatten ab 1945 eine Einquartierung einer Frau mit ihren Kindern aus dem Sudetenland und diese endete erst 1975 mit dem Tod meiner Großeltern.
Auch das versteht jeder: Was brauchen Rentner eine 4-Zimmer-Wohnung? Diese Frage steht auch noch heute.
Meine Großeltern hatten jahrelang vergeblich versucht, ihre 4-Zimmer Wohnung allein zu bewohnen. Vergeblich. Es zeigt uns aber, dass man auch drei Jahrzehnte gemeinsam in einer Wohnung leben kann und sich das Bad und Küche teilt. Diese Erfahrungen sollten wir auffrischen und an unsere Kinder weitergeben. Auch heute gibt es wieder viele Flüchtlinge, die noch in Heimen leben und von einer Wohnung träumen.

Viele Rentner haben großen Wohnraum. Wie der Focus am 20.01.2019 mitteilte, hat jeder Rentner durchschnittlich 59 qm Wohnraum zur Verfügung, während es im bundesdeutschen Durchschnitt nur 46 qm sind.
Diese Reserven können mit Propiska und Kommunalka erschlossen werden.

Die Propiska war in Ostberlin bis 1989 ein Instrument, um Wohnraum zu bewirtschaften. Entweder man bekam sie über den Arbeitgeber (bevorzugt: Bewaffnete Organe) oder man heiratete nach Ostberlin. Das Amt für Wohnungswesen vermittelte Wohnungen nach Größe der Familie. Eigene Wünsche stellte man im Interesse der Gemeinschaft hintenan.

Eine 4-köpfige Familie hatte Anspruch auf etwa 60 qm Wohnfläche, Küche und Bad inklusive.
Auch wenn sich manche DDR-Bewohner, die Westfernsehen schauten, darüber lustig machten mit dem Begriff Puppenstube – in einem Altbau zu wohnen war noch weniger lustig. Denn die meist privaten Besitzer investierten nicht – waren doch die Mieten seit Jahren gedeckelt.

Werfen wir einen Blick auf die Plakate zur Europawahl und wir stellen fest, dass sich Kommunalka und Propiska wunderbar in die Ziele dieser Parteien einordnen lassen und wir hoffen, dass sie bald an die Umsetzung gehen.

GrüneEine mutige Gesellschaft lässt sich keine Angst machen
Nur ein soziales Europa ist ein starkes Europa
SPDZusammenhalt
Miteinander
DGBWir für ein soziales Europa
Europa jetzt aber richtig (Mit Bild von weißer Frau
und schwarzem Mann)
DIE LINKEWer Europa will, muss es den Reichen nehmen
Tu was gegen Rechts- Solidarität statt Hetze
CDUDamit Europa Chancen für alle bringt
FDPLiebe kennt keine Grenzen

Aus dem Rahmen fällt nur die Blaue Partei mit ihrem Bild vom Sklavenhandel und der Parole:
Damit aus Europa kein „Eurabien“ wird.

Aber das ist noch nicht alles: SPD-Nachwuchstalent Kevin Kühnert ist für die Enteignung aller Wohnungsbesitzer. Da ist er härter als Genosse Stalin. Stalin heißt auf deutsch der Stählerne.
Da Kühnert noch härter ist als Stalin, bleibt für ihn nur noch der Name: TITAN.

„Die Verteilung der Profite muss demokratisch kontrolliert werden. Das schließt aus, dass es einen kapitalistischen Eigentümer an diesem Betrieb gibt. Im Übrigen geht es mir nicht um eine bessere Gewinnbeteiligung, sondern um die Vergemeinschaftung von Gewinnen.“
und: „Konsequent zu Ende gedacht, sollte jeder maximal den Wohnraum besitzen, in dem er selbst wohnt.” (siehe ZEIT online 2. Mai 2019)
Bravo, hier kommen wir Stalinisten mit unserer Kommunalka, denn eine wahre Gleichheit kann es nur geben, wenn alle gleich viel haben. Das betrifft auch Quadratmeter Wohnraum!

Da schlägt das Herz eines Stalinisten höher. Kommt doch der Kevin nicht aus dem Berliner Osten, sondern aus einer gutbürgerlichen Westfamilie. Wir hatten immer gedacht, dass an der Mauer die Grenze für uns im Osten war. Nein – die Gedanken sind frei geflogen. Die Spätfolgen sehen wir heute nach 30 Jahren Mauerfall.

Rot-Rot-Grün in Berlin gibt Hoffnung, dass Stalins Projekt von Kommunalka und Propiska schon in den nächsten Jahren mit dem TITANEN der Jusos umgesetzt wird.

Gerade unsere alten Mitstreiter aus Kreuzberg SO36, die ihr ganzes Leben für soziale Gerechtigkeit gekämpft hatten und deshalb als Berufs-Revolutionäre nicht zur bezahlten Arbeit gehen konnten – sie werden jetzt Hoffnung schöpfen. Sie bekommen kaum Rente – ihre staatliche Grundsicherung wird es ihnen aber dann erlauben, ein Zimmer in einer schicken Grunewaldvilla zu bewohnen, sich den Inhalt des Kühlschranks mit den Eigentümern zu teilen und die Stadt ihre Miete zahlen zu lassen. Unsere Genossen in der Wohnungsverwaltung werden an sie denken.

So erhalten sie doch noch zum Lebensabend ihren Anteil am Reichtum der anderen.

Rot Front!

Karl Murx

02. Mai 2019



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