Hunger und Rolls-Royce im Sozialismus

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Von Bodo Bost auf PAZ

Dürre, Überschwemmung, Missernte – die Vereinten Nationen warnen vor einem Lebensmittelmangel in Nordkorea. Die Ernte in dem Land ist laut einem Bericht der UN im vergangenen Jahr so schlecht ausgefallen wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Die Demokratische Volksrepublik Korea hat seit vielen Jahren mit Lebensmittelknappheit zu kämpfen. Die Zahl der Nordkoreaner, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, ist im letzten Jahr um 600000 auf elf Millionen angestiegen. Das entspricht 45 Prozent der Bevölkerung. Zugleich fehlt es an Geld, um Hilfslieferungen zu bezahlen.

Laut UN-Koordinator Tapan Mishra ist im vergangenen Jahr nur knapp ein Viertel des Finanzbedarfs gedeckt worden. Als Gründe für die schlechte Ernte gelten Naturkatastrophen, eine ineffiziente Landwirtschaft und Energiemangel. Wegen der gegen das isolierte Land verhängten Sanktionen fehlt es auch an moderner landwirtschaftlicher Technologie und an Düngemitteln. Aufgrund der bergigen Landschaft gelten nur 20 Prozent der Fläche als landwirtschaftlich nutzbar. Kritiker werfen der Führung in Pjöngjang zudem vor, jahrzehntelang den Ausbau der Armee und des Atomwaffenprogramms auf Kosten der Bevölkerung vorangetrieben zu haben.

Bei seinem Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un im Februar in Vietnam hatte US-Präsident Donald Trump dem Staat, für die Aufgabe seines Atomprogramms weitgehende wirtschaftliche Hilfe und rosige Zeiten versprochen. Das interessierte den Diktator allerdings wenig. Ihm geht es bereits jetzt gut, wie es der Bevölkerung seines Landes geht, kümmert ihn wenig. Der Gipfel in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi scheiterte auch an der Halsstarrigkeit des Diktators aus Pjöngjang.

Anders als in Venezuela, wo Präsident Nicolás Maduro keine Hilfsmittel ins Land lässt, läßt Nordkorea Hilfsorganisationen ins Land. Selbst der Papst wurde eingeladen, aber hat noch nicht mitgeteilt, ob er kommt. Aufgrund der politischen Lage ist es allerdings nur wenigen Hilfsorganisationen erlaubt, den Menschen in Nordkorea zu helfen. Mission East in Dänemark gehört zu den 15 Organisationen, die das Regime überhaupt ins Land lässt. „Die Kinder sterben hinter geschlossenen Türen“, sagte Mission-East-Geschäftsführer Kim Hartzner im Deutschlandfunk und appelliert an die Weltgemeinschaft, zu helfen.

Nach mehreren Monaten mit knapper Nahrungsmittelversorgung sind bereits mehrere Tausend Kinder gestorben, sagte Hartzner. Im Februar habe die Regierung erneut die Essensrationen auf die Hälfte reduziert. Schätzungsweise seien es 50000 Kinder, die in den nächsten Monaten sterben könnten. Während der großen Hungersnot von 1997 sind in Nordkorea etwa eine Million Menschen verhungert. Das war die größte Katastrophe der letzten Jahrzehnte weltweit, selbst die Kriege in Syrien und dem Irak zusammen haben nicht so viele Tote gefordert. Dieses könnte sich jederzeit wiederholen.

Angesichts der drohenden Hungersnot ist die Luxusgier der Machtelite in Nordkorea umso makabrer. Kim hatte im Oktober für Aufsehen gesorgt, als er zu einem Treffen mit US-Außenminister Mike Pompeo in Pjöngjang demonstrativ mit einem neuen Rolls-Royce „Phantom“ – Listenpreis rund 400000 Euro – vorfuhr. Beim Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump im vergangenen Juni in Singapur fuhr die nordkoreanische Delegation in einer ganzen Flotte von äußert teuren Mercedes-Limousinen vor. Bei einem Korea-Gipfel im September in Pjöngjang nutzten nordkoreanische Vertreter Autos der Luxusmarke Lexus.

Dadurch, dass er demonstrative teure westliche Autos zur Schau stellt, vermittelt Kim den Eindruck, dass er weiterhin bekommt was er will, und zeigt, wie wenig er sich um die gegen sein Land verhängten Sanktionen schert.

UN-Sanktionswächter Hugh Griffiths kritisierte dieses Vorgehen. Das Expertenkomitee der UN veröffentlichte vor Kurzem einen Bericht, wie Nordkorea die wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms verhängten Sanktionen umgeht. So kann Pjöngjang trotz der internationalen Strafmaßnahmen Kohle exportieren und Öl importieren. Die Güter werden einfach nur auf hoher See anstatt in einem Hafen von einem Frachtschiff auf ein anderes umgeladen und umetikettiert.



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