Von Gastautor Werner Wiemann
In Charlottenburg-Wilmersdorf kümmert sich das Bezirksamt, getrieben von den dominierenden Parteien Grüne, Linke und SPD, um die „Entkolonialisierung“ des Stadtbildes. Straßen aus der Kaiserzeit, die nach Personen der Kolonialgeschichte benannt sind, sollen ihre „anrüchigen“ Namen verlieren. An ihre Stelle sollen Namen aus dem „guten“ Umfeld der damaligen Auseinandersetzungen treten.
Das erweist sich leider als schwierig: Nicht nur, dass sich schon nach kurzer Recherche ergab, dass die Petersallee schon vor 35 Jahren nach Hans Peters umbenannt worden war. Der hatte sich im Widerstand gegen die Nazis und als Mitautor der Berliner Verfassung verdient gemacht. Ein Schild an der Straße wies darauf hin. Nur: in der Berliner Bürokratie ist dieser Vorgang versackt, also nicht amtlich geworden.
Nun hätte es unvoreingenommenen Mitmenschen völlig gereicht, endlich diese Eintragung in das Register der Straßennamen vorzunehmen. Wie aber dann umgehen mit dem Drang zu gutmenschlicher Aktion? Also nimmt man Hans Peters seinen Straßennamen weg und tut so, als ob es ihn nie gegeben hätte. Eben „grüner“ Umgang mit einem Antifaschisten und Demokraten. Ein Kollateralschaden, der in Kauf genommen wird, wenn man die Scheinwerfer auf die gute afrikanische Seite in den Auseinandersetzungen längst vergangener Zeiten lenken will.
Nun ist Geschichte aber komplex und richtet sich nicht nach grünen Schwarz-Weiß-Wünschen. Das ist in Afrika nicht anders als bei den herausragenden Personen aus der deutschen Geschichte, bei denen neben sehr positiven Leistungen z.B. bei Luther und Beuth auch Antisemitismus konstatiert werden muss. Im Afrika jener Zeit war es ebenso normal, dass eine Königin neben ihrer verdienstvollen Tätigkeit für ihr Gemeinwesen Sklavenhandel betrieb.
Wegen dieser Schwierigkeit, genügend Namensgeber ohne schwarzen Fleck auf der Weste zu finden, kam man dann auf die scheinbar kluge Idee, für einen Teil der Petersallee den Namen eines Aufstands gegen die deutschen Kolonialtruppen zu wählen: Maji-Maji. Maji-Maji bedeutet ‚Heiliges Wasser.‘ Tragisch war nur, dass dieser Aufstand in dem Glauben geführt wurde, dass dieses Wasser unverwundbar mache. Das erwies sich als Aberglaube und führte dazu, dass dieser Aufstand rasch und blutig niedergeschlagen wurde. Ist es also angebracht, einen solch fatalen Aberglauben mit einem Berliner Straßennamen zu ehren? Einen Aberglauben, der tausenden Afrikanern den Tod brachte?
Aber Maji-Maji ist nicht nur Hundert Jahre zurückliegende Vergangenheit. Dieser Aberglaube lebt heute noch in vielen afrikanischen Köpfen. Beispielsweise im Kongo. Dort wirkt er sich genau so tödlich aus, wie damals. Unter der Devise Maji-Maji werden Mitarbeiter von NGOs wie „Ärzte ohne Grenzen“ bedroht und bekämpft, die die Ebola-Epidemie eindämmen wollen. Gleiches geschieht dort der humanitären UN-Mission. Krankenstationen werden zerstört und abgebrannt. Polizisten enthauptet. Die Seuche breitet sich aus und fordert zahllose Todesopfer.
Nun kann man ja durchaus für kulturelle Eigenheiten Afrikas Sympathien hegen und sie als Zeichen bunter Weltoffenheit in das Berliner Stadtbild übertragen wollen. Ein todbringender Aberglauben muss es aber wirklich nicht sein. Damit macht man sich zum Gespött aller Kundigen. Und man verhöhnt all die Afrikaner, die sich im Kongo aufopferungsvoll der Ebola-Bekämpfung widmen. Von den Anwohnern, die mit einem solch fatalen Straßennamen leben müssen, ganz zu schweigen. Erklären kann man das nur mit grün-roter Unbildung einerseits, und der für diese politischen Gruppierungen typischen Realitätsverweigerung andererseits. Verwerflich ist es allemal. Hoffen wir also auf die nächsten Wahlen!