Wir werden nicht ruhen, bis der letzte Zeitzeuge aus Hohenschönhausen verschwunden ist!

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Geahnt haben wir es von Anfang an. Die umstrittene Absetzung von Hubertus Knabe als Gedenkstättenleiter in der ehemaligen Zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit der DDR in Berlin-Hohenschönhausen scheint eine von den alten Seilschaften der Staatssicherheit initiierte Aktion gewesen zu sein. Jedenfalls sieht es ein ehemaliger Führungsoffizier so.

Gestern traf ich im Soho House zufällig eine Filmproduzentin, die aktuell an einem Film über den Untergang der DDR arbeitet. Während ihrer Recherche rief sie auch bei dem ehemaligen Stasiführungsoffizier Schwanitz an, Sohn des Wolfgang Schwanitz, der lange Jahre Chef der Bezirksverwaltung Berlin, später stellvertretender Minister, Mielkes rechte Hand war.

Schwanitz hielt die Anruferin für eine Sympathisantin und nahm kein Blatt vor den Mund. Er kam auf die Absetzung Knabes zu sprechen. Endlich sei es „uns“ gelungen, Knabe loszuwerden. „Wir“ würden nun nicht ruhen, bis der letzte Zeitzeuge aus Hohenschönhausen verschwunden sei. Endlich müsste wieder klar gemacht werden, dass in Hohenschönhausen nur Lumpen und Verbrecher gesessen hätten.

Es scheint so, dass im Jahr des 30. Jubiläums des Mauerfalls die Stasiseilschaften realistische Möglichkeiten sehen, eine breite Revision des DDR-Geschichtsbildes zu erreichen. Sie haben seit Jahren daran gearbeitet, vor allem als Buchautoren, bislang ohne größeren Erfolg.

Notwendige Anmerkung: Selbstverständlich müssen die Vorwürfe der ehemaligen Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte untersucht werden und Konsequenzen haben, wenn sie sich als wahr herausstellen sollten.

Dies darf aber nicht als Vorwand für einen Umbau der Gedenkstätte benutzt werden. Die Gedenkstätte ist ein Projekt der ehemaligen politischen Gefangenen, das außerordentlich erfolgreich über die SED-Diktatur aufklärt. Hier müssen die ehemaligen Gefangenen, nicht die Stasi-Täter das Geschichtsbild bestimmen!



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