Journalistische Denunziation im Cicero – ein nicht veröffentlichter Leserbrief

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Gerne hätte ich mich nur inhaltlich mit dem Artikel von Christoph Seils “Es brauchte keine Intrige” über die Affäre Hohenschönhausen auseinandergesetzt. Es gibt dazu einiges zu sagen (siehe separaten Artikel), aber an dieser Stelle muss ich mich leider mit etwas anderem rumschlagen, nämlich mit einer journalistischen Denunziation des Cicero, in Gestalt des Journalisten Christoph Seils. Ziel dieser Denunziation bin ich oder in den Worten von Christoph Seils: „DDR-Bürgerrechtler, wie Vera Lengsfeld, die mittlerweile der AfD nahestehen“.
Sie finden meine Wortwahl zu hart?
Dann sollten Sie wissen, dass diese Art von Formulierung nur sehr schwer rechtlich angegriffen werden kann. Diese Art von “Beschreibung” ist sehr weitgehend durch die Meinungsfreiheit gedeckt, selbst wenn es sich, wie hier bei Christoph Seils, wie eine Tatsachenbehauptung liest. Und das ist für die Betroffenen doppelt perfide, denn in Cicero steht ja nicht: “Journalist Christoph Seils findet, dass Vera Lengsfeld der AfD nahesteht“, aber so würde das Gericht entscheiden. Deshalb kann ich mich nur medial-politisch wehren. Und dieses Recht nehme ich mir.

Christoph Seils benötigt keinen Beleg für seine denunziatorische Charakterisierung, aber ich habe den starken Verdacht, dass er sich sicher fühlt. Denn auf Wikipedia steht ja eine ähnliche Formulierung! Und die haben doch eigentlich immer Belege, oder? Ein Blick auf die Diskussionsseite zu meinem Wiki-Artikel gibt tiefere Einblicke: Eine Fraktion von Abstemplern ist wild entschlossen, ihre Ansichten unter das Volk zu bringen. Momentaner Stand ist, dass auch auf Wikipedia eine Abstemplung Seilsscher Lesart zu finden ist. Diese wird aber auf den Diskussionsseiten heftig kritisiert (“aneinandergereihte Mutmaßungen” ist nur eine der treffenden Formulierungen) und vielleicht setzt sich irgendwann ja das Ethos derer durch, die die Grundsätze des online-Lexikons verteidigen (“aber bitte keine Vermutungen von Journalisten und ähnliche Kaliber” als Beleg). Aber dann können die Abstempler ja eine neue Quelle ins Feld führen, nämlich die “Tatsachen” à la Christoph Seils.

Finden Sie meine Wortwahl immer noch zu hart?
Dann ist hier mein Vorschlag zur Güte: Christoph Seils und der Cicero streichen die beleglose Denunziation und dann nehme ich meinen Vorwurf zurück.

Vera Lengsfeld

P.S. Auf meinen unmittelbaren direkten Protest wegen obiger “Charakterisierung” bei Cicero bot mir Chefredakteur Christoph Schwennicke zunächst an, zur Einordnung einen Leserbrief von mir in der Sache zu veröffentlichen.
Nach Übermittlung des oben aufgeschriebenen Textes machte er einen Rückzieher, meinte aber mir “gestatteten” zu können, dass ich den Brief auf meinen Blog setze.
Lieber Herr Chefredakteur: Danke für die Großzügigkeit. Voilà!



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