Gastautor*
Menschen fliehen vor Hunger, Verfolgung und Gewalt. Menschen fliehen weil die Umstände in ihren Herkunftsländern unerträglich sind, sie von sexueller Gewalt, Diskriminierung oder dem Klimawandel bedroht sind etc.
Dies ist das allgegenwärtige Mantra der Verfechter einer unkontrollierten Einwanderung. Ich will mit dem nachfolgenden Erlebnisbericht dagegen halten. Da ich keine der handelnden Personen durch diesen Bericht in Schwierigkeiten bringen möchte, habe ich die Namen und Ortsangaben anonymisiert.
Meine Hoffnung ist es, durch diesen persönlichen Erfahrungsbericht mit Missverständnissen auf beiden Seiten aufzuräumen, und zwar sowohl mit Missverständnissen auf Seiten der Befürworter einer unbegrenzten ungeregelten Zuwanderung in den Zielländern, als auch Missverständnissen auf Seiten der Migranten, die sich durch die Sogwirkung seit 2015 ermutigt fühlen, sich auf den Weg zu machen und oftmals hier bitter enttäuscht werden.
Mein Erfahrungsbericht bezieht sich nur auf Subsahara-Afrika und dort ausschließlich auf die Länder entlang der Bucht von Benin, das sind die Länder von der Elfenbeinküste bis Gabun.
Ich habe 10 Jahre beruflich in der Region meinen Dienst für ein deutsches Unternehmen geleistet und bin seitdem immer noch einmal jährlich vor Ort mit meiner eigenen kleinen Firma.
Ich bin seit 27 Jahren mit einer Frau aus der Region verheiratet, mit der ich drei Kinder habe. Das Grundproblem ist, dass beide Seiten – die gutmeinende deutsche und die afrikanische – sich gegenseitig nicht gut genug kennen: Auf der einen Seite gibt es den gutmeinenden Deutschen, der glaubt, Afrika sei generell ein Kontinent des Hungers und der Not. Dieser Eindruck wird bewusst gefördert durch entsprechende Bilder in den Medien und Kampagnen von Hilfsorganisationen. Natürlich mag das für gewisse Gebiete zutreffen, aber es ist nicht die generelle Situation in Afrika.
Nehmen wir als Beispiel „Boko Haram“. Die Terrororganisation ist ein regional beschränktes Phänomen, das Nigeria (Borno State), Kamerun (Extrême Nord), Niger und den Tschad betrifft. Ein Bewohner der Küstenstädte wie Lagos oder Douala wird damit niemals in Berührung kommen. Trotzdem gibt es Gutmeinende, welche die Existenz solcher Gruppen dazu verwenden, einen Fluchtgrund für die Bevölkerung eines ganzen Landes daraus abzuleiten.
Auf der anderen Seite gibt es den durchschnittlichen Schwarzen, der keinen festen Job hat, und sich mit Gelegenheitsarbeit durchbringt (Wächter, Autowäscher, Hausierer, Tagelöhner etc.) Er hat eine tiefe Sehnsucht nach Paternalismus, also nach jemandem, der ihm seine Bürde abnimmt. Er hat von seinen Vorfahren gehört, dass es unter den Kolonialmächten viel besser war. Als die Briten/Franzosen/Deutschen noch da waren, seien diese zwar streng gewesen, hätten aber Arbeit gegeben und sich um seine kleinen Probleme gekümmert, solange er loyal war. Das haben diese Leute immer noch im Sinn und die Idee der Willkommenskultur hat bei ihnen wie ein Blitz eingeschlagen.
Ich komme jetzt zu meiner eigentlichen Schilderung: Acht Jahre war ich mit meiner Frau in einem der besagten Länder (nennen wir es Gabun). Meine Frau war Stammkundin in einem Haarstudio für afrikanische Haartrachten, deren Besitzerin wir hier „Tulipe“ nennen wollen. Ich mochte Tulipe nie besonders, da sie immer klagte wie hart das Leben sei und sich durch die Bekanntschaft mit meiner Frau Vorteile verschaffen wollte. Nach unserer endgültigen Abreise hörte ich bis August 2018 nichts mehr von ihr.
Im August 2018 erhielten wir von Tulipe einen Anruf (hier in Deutschland), dass sie in Rom angekommen sei und gerne bei uns vier Wochen bleiben möchte. Ich konnte natürlich nicht ablehnen. Also kam sie mit dem Zug aus Rom. Nach einer oder zwei Wochen habe ich sie interviewt, was ihre weiteren Pläne seien. Sie antwortete mir Folgendes: Das Haarstudio habe ich aufgegeben, weil die Konkurrenz zu groß war. Es gibt immer mehr ambulante Friseusen, die zu den Kundinnen ins Haus gehen, und den Job für die Hälfte des Preises machen. Danach wollte ich einen Handel betreiben. Dreimal bin ich nach Dubai geflogen, um Taschen dort einzukaufen, die ich in Gabun teurer verkaufen wollte. Das Geld dafür (ca. 9000 € !) habe ich von meinen Verwandten geliehen, aber leider hat der Handel sich nicht so entwickelt wie erhofft. Die Verwandten wollen das Geld natürlich zurück. Jetzt bin ich hier, weil ich durch meine Dubai-Visa ein Schengen-Visum für Italien erhalten konnte. Ich will hier Asyl beantragen, weil ihr Deutschen doch so viele Arbeitskräfte braucht.
Ich antwortete ihr: Tulipe, du kannst in meinem Haus für vier Wochen bleiben, aber ich begrüße deine Pläne nicht. Wenn du jemals deine 9000 € zurückzahlst, wird das auf Kosten unserer deutschen Steuergelder erfolgen. Ich glaube nicht, dass man dich hier für irgendeinen Job braucht. Ich zahle dir ein Ticket zurück und du reist aus bevor dein Schengen-Visum ausläuft.
Natürlich war ihr Entschluss bereits gefasst und sie hat sich Rat aus dem Netzwerk der hier bereits Etablierten geholt, ihren Gabun-Pass vernichtet und sich auf einem Polizeirevier als staatenlose Asylantin präsentiert.
Am selben Tag wurde sie in einer Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht und es leif das gesamte Programm mit Sprachkursen und Integrationskursen an.
Zum Jahreswechsel war sie zu Besuch bei uns. Sie hat inzwischen ein paar wenige Worte Deutsch gelernt „wie geht’s, danke, bitte“ aber mehr auch nicht. (Ich habe damals, als mich meine Firma in ein francophones Land schickte, Basis-Französisch in zwei Monaten gelernt!) Aber, was mich am meisten verwunderte, war, dass sie sich in ihren Erzählungen über Rassismus ausließ. Rassismus ist in Afrika ein Begriff, der meist für Tribalismus verwendet wird, also für Feindschaften unter verschiedenen Volksstämmen. Ich hatte also den Verdacht, dass ihr der Begriff von einer fremden (deutschen) Person eingeimpft wurde. Und so war es dann auch. Sie hat eine Betreuerin, mit der sie sich zweimal in der Woche unterhält, um ihre Probleme zu diskutieren. Sie schilderte die Bürde, jeden Tag bei Kälte um 7:00 Uhr mit dem Bus zum Sprachkurs fahren zu müssen. Die Betreuerin, vermutlich eine Gutmeinende, erklärte ihr, Deutschland sei ein kaltes rassistisches Land und die Tulipe hat das so übernommen.
Um hier zum Ende zu kommen: Tulipe wird kein Problemfall sein, der Leute grundlos prügelt wie in Amberg, da sie eine 45jährige Frau ist. Sie wird aber wahrscheinlich für immer hier bleiben auf Sozialkosten. Sie wird vielleicht nochmal einen anderen Asylanten heiraten, um ihm eine Aufenthaltsgenehmigung zu verschaffen, vielleicht mit ihm zusammenziehen in eine sozialfinanzierte Wohnung, vielleicht prügeln sie sich, dann zieht sie in ein Frauenhaus, natürlich alles bezahlt von den unendlichen Wohlfahrtsprogrammen für jeden in Not.
* Name und Adresse des Autors sind mir bekannt.