“ARD-“Chefredakteur“ Kai Gniffke: Wer sich entschuldigt, klagt sich an

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Von Gastautor A. N.

Vor wenigen Tagen wurden der Offenburger Arzt Dr. med. Joachim T. von einem Asylbewerber erstochen und seine Arzthelferin verletzt – und die ARD berichtet darüber: Nichts.

Im Tagesschau-Blog vom 18.8.2018 rechtfertigt ARD-Chefredaktuer Gniffke das so: „Wir berichten in der Tagesschau über Dinge von gesellschaftlicher, nationaler oder internationaler Relevanz. Dinge, die für die Mehrzahl der rund 83 Millionen Deutschen von Bedeutung sind. Dabei können wir nicht über jeden Mordfall berichten. Ich glaube, da würde wohl auch die Mehrzahl unserer Kritiker noch mitgehen. Wo die Meinungen auseinander gehen, ist die Frage, ob wir darüber berichten sollten, wenn es sich beim Tatverdächtigen um einen Asylbewerber handelt. Aus meiner Sicht sollten wir das dann tun, wenn Asylbewerber überproportional an Tötungsdelikten beteiligt wären. Das ist, soweit wir es recherchieren können, nicht der Fall. Deshalb haben wir uns gegen die Berichterstattung entschieden.“

Schon der zweite Satz ist falsch: Es gibt nach Statistischem Bundesamt 82,7 Mio. Einwohner Deutschlands, von den allerdings 10,6 Mio. „ausländisch“ sind: Es gibt also nicht „rund 83 Millionen Deutsche“, sondern nur 72,1 Millionen Deutsche in Deutschland – zählt man die rund 3,4 Mio. Auslandsdeutschen (die wahrscheinlich noch seltener ARD konsumieren, als die Inländer) dazu, so sind es 75,5 Mio. Deutsche. Hat Gniffke etwa 75,5 auf 83 aufgerundet? Vielleicht ist diese falsche Zahlenangabe noch als läßliche Sünde zu werten, aber eines „Qualitätsmediums“, das immerhin Milliarden Euro zur Verfügung hat, um erstklassige Qualität zu liefern und das seine Protagonisten jedenfalls erstklassig bezahlt, ist es unwürdig. Woher weiß Gniffke, was „für die Mehrheit der rund 83 Millionen Deutschen von Bedeutung ist“? Gut möglich, daß er sein privates Bauchgefühl (oder auch seine eigene volkspädagogische Beseeltheit) mit der Meinung der Mehrheit der Deutschen verwechselt – zumindest werden die Leute nicht danach gefragt (müssen aber für Herrn Gniffkes Einsichten bezahlen, ob sie wollen, oder nicht – insofern zumindest funktioniert noch die vielbeschworene ganze Härte des Rechtsstaats).

Ein kapitaler Fehler ist allerdings die Behauptung, Asylbewerber seien an Tötungsdelikten, „soweit wir es recherchieren können“, nicht überproportional beteiligt. Recherchiert bei der ARD überhaupt jemand? Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist jedermann zugänglich und auch wenn deren Aussagekraft cum grano salis zu genießen ist (es soll in den letzten 10 Jahren 245 Änderungen an Begriffen und Definitionen in den „Richtlinien für die Führung der Polizeilichen Kriminalstatistik“ des Bundeskriminalamtes gegeben haben, mit denen die überjährige Vergleichbarkeit und Aussagekraft – wohl absichtsvoll – geschwächt wird), ergibt eine Analyse, daß männliche Asylbewerber im Jahr 2017 (für 2018 liegen naturgemäß noch keine Zahlen vor) um den Faktor 43 häufiger Tatverdächtige von Tötungsdelikten waren, als männliche deutsche Staatsangehörige. Falls den ARD-Faktencheckern zu mühsam sein sollte, diese Kriminalstatistik selbst zu analysieren: Man kann Analysen gratis abrufen – z.B. hier und hier. Aber vielleicht haben die ARD-Checker das ja gecheckt und Herr Gniffke findet bloß, daß der Faktor 43 (Asylbewerber sind 43 mal so oft Tatverdächtige von Tötungsdelikten wie Deutsche) noch nicht die Qualifizierung „überproportional“ verdient.

Vielleicht läßt sich die Gniffke‘sche Rechtfertigung, warum die ARD den Mord an dem Offenburger Arzt unerwähnt ließ, erklären – etwa durch Null Ahnung, durch Null Recherche oder durch Null Willen zu objektiver Berichterstattung. In der Summe ergeben diese Nullen 100% Unprofessionalität.

Immerhin: Qui s‘excuse, s‘accuse.”

 



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