Auf unserem Weg zum Glacier National Park in Montana hatten wir 6 Stunden Aufenthalt auf dem Seattle-Tacoma International Airport, der mindestens doppelt so groß ist, wie unsere beiden Hauptstadt-Flughäfen zusammengenommen. Wir saßen schon am Abflug-Gate der Alaska-Airline, als sich gegen 20 Uhr die Atmosphäre spürbar veränderte. Die Flüge, die kurz nach 20 Uhr starten sollten, gingen nicht mehr ab. Die Halle, in der es bis dahin ziemlich entspannt zuging, füllte sich zusehends mit wartenden Passagieren.
Zunächst gab es keine Informationen, dann hieß es, ein Flugzeug hätte Schwierigkeiten beim Landeanflug gehabt, mehrere Landebahnen hätten gesperrt werden müssen. Die ankommenden Flüge müßten Warteschleifen fliegen.
Dann sahen wir, dass kurz hintereinander mehrere Flugzeuge starteten. Erst aus den Nachrichten haben wir am anderen Morgen erfahren, dass es sich um Kampfjets gehandelt hatte.
Bewundernswert war, mit welcher Gelassenheit die Amerikaner die Verzögerung aufnahmen. Besonders eine junge Frau vom Abflugschalter bemühte sich mit witzigen Bemerkungen die Leute aufzuheitern, was dankbar angenommen wurde. Wir waren weniger entspannt, weil zu diesem Zeitpunkt schon 21 Stunden unterwegs und hundemüde.
Aber dann ging alles ziemlich schnell. Der gesperrte Flughafen wurde unmittelbar nach dem Absturz des gestohlenen Flugzeugs bei der nahegelegenen Insel Keaton wieder geöffnet. Kurz darauf kam über die Nachrichten, dass ein Mitarbeiter des Bodenpersonals das Flugzeug gestohlen und ohne Erlaubnis gestartet hatte. Der Mann, mit dem der Tower in Kontakt kam, sagte, er sei ein „kaputter Typ“, auch wenn ihm das vorher nicht bewußt gewesen wäre. Er drehte ein paar Loops und kam der Aufforderung, zu landen, nicht nach. Das Ganze soll 90 Minuten bis zum Absturz gedauert haben.
Unser Flug sollte planmäßig 21.30 starten, Fast genau um diese Zeit wurde der Flughafen wieder frei gegeben und das Boarding begann unverzüglich. Ich staunte nicht schlecht. Vor wenigen Wochen hatte ich erlebt, dass der Erfurter Hauptbahnhof stundenlang wegen eines flüchtigen Messerstechers gesperrt und der Zugverkehr vom früh bis spät unterbrochen und beeinträchtigt worden war.
Hier ging alles bewundernswert professionell und ohne Verzögerungen vor sich.
Die wichtigste Nachricht erreichte uns, als wir auf dem Glacier National Park Airport landeten.
Das Ganze war kein terroristischer Akt. Im Gegensatz zu unseren öffentlichen Verlautbarungen im Fall des versuchten Brandanschlags und der Messerstecherei im Lübecker Linienbus, glaube ich den hiesigen Autoritäten das auch.